Der Sturz

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Ein nervtötendes Piepen reißt mich aus dem Schlaf. Müde und mit starken Kopfschmerzen öffne ich meine Augen und mache sie so gleich wieder zu, da die Sonne mich total blendet. Noch mit geschlossenen Augen taste ich nach meinem Wecker um ihn auszustellen. Dieses Geräusch ist nichts für meine Kopfschmerzen. Ich stöhne kurz auf und frage mich warum zum Teufel ich zu gestimmt habe mit auf die Party zu gehen und vorallem so viel Jägermeister zu trinken. Müde und völlig verkartert reibe ich mir übers Gesicht.
Wie soll ich denn den Tag heute überleben ?

Puh ich merke echt, dass ich keine 18 mehr bin. Okay 24 ist nicht viel älter, aber ich vertrage den Alkohol trotzdem nicht mehr so gut wie früher. Am liebsten würde ich den ganzen Tag in meinem Bett liegen bleiben und schlafen, aber nein ich muss ja arbeiten. Ich schließe meine Augen noch einen Moment um das pochen in meinem Kopf vielleicht doch noch zu vertreiben. Ich kuschel mich nochmal tief in meine Decke und entspanne mich einen Moment noch.

Irgendwann kann ich mich doch dazu motivieren mich ins Bad zu schleppen. Der Blick in den Spiegel zeigt nur, dass ich genauso aussehe wie ich mich fühle. Meine braunen langen Haare stehen wild von meinem Kopf ab. Meine grünen Augen sind von Augenringen umrahmt und meine Haut ist blass wie eine Wand. Puh wie soll ich denn hinbekommen heute noch passabel auszusehen.
Müde schleppe ich mich erst einmal in die Dusche. Das warme Wasser wäscht den Geruch von Alkohol und Schweiß von der Party gestern runter und ich fühle mich schon besser als vorher.
Nachdem ich fertig bin und die Augenringe und alles überschminkt habe, flechte ich meine Haare noch schnell zu einem Zopf.
Danach zieh ich meine Skihose an und einen dicken Pulli und darüber noch die Bergwachtjacke und meine rote Mütze.
Auf Frühstück verzichte ich heute, da ich noch keinen Hunger habe. Was natürlich am Alkohol liegen könnte.
Mit einer Flasche Wasser im Gepäck und Kopfschmerztabletten mache ich mich auf zu Flori bei dem wir das Auto gestern stehen gelassen haben.
Ben wartet schon am Auto und sieht nicht viel besser aus als ich , nur dass er seine Augenringe und seine blasse Haut nicht mit Make up touchiert hat. Ich umarme ihn kurz als Begrüßung und dann kommt auch schon Flori aus dem Haus.
Er sieht schlimmer aus als Ben und ich zusammen. Lachend frag ich ihn:" Was hast du, denn noch gemacht?" Grimmig sieht er mich an und zischt:" Maaaan nicht so laut. Ich bin noch auf Lucy und ihre Mädels gestoßen und die haben mich
dazu überredet nochmal mit zu kommen."
Ben und ich können uns kaum noch halten vor Lachen, dass war so typisch für Flori, dass er für Lucy alles macht. Ich sag noch immer lachend:" Man Flori du musst doch nicht alles machen, was sie will, bloß weil du auf sie stehst."
Er sieht mich böse an und ich schüttel nur zweifelnd den Kopf, was für ein verliebter Gockel. Wir steigen alle in das Auto ein und ich fahre zur Schanze was sich schwerer gestaltet als erwartet, da es gestern Nacht geschneit hat und die Straßen auch noch zusätzlich glatt sind. Das kann ja lustig werden, ich möchte nicht daran denken wie viele Unfälle auf den Pisten heute passieren. Zum Glück hab ich mich für die Schicht beim Skifliegen entschieden, anders hätte ich das auch nicht machen können.
Ich atme tief durch als ich endlich an unserem vorgegebenen Platz stehe. Puh war das eine Qual. Jetzt gibt es erstmal was zu essen und einen Kaffee damit wir zum Beginn von dem Springen auch alle fit sind. Im Probe Durchgang fliegen die Springer schon recht weit und ich bin echt begeistert und freue mich schon drauf wenn der erste Durchgang startet. Die Zuschauer freuen sich auch und singen und feiern jetzt schon für einen Moment genieße ich einfach nur die Atmosphäre, bis der erste Durchgang los geht.Der erste Durchgang beginnt und ich folge spannend jedem Sprung. Vorallem den deutschen drücke ich die Daumen. Andreas Wellinger springt echt gut, dass muss ich schon sagen. Auf einmal haut mir Flori seinen Ellbogen in die Seite und ich seh ihn fragend an und er sagt:" Ey jetzt kommt Stefan Kraft, den du gut findest." Sofort blicke ich nach oben und beobachte wie er vom Schanzentisch abspringt der Wind ist schlecht und er hat den schlechtesten Wind von allen und dass obwohl er als letzter springt. Plötzlich kippt einer seiner Skier in der Luft weg ich halte den Atem an. Er verliert den halt und alles geht ganz schnell und trotzdem seh ich den Sturz wie in Zeitlupe vor mir. Sein komplettes System kippt weg und er hat keine Chance noch was zu machen. Man sieht nur wie er sich in der Luft dreht und mit einer Geschwindigkeit die ich nicht für Möglich gehalten habe auf den Hang knallt. Der Aufschlag hallt noch in meinem Ohren wieder, als er schon den Hang unkontrolliert runter schlittert. Irgendwann bleibt er liegen und man sieht nur noch seinen Orangenen Anzug auf den weißen Schnee. Seinen Kopf seh ich aus meiner Position nicht.

Auf einmal wird mir klar was da gerade passiert ist und instinktiv renne ich los in den Auslauf. Flori, Ben und der Rest von meinen Kollegen folgen mir. Caro meine Kollegin gibt mir schon die erste Hilfetasche. Vorsichtig knie ich mich neben Stefan Kraft und kontrolliere ob er bei Bewusstsein ist. Muss aber feststellen, dass er bewusstlos ist, was natürlich logisch ist nachdem aufprall.
Ich nicke Flori und Ben zu die vorsichtig den Helm von Stefan ausziehen. Vorsichtig gucke ich mir den Kopf an und bin beruhigt festzustellen, dass man äußerlich keine Schäden sieht, außer diverse Schrammen die, aber nicht schlimm aussehen . Ich schicke zwei von uns los die Trage zu holen, während ich die Atmung und alles kontrolliere. Stabil scheint er aber zu sein und äußerliche Verletzungen hat er auch nicht. Ich krieg am Rande mit wie scheinbar der Teamarzt auf uns zu kommt und mit uns redet. Ich bin aber viel zu beschäftigt mit meiner Arbeit als ihm zu antworten. Vorsichtig heben wir ihn auf eine Trage und bringen ihn zu einem von unseren Auto und fahren ihn zum Krankenhaus.

Ich bin ständig neben Stefan und kontrolliere seinen Zustand. Er wird nicht besser, aber zum Glück auch nicht schlechter. Wir bringen ihn in das Sportkrankenhaus direkt in Oberstdorf. Caro hat schon im Krankenhaus angefunkt, dass wir kommen und so warten auch schon Ärzte auf uns die Stefan Kraft übernehmen. Ich atme tief durch und ich sehe die Bilder von dem Sturz vor meinem inneren Auge. Ich atme ein paar mal tief durch. Ich gucke zu den anderen und sage:" Ihr fahrt zurück und haltet Wache ich bleibe hier und erledige den Papierkram und alles andere."


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