Barty Crouch Junior

682 19 13
                                    

Beschwingt machte Bartemius Crouch sich auf den Heimweg. Er passierte das Tor zu Malfoy Manor und überquerte die Appariergrenze. Endlich war er ein vollwertiges Mitglied. Er hatte es kaum erwarten können, er würde alles tun, um dem Dunklen Lord zu gefallen. Und nun waren seine Mühen belohnt worden. Die höchste Ehre war ihm zuteil geworden. Barty konzentrierte sich auf sein Ziel, das Haus seines verhassten Vaters, um dorthin zu apparieren. Sein Vater war ein solches Weichei. Schleimte sich im Ministerium seinen Weg zum Posten des Zaubereiminsters ein, das war sowas von erbärmlich. Das Ministerium unterstützte Schlammblüter, damit beschmutzte es die Ehre der Zauberer. Das reine Blut wurde von allen Seiten verschmutzt. Nun, sein reines Blut würde erhalten bleiben, dafür hatte er gesorgt. Das erste, was er über seine Freundin hatte erfahren wollen, war ihr Blutstatus gewesen. Welch Glück er hatte, dass Emily tatsächlich ein Reinblut war. Sie war zwar nicht Untergebene des Dunklen Lords, aber dazu würde er sie bestimmt einmal bekommen. Leise öffnete er die Haustür und schlich durch den Flur ins Wohnzimmer. Abrupt hielt er inne. Verdammt, sein Vater saß selbst um diese Uhrzeit auf dem Sofa, seine Arbeitsmaterialen auf dem Couchtisch und Boden ausgebreitet. Wieso, bei Merlins gestreifter Unterhose, konnte Barty Crouch Senior nicht einmal aufhören zu arbeiten und früher ins Bett gehen? Jetzt müsste Barty Junior nämlich wieder aus dem Haus raus und in sein Fenster einsteigen. Er drehte um, aber dabei knarzte der Dielenboden. Verflucht, wie versteinert hielt er inne. Doch sein Vater schien nichts bemerkt zu haben, Merlin sei Dank. Die Haustür ließ sich auch nur mit einem leisen Knarren öffnen, schnell schob Bartemius sich hinaus, bevor die Tür durch einen starken Windstoß ins Schloss knallte. Das hatte sein Vater sicher gehört. In Rekordtempo sprintete Barty zu einem Busch und ließ sich dahinter auf den Boden fallen, bevor er sich mit einem Desillusionierungszauber bedeckte. Noch im selben Moment ging die Haustür auf, als sein Vater den Kopf durch die Tür steckt und sich verwundert umschaute. Als er niemanden sah, schüttelte er den Kopf und murmelte ein paar Worte, um danach wieder ins Innere des Hauses zu verschwinden. Erleichtert atmete Barty Crouch Junior aus. Er hatte gar nicht bemerkt, wie sehr er sich angespannt hatte. Nicht das leiseste Geräusch hatte er gemacht. Sein Vater durfte ihn nicht erwischen. Um diese Uhrzeit sollte er schon längst im Bett liegen. Er rappelte sich auf und bewegte sich gebückt auf die Ostseite des Hauses zu, wo sich sein Zimmerfenster befand. Immer wieder aufmerksam lauschend hatte er den Baum unterhalb seines Zimmers erreicht. Geübt erklomm er mit seinen mittlerweile durchgefrorenen Fingern den Baum, hangelte sich einen Ast entlang und schaffte es schließlich nach zwei Versuchen, seine Füße auf sein Fenstersims zu schwingen. Mit einem Klebezauber befestigte er seine Füße, sodass er den Ast mit seinen Händen auslassen konnte und sich auf seinem Fenstersims aufrichten konnte. Endlich trat er mithilfe eines Alohomoras durch sein nun geöffnetes Fenster ins Haus ein. Doch dort erwartete ihn eine weitere Überraschung.

