Vergangenheit und Zukunft

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Wieder einmal wachte ich mit riesigen Kopfschmerzen auf. Ich wusste nicht, wie oft das schon passiert war. Doch dieses Mal war es anders..Denn ich war nicht allein, sondern lag auf Harrys Brust. Ich spürte das er seinen Kopf auf meinen abgelegt hatte und ich seufzte wohlig. Wir befanden uns in der selben Stellung wie gestern Nacht.

Scheinbar schienen wir uns jede Nacht irgendwann so aneinander zu kuscheln, das es perfekt passte. Ich lächelte und schloss die Augen wieder. Harrys Oberkörper hebte und senkte sich und ich lauschte seinem Atem. Mir kamen es vor als wenn schon mehrere Wochen vergangen wären, als wenn ich ihn schon ewig kennen würde. 'Wie geht das?' Ich merkte, dass ich selbst total überrascht war von meinen Gefühlen und das ich irgendwie auch Angst hatte, da sie mich zu überwältigen drohten. Ich versuchte mich aus der Umarmung heraus zu winden, ohne Harry aufzuwecken und lief ins Bad.

Ich nahm eine Tablette gegen die Kopfschmerzen und trank einen Schluck. Und ohne zu merken was ich tat, zog ich mir einen Sweater über und Shorts und verließ leise die Kabine. Ich musste allein sein um nachzudenken. Oben angekommen setzte ich mich beim Bug des Schiffes auf den Boden und ließ meine Beine über dem Wasser baumeln. Meine Arme lehnte ich auf der Reling ab und sah aufs Meer. Ich ging in Gedanken die letzten Tage durch. 'Wenn ich es mir ehrlich eingestand, hatte Harry mein Herz schon beim ersten Treffen erobert. Schon da ging er mir nicht mehr aus dem Kopf.. sowas wie bei ihm hatte ich noch nicht gefühlt. Ich mein ich hatte schon ein, zwei Bekanntschaften bevor Harry aber keine war jemals so..Selbst James hatte ich nie so geliebt wie Harry. Aber was sollte daraus werden? Konnte er auf ewig mein Bodyguard bleiben? Und was wenn wir älter wurden? Wo sollte das hinführen? Und was mir noch mehr zu schaffen machte war, dass ich merkte das ich nicht mehr ohne ihn konnte..

Wäre er irgendwann nicht mehr an meiner Seite wäre ich verloren. Konnte ich ihn meinen Eltern vorstellen und alle Konventionen brechen?' Ich wusste ich hatte keine Wahl, egal wie verzwickt die Lage war.. denn gehen lassen würde ich ihn nicht. Ich seufzte frustriert auf. 'Ich wusste schon warum ich keinen wirklich an mich heran gelassen habe, da habe ich nun den Salat', dachte ich hämisch und schüttelte den Kopf. Plötzlich setzte sich jemand neben mich und ich erschrak. "Tut mir leid Lou, ich dachte du hättest mitbekommen das ich hinter dir bin". Harry setzte sich und ließ seine Beine auch baumeln. Ich beobachtete sie und dann sah ich ihn an. "Du warst plötzlich weg und ich habe mir Sorgen gemacht", sagte er und ich hatte sofort das Bedürfnis ihn in meine Arme zu ziehen. "Tut mir leid", flüsterte ich und sah zu Boden. "Lou?" "Ja" "Was meintest du letztens als du sagtest dieser Angriff wäre nicht der erste gewesen? Und das der Typ dich gestern angemacht hat?" Harry sah mich nun ernst an und ich schluckte. Ich wollte es Harry nicht sagen, aber ich hatte wohl keine Wahl. Ich stieß die Luft aus.

