Kapitel 7 Kassra

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Als ich die Augen wieder öffnete, blickte ich in zwei grosse bläuliche Augen. Ich erschrak nicht, ich war erstaunlich ruhig. Das wesen erhob sich wieder in der Luft und begann über mir zu schweben. Der Körper hatte eine Farbe wie flüssiges Glas. Ich erkannte das Tier als Greif wieder. Ich musste lächeln, bloss Magier kamen darauf einen Greif als Todesengel zu schicken. Plötzlich flog er einen Bogen und kam mit geöffnetem Schnabel auf mich zu. Ich schloss die Augen und stellte mcih wieder auf dem Friedhof vor, wie der Wind aufblühen würde und mich im Auge des Tornados beschützen würde. Ich bemerkte erst, dass der Wind stärker geworden war, als mein Kleid anfing zu flattern. Verwundert blickte ich auf. Ich lehnte am Pfahl an, während um mich herum wie Feuerzungen Wind wütete. Der Greif sah mich mit starrem Blick an, während am Rand des Windkreises stand. Und dann gescha etwas, was mich aus der Fassung brachte.

Wie heisst du?

Ich hörte diese Fremde Stimme in meinem Kopf, als hätte ich dies gerade gedacht. Ich wollte ihr antworten Jeanne, doch das erschien mir falsch, ebenso Yuki.

Ich weiss es nicht.

Das peitschen des Windes war die einzige Lärmquelle, sonst war es totenstill. Dann trat der Greif auf mich zu. Jedesmal, wenn eine Windzunge ihn traf, glitt sie durch ihn hindurch, ohne Schaden anzurichten, leidiglich der Rand verschwamm etwas. Vor mir blieb er stehen und senkte seinen Kopf.

Dann erinnere dich wieder.

Mit diesen Worten berührte er mit seinem Schnabel meine Stirn und ein jäher Schmerz durchzuckte mich so stark, sodass ich ohnmächtig wurde.

Gleissendes Sonnenlicht hüllte mich ein. Meine Finger streiften durch hohes Gras, welches mir so bekannt vorkam. Ich stand unter der Trauerweide, welche auf dem Friedhof wuchs. Die Weide war noch etwas kleiner und die Grabsteine sahen noch neuer aus, die Spuren der Zeiten zeichneten sich noch nicht auf dem grauen Stein ab. Ich fühlte mich leicht, als wäre ich der Wind selbst. Als ich an mir runterblickte, wies ich eine Farbe auf wie der Greif von vorher und durch mich hindurch sah ich verzerrt den Boden. Unter den Grabsteinen bewegte sich etwas. Langsam ging ich durch die Reihen darauf zu. Ein kleines Mädchen mit langen Haaren, welche von allen Seiten abstanden, kniete vor einem Grabstein und fuhr der Inschrift mit ihrem Finger zitternd nach. Ihre Augen waren leer und das Braun schien zu leuchten. Sie mochte vielleicht vier oder fünf sein, doch ihr ernster Ausdruck täuschte darüber hinweg und liess sie so viel älter erscheinen. Sie zog ihre Hand zurück und legte sie auf ihr Herz. Sie krümmte sich zusammen und schluchzte laut auf. Wind wirbelte um sie herum auf zu einem Wirbel. Eine mir nur zu bekannte Stimme liess den Wind noch wilder umherwirbeln.

„Dort ist sie."

Kurz bevor die Bulldogge das Mädchen erreichte, verschwand die Szene, als hätte jemand sie weggeblasen. Diesmal war ich in einem Kinderzimmer, welches fröhlich wirkte und wieder traf ich auf das kleine Mädchen, jedoch wirkte es etwas jünger und unbeschwert. Voller Geduld hielt sie ihre Hand einer kleinen Katze hin, welche sich langsam ihr näherte. Sie strahlte eine solche Ruhe aus und Intelligenz, dass ich mich fragte, wie sie ncoh so jung sein konnte. Als die Katze ihre Hand sanft berührte, stahl sich ein solch reines Lächeln auf ihr Gesicht, dass ich es nicht ertragen konnte, hinzusehen.

„Siehst du, das ist doch gar nicht so schlimm. Wir Vertrauten müssen halt zusammen halten." Etwas an ihrer Stimme brachte etwas in mir zum klingen.

Vertrauten? Wieder wurde die Szene so plötzlich fortgewischt, dass ich keine Chance hatte, noch einen Blick auf dieses seltsame Mädchen zu werfen oder auf die Katze, welche nun seelenruhig und wie selbstverständlich neben ihr stand. Diesmal war ich wieder im Freien, anscheinend in einem Garten, denn hinter mir ragte ein kleines Haus auf, von dem ich in das mir bekannte Kinderzimmer hereinsehen konnte. Wieder war das Mädchen hier, doch diesmal war sie von einem Mann und einer Frau umgeben, welche eng umschlungen ihr zusahen. Wahrscheinlich ihre Eltern. Die Züge des Kindes waren wieder weniger rundlich und es schien, als wäre sie ungefähr wieder in dem Alter wie in der ersten Szene. Ihr Vater war gross gewachsen und hatte schwarze Haare, welche ihm ins Gesicht fielen und stechend blaue Augen mit einer Intensität, welche sofort die Aufmerksamkeit auf sich zogen. Doch auch die Frau war ein wahrer Hinblick. Zierlich war sie gebaut mit derselben Haarfarbe, wie auch ihr Kind und denselben warmen, braunen Augen. Ihre Augen hatten jedoch eine etwas andere Form und auch ihre Haltung wirkte anders. Plötzlich knackste etwas und das Liebespaar wirbelten umher, doch es war schon zu spät. Netze zogen sich über dem Mann und der Frau ihren Köpfe zusammen und binnen weniger Sekunden waren Männer dort und fesselten die beiden. Das Kind war zurück gesprungen und war somit dem Netz ausgewichen.

Blinded: Rache von Feuer und WindWo Geschichten leben. Entdecke jetzt