15

2.8K 109 3
                                    

Lilly´s POV:

Ich konnte es nicht. Ich zog die Klinge zurück und schloss die Augen. So wollte ich nicht enden. Schwerfällig rappelte ich mich auf, als es unten an der Tür klingelte. Ich wischte mir die verlaufene Schminke weg und vergrub meine zitternden Hände in den Hosentaschen, dann öffnete ich. Bill.

"Warum warst du so abweisend zu – oh. Komme ich ungelegen? Du siehst wirklich nicht gut aus. Hast du geweint?" "Quatsch. Und du kommst nie ungelegen. Was gibt’s?" Bill musterte mich noch mal misstrauisch, dann trat er ein. 

"Ehrlich gesagt wollte ich wissen, was vorhin los war. Ihr wart alles andere als freundlich zu Natascha." Fast hätte ich gelacht. Bill folgte mir in mein Zimmer und setzte sich auf mein Sofa. "Naja, weißt du, wir haben halt alle Angst, dass das wieder nur irgend so ein Groupie ist." "Natascha ist bestimmt nicht so!" Doch meine Gedanken waren nicht bei Bill. Ich dachte eher darüber nach, was eigentlich wäre, wenn ich ginge. Wenn ich einfach nicht mehr da wäre. Tot. Sollte ich einen Abschiedbrief schreiben oder einfach so gehen? Wie würde ich beerdigt werden? Und was war nach dem Tod? Freiheit? Frei, von allen Gefühlen? 

Ich lächelte. Das wäre schon schön...

"Lilly?" Ich sah auf und in Bills Augen. "Bist du sicher, dass alles okay ist?" Nein, gar nichts war okay. Warum musste in meinem Leben alles schief gehen? "Doch, mir geht’s gut." Ich drehte mich ein wenig auf meinem Drehstuhl. "Weißt du, ich hatte ein echt komisches Gefühl, vorhin. Keine Ahnung was das war. Als ob…irgendwas nicht stimmen würde. Hast du das auch manchmal?" 

Ich sah auf. Das konnte nicht sein, Bill musste etwas anderes gemeint haben. Unmöglich. "Ähm…nein." Bill sah enttäuscht aus. "Vielleicht war was mit Tom." Bill schüttelte den Kopf. "Bei dem war ich ja gewesen." Toll, ich hatte eine seelische Verbindung mit Bill, und er hatte ne Freundin. 

"Weißt du, ich bin am überlegen, ob ich Tascha mit auf Tour nehmen. Wenn die anderen nichts dagegen haben." l

Mein Herz setzte für einen Schlag aus. Ich hatte viel mehr Gründe, mit auf Tour genommen zu werden! Und diese Tusse, die Bill gerade mal ein paar Wochen kannte, die wollte er mitnehmen.

"Bill, tut mir Leid, aber ich bin echt müde." Bill verstand den Wink und stand sofort auf. "Ok, dann…sehen wir uns morgen? Vielleicht?" Ich nickte, ohne ihm in die Augen zu sehen und begleitete ihn bis zur Haustür.

Eine Woche war vergangen. Hieß es nicht in den ganzen psychischen Studien, dass bei seelisch labilen Menschen nur ein kleiner Vorfall das Fass zum Überlaufen bringen konnte, eine Katastrophe auslösen konnte? Genau das war mir passiert. Ich hatte den Boden unter den Füßen verloren. Wegen Natascha hatte Bill mir viermal abgesagt. Ich hatte wieder aufgehört zu essen. Ich lag stunden lang mit offenen Augen im Bett und starrte an die Decke.

Wieder 3 Tage später besuchte Bill mich. Entsetzt sah er, wie blass und dünn ich in der kurzen Zeit wieder geworden war. "Lilly, was – " Ich lächelte. "Kleiner Rückfall, das ist normal, ich hab mich informiert. Nicht schlimm." Bill musterte mich misstrauisch. "Weißt du, ich wollte mit dir reden." Aufmunternd sah ich ihn an. "Naja, also…zwischen Natascha und mir krieselts." Ungläubig sah ich ihn an. "Ja, ich weiß, klingt komisch. Aber…ach, ich weiß auch nicht." Traurig setzte er sich und starrte die Wand an. Seine Haare hatte er zu einem Zopf gebunden und er trug wieder mal viel Schmuck.

Ich beobachtete ihn und versuchte zu verbergen, wie sehr mich diese Nachricht freute.

"Weißt du was, ich geh zum Bäcker um die Ecke und besorg dir Kuchen. Kuchen muntert dich immer auf." Also schnappte ich mir mein Geld und machte mich auf den Weg, obwohl es schon kurz vor 7 war. Ich beeilte mich, holte den Kuchen und war nach 10 Minuten schon wieder im Haus. Ich wollte den Kuchen in mein Zimmer bringen, hörte aber Bill in Gustavs Zimmer.

"…Wäre es vielleicht doch besser, sie mal in eine Klinik zu schicken." "Meinst du? Sie ist schon wieder so dünn, aber…" "Gustav, langfristig kann ihr nur dort geholfen werden. Ich hab ja schon Angst, zu ihr zu sehen. Es wird nicht von alleine besser werden." "Ich werde mal mit meinen Eltern reden…"

In eine Klinik. Aber ich wollte in keine Klinik! Ich wollte hier bleiben, ich bekam das doch in den Griff! Mir fiel der Kuchenteller aus der Hand und ich lief los. Die Treppe hinunter und aus dem Haus, auf direktem Weg in das alte Industriegebiet unserer Stadt. Anscheinend war ich ja für alle nur noch eine Last. Bill hatte es ja selbst gesagt. Und mit einer wie mir würde er nie zusammen sein wollen. Wahrscheinlich ekelten sich alle nur vor mir. Ich wusste, was ich zu tun hatte.

Doch ich bemerkte nicht, dass Bill mir nachgerannt war.

™™™™™™™™™™™™™™™™™™™™™™™™™™™™™™™™™™™™™™™™™™™™™™™™™™™™™™™™™™

Wer von euch hat alles Twitter :) ?  K9nnt ihr mir euren Namen per PN schicken? Ich <3 Twitter *-*

...Nici :*

Gustavs kleine Schwester (A Tokio Hotel Fanfiction)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt