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Fourth Hour

Seit drei Stunden lag er nun schon da. Sicher in seinem Handeln. Sicher in seinem Tun. Er wusste, dass es für einige Dinge keine Erklärung gab. Keine, die auf alles und jeden zutreffen würde.

Depression.

Im Internet stand: Die Depression ist eine schwere psychische Störung. Typisch für sie sind gedrückte Stimmung, negative Gedankenschleifen und ein gehemmter Antrieb. Häufig gehen Freude und Lustempfinden, Selbstwertgefühl, Selbstfähigkeit, Leistungsfähigkeit, Einfühlungsvermögen  und das Interesse am Leben verloren.

Das traf ja vielleicht auf den Großteil zu, doch das war keine Erklärung. Wie genau die Depression zustande kam, das wusste niemand genau. Durch Unwohlsein, Erfahrungen, negative Gedanken oder Mobbing.

Oliver wurde einmal von einem Lehrer an seinem Gymnasium gefragt, was der Grund für sein depressives Verhalten wäre. Oliver zuckte daraufhin nur mit den Schultern und der kahlköpfige, weitsichtige Mann begann zu überlegen, bis er einfach meinte, dass man eine Depression ganz einfach verallgemeinern kann: Traurigkeit.

Er klopfte Oliver auf die Schulter und sagte: „Sei nicht immer so traurig und negativ."

Tatsächlich fühlte sich Oliver noch nie so verraten von einem Menschen. Obwohl, war verraten das richtige Wort? Nein, eigentlich nicht.

Verarscht würde eher passen. Oliver fühlte sich noch nie so verarscht von einem Menschen. Und in seinen wenigen Lebensjahren lernte er viele Menschen kennen. Zu viele für seinen Geschmack.

Wie konnte ein studierter Pädagoge nicht wissen, dass eine Depression nicht nur aus Traurigkeit bestand? Wie konnte er das nicht wissen?

Noch immer starrte Oliver nur auf den einen Punkt an der Decke. Seine hellbraunen Augen - leblos.
Sein Blick – leer.

Nichts Besonderes mehr für Olivers Erscheinungsbild.

Neulich hatte er geweint und ging zu Dean. Dieser hat erst ziemlich geschockt geschaut, doch hat Oliver dann in den Arm genommen und fragte sich, ob er jemals so ein Ausmaß an Emotionen in Olivers Augen gesehen hat – hatte er nicht.

An diesem Tag stellte Oliver fest, dass er Dean wirklich vertrauen konnte.

Dean hatte es weder seinen Freunden, seiner Freundin oder seiner Mutter erzählt, die gelegentlich mal herein geschaut hatte. Sie sagte mal, dass Oliver ihr wirklich leidtun würde. „So ohne Eltern, die für einen sorgen.", sagte sie. Doch Dean erklärt ihr dann kurz, dass Oliver nicht so viel Wert auf seine Eltern legte, dass es einen Grund geben musste, dass sie ihn weggaben und er das respektierte.

Die ältere Blondine hatte sich daraufhin nie wieder zu dem Thema geäußert. Wahrscheinlich war ihr nicht ganz klar, wie ein Junge es akzeptieren konnte von seinen Eltern, den Personen, die ihr Kind lieben und aufwachsen sehen sollten, weggegeben zu werden.

Niemand konnte das, außer Dean.

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