5. Kapitel: Blace

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Eigentlich müsste ich komplett fertig sein, nach allem was passiert war, aber irgendwie wollte ich nur noch mehr erfahren, alles sehen. Man wird schließlich nicht alle Tage aus seinem kümmerlichen Leben herausgeholt und findet endlich seinen Feind, den man seit Jahren sucht. Ich war mir noch nicht sicher, ob ich ihm verzeihen konnte, aber das würde sich zeigen.

Als wir ins Freie traten kamen sofort ein paar Kinder, alle um die 10 Jahre alt, die bis jetzt Fußball gespielt hatten und fragten, wer ich sei und was ich könnte. Charles schaffte es nach einiger Zeit sie abzuwimmeln und wir liefen los, damit er mir das Gelände zeigen konnte.
Wo wir schon Mal bei Charles waren: Er wirkte viel erwachsener als er eigentlich war, es waren nur vier Jahre Altersunterschied zwischen uns.  Und er war ein Freund meines Vaters. Vom Aussehen her könnten sie gleich alt sein, aber Logan war um die 150 und Charles 21! Und er sah wirklich gut aus.

Wir liefen durch den Garten, den einige X selber gemacht hatten. Er erzählte mir​, wie alles hier zustande gekommen war, was für Kräfte es hier noch gab und natürlich landeten wir wieder bei meinem Vater. Charles nahm ihn in Schutz, was mich ein bisschen wütend machte. Aber irgendwie verspürte ich keinen so großen Hass mehr auf Dad wie früher.

"Kann ich später vielleicht mal mit ihm reden?", fragte ich irgendwann.
"Ich denke schon, aber lass ihm ein bisschen Zeit, um über alles nachzudenken."
"Das werde ich. Du hast vorhin erwähnt, dass ich ihm seine Erinnerungen zurückgeben kann. Wie soll das gehen?"
"Als du sein Gedächtnis gelöscht hast, hast du das ganze abgespeichert, als wäre es deine Erinnerung. Und da du Leuten deine eigenen Erinnerungen zeigen kannst kannst du ihnen wahrscheinlich auch die anderer Leute zeigen. Vielleicht funktioniert es, vielleicht nicht, das kann ich nicht sagen."

"Warum haben sie gerade mich aufgesucht? Es gibt doch sicher viele Mutanten, warum ich?"
"Als ich dich entdeckt habe dachte ich erst, du wärst eine fünf! Du hattest eine unglaublich starke Ausstrahlung, aber sie war nicht genau wie die einer fünf und das hat mich stutzig gemacht. Die anderen haben erst gesagt, ich solle das Risiko nicht eingehen, aber selbst wenn du eine fünf gewesen wärst hatte ich es tun müssen, allein schon um alle anderen zu beschützen."
"Aber ich bin keine fünf, oder?"
"Nein. Du bist ein genetisch nicht mögliches Wunder. Logans Krallen sind, wie du sicher weißt, nicht natürlich, aber sie haben sich anscheinend in all den Jahren mit seiner DNA zusammengefügt. Anders kann ich es mir auch nicht erklären."
"Und warum hab ich seine Selbstheilungskräfte nicht geerbt, sondern das eigentlich unnatürliche?"
"Ich habe​ keine Ahnung. Gefällt es dir etwa nicht?"
"Doch, es ist schon cool, aber irgendwie seltsam."
"Sag mir nicht, dass irgendwas an dir normal ist!"

Wir schlenderten weiter und gingen schließlich wieder nach drinnen, wo er mir die verschiedenen Räume zeigte. "In den Keller können wir zurzeit leider nicht."
"Wieso denn nicht?"
"Der ist vor drei Tagen zusammengestürzt, weil ein paar unserer Schüler ein bisschen übermütig waren", sagte er lachend. "Wir haben erst gestern damit angefangen, ihn wieder sicher zu machen. Vielleicht kannst du uns helfen?"
"Ja, gerne, ich fühl mich sonst eh schnell überflüssig. Wollen wir gleich anfangen?"
"Nein, heute ist es schon zu spät. In einer halben Stunde gibt es Abendessen. Ich sollte wohlbesser mal in die Küche schauen, bevor die auch noch abgefackelt wird!"

Die Zeit war wahnsinnig schnell vergangen und wir gingen zurück ins Haus.
Ich hatte Angst vor dem Abendessen. Angst, wie die anderen auf mich reagieren würden, Angst, meinen Vater wiederzusehen.

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