"Wo soll ich anfangen.. Zuerst musst du wissen, dass ich schon, seit ich klein war, versucht wurde zu benutzen. Die Leute erhofften sich durch meine Bekanntheit Ruhm, Macht oder Einfluss zum Königshaus." Ich sah Harry an und lächelte traurig. "Du weißt ja sicher von unserer Verwandtschaft" und Harry nickte. Er hörte aufmerksam zu. Ich sah wieder hinaus aufs Meer. "Als ich jünger war konnte ich es noch nicht so gut einordnen, doch umso älter ich wurde, umso klarer wurde es für mich. Ich merkte schnell, wer an mir interessiert war und wer nur Profit daraus schlagen wollte, mit mir befreundet zu sein. Als ich anfing auf die weiterführende Schule zu gehen, wurde es immer schlimmer. Damals war ich noch nicht so selbstbewusst wie heute und konnte mit den Situationen nicht umgehen. Wir waren als Klassengefüge seit der Grundschule zusammen gewesen und alles Kinder von adligen oder reichen Familien, doch keine mit diesen speziellen Verbindungen wie meine. Wenn ich meinen damaligen "Freunden" etwas nicht besorgen konnte, dann wurden sie handgreiflich und machten ihrem Ärger Luft."

Ich bemerkte wie Harry neben mir die Luft einzog, aber ich wollte seinen Gesichtsausdruck nicht sehen, also sah ich stur gerade aus. "Das schlimmste kam als ich ihnen sagte, das ich schwul sei." In meinen Gedanken sah ich die Szenen immer wieder. "Die einen fanden es widerlich, besonders mein damaliger bester Freund hatte kein Verständnis, wie ich feststellen musste und sie ließen es mich spüren. Und dann gab es noch die anderen, wie der Typ gestern, die dachten sie könnten mich wie ihre Puppe behandeln und wollten mich besitzen."

Ich schüttelte den Kopf und versuchte die Erinnerung an den schmierigen Typen zu verscheuchen. " Ich wechselte bald die Schule, da ich es nicht mehr aushielt. Meinen Eltern habe ich nie gesagt was genau passiert ist, auch nicht nach mehrmaligem Fragen, denn nun wusste ich, dass ich das als Geheimnis lieber für mich behielt. Ich erhielt durch meine Eltern als Prinz Unterricht darüber, wie man sich gegenüber anderen schützt, nicht nur körperlich sondern auch mental. Ich kam für das letzte Jahr vor dem Abschluss zu Zayn in die Klasse und irgendwie wusste er gleich, das wir uns verstehen würden". Ich lächelte vor mich hin. "Durch ihn und Niall habe ich gelernt, was es heißt wahre Freunde zu haben, die einen mögen so wie man ist. Ich erzählte Ihnen von meinem Geheimnis und erfuhr das Zayn auch so fühlte. In ihrer Umgebung war ich ich selbst, auch wenn ich in der Öffentlichkeit immernoch aufpasse.."

Ich zwang mich Harry anzusehen, da mir meine Vergangenheit unangenehm war und ich nicht gerne darüber sprach. Doch aus seinem Blick sprach Mitgefühl und die Zuneigung, die er für mich fühlte und ich merkte wie mein Herz zu rasen begann. Ich schluckte und sprach weiter. "Aber mit dir war es nicht so.. als ich dich das erste Mal gesehen hatte, habe ich gemerkt das da etwas zwischen uns ist, was ich nicht wahrhaben wollte. Ich war nicht gerade erfreut darüber einen neuen Bodyguard zu bekommen, was du ja sicher gemerkt hast." Wir mussten an unser erstes Gespräch denken und fingen an zu grinsen. "Aber du warst nicht darauf aus mir zu gefallen oder irgendeinen Vorteil daraus zu ziehen, du warst einfach da als ich dich brauchte und ehe ich mich versehen hatte, warst du in meinen Gedanken und in meinem Herzen." Harry nahm meine Hand und ich sah unsere verschlungenen Hände an. "Ist es möglich sowas für jemanden zu fühlen, den du kaum kennst und wiederum das Gefühl hast dein ganzes Leben zu kennen?" Es war mehr eine Frage an mich selbst als an Harry.