Dort saß sie auf seinem Bett. Emily. Normalerweise hätte er sich gefreut, sie zu sehen, doch nicht jetzt. Nicht in diesem Moment. Er war todmüde und hatte nur erschöpft in sein Bett fallen wollen und ausgerechnet in dem Moment tauchte sie auf. Er hatte keine Lust auf lange Erklärungen. Er hatte Emily schließlich noch nichts von seinen Todesseraktivitäten mitgeteilt, sondern es immer vor sich hergeschoben. Schonend hatte er sie darauf vorbereiten wollen, sodass sie es akzeptieren konnte. Und sie sollte nichts von nächtlichen Aktionen und Treffen erfahren, die nicht immer ungefährlich abliefen. Sie sollte Zeit bekommen, sich an den Gedanken zu gewöhnen. Und mit einem Schlag würde sie jetzt die Wahrheit erfahren. Lügen konnte er nicht sonderlich gut, und sie anzulügen hatte überhaupt keinen Zweck. Mit ein Grund, warum Emily ihn so fasziniert hatte, sie hatte ihn durchschaut, als könnte sie Gedanken lesen, und doch wusste sie so wenig. Ein großer Bestandteil seines Lebens war ihr in diesem einen Jahr, dass sie sich nun kannten, verborgen geblieben. Emily musste etwas geahnt haben, doch gewusst hatte sie nichts. Obwohl ihr Treue, Loyalität und Vertrauen unglaublich wichtig waren, hatte sie ihn nie genauer danach gefragt. Und nun wünschte er sich, sie hätte es getan.

Jetzt saß sie da, mitten in der Nacht auf seinem Bett und hatte sich keinen Zentimeter von der Stelle gerührt. Gerade als er seine Freundin begrüßen wollte, sprach sie mit kühler Stimme, sodass Barty ein Schauer über den Rücken lief: "Wo warst du?"

Drei Worte. Und die Antwort machte ihm eine Heidenangst. Wie, bei Merlins Bart, sollte er sich da raus reden? Und wie,  zur Hölle, sollte er ihr jetzt sagen, dass er ausgerechnet in dieser Nacht offiziell zum Todesser geworden war.

Also starrte Bartemius Emily zunächst nur an. Eine Ewigkeit. Schließlich spuckte sie die folgenden Worte regelrecht angeekelt aus: "Keine Antwort? Nun, ich kann es mir ja denken. Wie kannst du nur? Du fällst deinem Vater, deiner Familie in den Rücken. Ist dir alles so egal? Bin ich dir so egal, dass du mir nicht einmal jetzt antwortest? Du hattest nicht den Anstand, es in diesem letzten Jahr ein einziges verdammtes Mal zu erwähnen? Und du vertraust mir? Soll ich dir das abkaufen? Wie sollte ich dir da jemals vertrauen? "

Er konnte sehen, wie sehr sie sich anstrengte, nicht zu weinen. Sie schluckte einmal und sah ihm danach trotzig wieder in die Augen. Und Barty war überfordert mit der Situation. Er verstand sie, wirklich, nur musste sie ihn doch auch verstehen. Er tat dies für eine bessere Zukunft, für die Zukunft aller Zauberer, um ihr Blut reinzuhalten. Die Welt brauchte keine Weicheier wie seinen Vater, der tatenlos zusah, wenn diese schmutzigen Muggel die Weltherrschaft an sich rissen und die Existenz der Zauberer verschwiegen werden musste.

Die angestaute, mühsam zurückgehaltene Wut ließ Emily handeln. Betont ruhig stand sie auf, er konnte allerdings sehen, wie sie zitterte, ging zum Fenster und schwang sich hinaus. Auf dem Sims blieb Emily gebückt stehen und sagte deutlich: "Es ist aus. Mit Verrätern gebe ich mich nicht ab". Sie sah ihm in die Augen. "Bitte...ich liebe dich, mein Engel", flüsterte er noch. Doch es war zu spät. Sie sprang schon auf den Ast des Baumes, an dem er zuvor hochgeklettert war. Sie blieb nicht stehen.
Emily mit dem schönen blondem Haar und dem strahlenden Lächeln. Sein Engel. Sie war weg. Und zwar für immer.

Hey, ich melde mich mal wieder unter den Lebenden und möchte mich gleich bei den vielen vielen Lesern für die über 3K Reads bedanken!!!! Ihr seid die besten!! Jetzt bekommt ihr von mir alle einen imaginären Keks...

Nun, diesen One Shot widme ich @MichelleManowski, denn die hat sich diesen OS gewünscht. Es tut mir leid, wenn du dir ein anderes Ende erhofft hast, aber dieses passt, meiner Meinung nach, gut. Ich möchte mich auch ausdrücklich für die Verspätung entschuldigen, ich bin stolz, dass ichs wenigstens dieses Wochenende geschafft habe...

LG, eure Aubergine

Harry Potter One Shots Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt