• Kapitel 15

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Haley

Ich wusste genau, welcher Tag heute war. Es war der Todestag meiner Mum. Traurig kletterte ich aus meinem Bett und schlurfte ins angrenzende Badezimmer. Draco schlief beinahe jede Nacht bei mir, was mich nicht störte. Ich fand es sogar recht angenehm, neben jemandem aufzuwachen, der einen so nahm, wie man war.

Nur heute wollte ich niemanden neben mir haben, weswegen ich so früh wie möglich ins Bad ging und mich fertig machte.

Unendlich Trauer überkam mich, als ich in den Spiegel schaute und in das Gesicht meiner Mum sah. Ich hielt es nicht aus und schlug mit meiner geballten Hand in den Spiegel. Der wiederum sofort in tausend kleine Einzelteile brach und mir meine Hand aufriss.

Draco, der durch den Lärm wach wurde, stürmte augenblicklich ins Bad und fand mich, weinend und auf dem Boden sitzend, vor. Ich musste wie ein Häufchen Elend aussehen. So fühlte ich mich zumindest.

Doch anstatt was zu sagen, zog er mich einfach in seine Arm und hielt mich fest. Sanft strich er über meinen Rücken und sprach mir beruhigende Sätze zu. Es war schon jemanden zu haben, der einen so nahm, wie man war.

„Wir können den Unterricht auch ausfallen lassen. Wir müssen nicht in Hogwarts bleiben.“, sagte er und wiegte mich leicht hin und her. „Wir könnten uns rausschleichen und dann in die Winkelgasse flohen oder ins Mugglelondon.“

„N-nein. W-wir haben s-schon zu oft d-den Unterricht v-verpasst.“, schluchzte ich und wollte mich aus seinem Griff befreien. Es war kein fester Griff, aber ich war einfach zu schwach an diesem Morgen. Zumal meine Hand schlimm brannte. Es steckten noch Spiegelsplitter in ihr, doch ich hatte nicht das Verlangen, sie rauszuholen. Der Schmerz ließ mich spüren, dass ich noch lebte. Für was auch immer.

„Wie du meinst. Soll ich dich alleine lassen?“, fragte Draco sanft und sah mich ein bisschen verzweifelt an. Ich konnte ihn verstehen. Ich wüsste auch nicht, wie ich reagieren sollte.

Kaum merklich schüttelte ich meinen Kopf. Ich wollte jetzt nicht alleine sein. Ich konnte nicht alleine sein. So gruselig es auch klang, man ist an solchen Tagen nicht ganz zurechnungsfähig. Und da ich sowieso unzurechnungsfähig war, war es besser, jemanden bei einem zu haben.

„Wir müssen noch einen Trank für Snape brauen. Und noch die ganzen anderen doofen Hausaufgaben, wegen dieser ganzen Partnerkacke.“, jammerte ich.

„Ach komm, so schlimm ist die Partnerarbeit jetzt auch nicht. Immerhin bin ich dein Partner. Du hättest auch Crabbe oder Goyle abbekommen können.“, sagte er und lächelte leicht. „Willst du unten frühstücken? Noch schlafen alle und du würdest niemandem begegnen.“

Wollte ich in der großen Halle frühstücken? Ich hatte eh keinen Hunger, aber ich wusste, meine Freunde würden sich nur wieder unnötig sorgen machen. Also entschied ich mich, runter zu gehen und mich mit Draco in der Eingangshalle zu treffen. Vorher aber hatte Draco die Splitter einzeln mit einer Pinzette aus meiner Hand gezupft und sie dann eingecremt.

Er hatte recht, als ich auf dem Weg in die Eingangshalle war, traf ich auf niemanden. Ich war heil froh drüber, denn die mitleidigen Blicke, die sie mir alle zu warfen, nervten fürchterlich. Und hinter meinem Rücken redeten sie dann immer. Heuchler. Alles idiotische Heuchler.

„Du bist tatsächlich hier. Ich dachte schon, ich muss dich aus deinem Zimmer tragen. Willst du bei mir sitzen?“, fragte Draco und riss mich aus meinen Gedanken.

„Was? Am Tisch der Slytherins? Die mich eh nicht leiden können? Danke, lass mal. Kannst dich ja zu mir setzen.“, schlug ich vor und sah in sein entsetztes Gesicht. Ich wusste, was er dachte. Ein Slytherin am Gryffindortisch? Niemals!

And then everything has changedWo Geschichten leben. Entdecke jetzt