"Ja ich denke, wenn man seinen Seelenverwandten gefunden hat, dann spürt man es.. egal wie lange du diese Person kennst". Wir sahen uns an und ich sah in Harry meine Zukunft. Ich würde um das was wir haben kämpfen und irgendwann würden wir öffentlich zusammen sein können. Ich sah ihn an und stellte ihn mir im weißen Anzug vor. 'Wenn wir heiraten würden, dann wäre Harry auch adlig, er würde offiziell zu mir und meiner Welt gehören?' Bei dem Gedanken lief ich rot an. 'Verdammt Louis du kennst ihn seit einer Woche.. Wie wäre es wenn du Harry nicht gleich überfällst?' "An was denkst du?", fragte er mich und ich schüttelte den Kopf. "Das sage ich dir wann anders", brachte ich heraus und sah zum Meer. 'Creepy Louis ist am Start', dachte ich und musste über mich selbst den Kopf schütteln.

Harry POV
Ich hatte mich neben Louis gesetzt und beobachtete ihn. Er sah in sich gekehrt und nachdenklich aus. 'Worüber er wohl nachdachte?' Eine Frage brannte mir auf der Zunge und ich musste sie ihm einfach stellen. Ich merkte das es ihn Überwindung kostete mir davon zu erzählen und ich hörte aufmerksam zu. Während ich immer mehr erfuhr rangen zwei Gefühle in mir. Trauer, weil Louis so etwas passiert war.. Er hatte das nicht verdient, er war wundervoll und er konnte sich den jüngeren Louis nur allzugut vorstellen, wie er mit seinen Hunden umher lief. Harrys Herz hüpfte und er wollte Louis am liebsten trösten und an sich ziehen. Das andere Gefühl war Wut. Wut darüber, wie ignorant die Menschen sein konnten. Wut darüber, welche schlimmen Sachen sie mit ihm gemacht haben mussten.. Und das Louis durch sie an Vertrauen eingebüßt hatte und Wut das er nicht an Louis Seite gewesen war, dass sie sich noch nicht gekannt hatten. Er hätte ihn beschützt, das kostbarste was er hatte.. Er nahm Louis Hand. Und plötzlich sprach Louis über mich und es raubte mir den Atem. Er sprach das aus, was ich fühlte..Was ich gefühlt hatte, seit wir uns das erste Mal gesehen hatten. Wie sich dieser kleine Prinz in mein Herz geschlichen hatte, von Tag zu Tag mehr und wie ich ihm verfallen war. Louis fragte, ob man sowas fühlen konnte für jemanden den man kaum kennt und doch das Gefühl hat, dass er schon immer bei einem war. Und ich merkte das ich nickte. "Ja ich denke, wenn man seinen Seelenverwandten gefunden hat, dann spürt man es.. egal wie lange du diese Person kennst". 'Und Louis war mein Seelenverwandter.. Ich würde ihn nicht mehr gehen lassen wollen, doch was, wenn er irgendwann mich als Bodyguard nicht mehr brauchen würde? Konnte ich offiziell mit ihm zusammen sein, als sein Partner durchs Leben gehen? Was wenn seine Familie dagegen war? Würden wir uns heimlich treffen können? Würde Louis sein ganzes Leben überhaupt mit mir verbringen wollen? Ich spürte wie mein Magen sich umdrehte, als ich mir vorstellte Louis verlassen zu müssen. Er war mir so ans Herz gewachsen, das ich eine Heiden Angst bekam. 'Schnell denk an was anderes Harry' Ich lenkte mich ab, indem ich Louis nach seinen Gedanken fragte. Doch er wollte es mir nicht sagen, später meinte er und ich bekam ein ungutes Gefühl. Ich wollte ihn jetzt sofort spüren und zog ihn in meine Arme.

In Love with my BodyguardWo Geschichten leben. Entdecke jetzt