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Third Hour

Zwei Stunden liegt Oliver schon in seinem Bett, starrt mit leeren, leblosen Augen vor sich hin. Sein Blick klebt an der Decke. Ein kleiner Punkt an ihr, das liegt in seinem Fokus.

Oliver legte nie viel Wert auf seine Ordnung. Wieso auch? Er lebte nur mit Dean. Dieser betrat selten sein Zimmer. Im Heim war es den Erziehern und Betreuern egal, wie das Zimmer aussah. Oder roch.

Olivers jetziges Zimmer, war kaum zu sehen. Die Rollos waren unten, das Licht eigentlich immer aus. Die Möbel und der Boden dunkel. Die Wand ebenfalls.

Oliver mochte kein Licht, noch nie.
Es brannte nur unangenehm in den Augen, machte die Haut orange und kostete unnötig viel Geld, was man auch für andere Dinge nutzen könnte.

Auch über Geld machte sich Oliver nie wirklich Gedanken. Das wichtigste über die Wirtschaft hatte er in der Schule gelernt. Das Geld hatte immer Dean verwalten.

In einer kleinen Kiste in seinem Zimmer lagen einige Scheine. Jeden Monat kamen neue rein. Jeden Monat vertraute Oliver Dean eine Menge an. Dean war der einzige Mensch für Oliver, der einen Wert hatte. Nie hatte ein Mensch dem Schwarzhaarigen so viel bedeutet. Nie.

Im Heim war mal ein Mädchen, – da war Oliver 10 – das ganz nett war. Er mochte es. Als Freundin. Alle hatten immer gesagt, dass er sie lieben würde, doch er wusste es besser. Er hatte sich in seinen jungen Jahren schon viel mit dem Thema Liebe auseinander gesetzt. Und eines konnte er sicher sagen. Oliver Black war noch nie verliebt.

Er hatte nur mal eine Art Zuneigung zu Dean empfunden. Doch das würde kein normaler Mensch als Liebe kennzeichnen.

Oliver dachte nicht oft darüber nach. Wieso auch? Es brachte ihm nichts.

Weder das Gefühl, dass er vielleicht doch verliebt wäre, noch das Gefühl etwas zu verpassen, wenn er als Jungfrau sterben würde. Es war nicht so, dass Sex den jungen Mann ekelte oder abschreckte, er hielt es nur nicht für notwendig, sondern eher für überflüssig.

Bringt doch eh nichts anderes als Geldprobleme und ein schreiendes Gör. Nicht gerade die Traumvorstellung, die Oliver vom Leben hatte. Er hatte eigentlich keine Vorstellung.

Er mochte es zwar, wenn Dean davon schwärmte, was sie alles zusammen machen sollten, doch er selbst dachte nie darüber nach. Er wusste ja nicht, dass es vielleicht schnell vorbei sein könnte.

Er wollte nicht drüber nachdenken, wie es sein könnte die Welt zu bereisen, wenn er es doch vielleicht nicht schaffen würde. Wenn das Flugzeug abstürzen würde, wenn ein Krieg ausbrechen würde, wenn er einfach umfallen würde, was wäre dann? Dann hätte er sich ein Ziel gesetzt, welches er nicht einhalten konnte. Was sollte das bringen?

Oliver war alleine. Das war gut so. Es gab für ihn in diesem Moment nicht Schöneres. Anderseits würde eh niemand eintreten und mit ihm reden wollen. Dean war weg.

Twelve HoursWo Geschichten leben. Entdecke jetzt