Wahrheit: Teil 2

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Hicks trat nach einer halben Minute wieder hervor, gänzlich ohne Rüstung, nur in eine Stoffkleidung gehüllt.
Rotzbacke grinste nur. "Und was wird das, wenn es fertig ist? Willst du mich und Astrid jetzt schon zum Altar führen? Dein Liedchen hast du ja schon gesungen."
Hicks lächelte kühl. "Falsch, Rotzbengel. Ich befreie sie von dir. Ohnezahn, zeig dich."
Der schwarze Drache faltete seine Flügel zusammen und Astrid schlug die Hände vor den Mund. "Der Nachtschatten." flüsterte sie voller Ehrfurcht.
"Sehr richtig, Astrid. Keine Sorge, er tut niemandem etwas, nicht wahr, Kumpel?" Ohnezahn gurrte als Antwort und drückte seinen Kopf gegen seinen Handrücken. "Schon gut. Ich weiß doch, dass du nach zwei Wochen auch mal wieder gedrückt werden willst, du übergroßes Kätzchen." Hicks lachte leise.
Ohnezahn kniff genervt die Augen halb zusammen. "Dein Humor war auch schon mal besser, mein Guter."
Ohnezahn ließ die Drachenform eines Lachens hören, was das Dorf zusammenzucken ließ. Hicks sah ihn überrascht an.
"Scheint so als hätte ich was verpasst. Wo hast du plötzlich unsere Sprache gelernt?"
"Erzähl ich dir später. Ich glaube eher, du hast selbst ein wenig zu erzählen."
Hicks seufzte. "Auch wieder wahr."
Dann blickte er zu Valka. "Valka? Könntet ihr bitte einmal herkommen? Keine Sorge, er tut euch nichts."
Valka trat trotz Protesten zögerlich vor. Der Mann hatte ihnen bisher nur Gutes getan, auch wenn einige das nicht einsehen wollten, wie konnte es also schaden?
Als sie neben Hicks stehen blieb, holte er zwei Halsketten unter seinem Shirt hervor. Eine goldene mit einem Rubin in der Mitte und eine aus Berk, die er allerdings hinter der Smaragdhalskette versteckte.
"Nun sagt mir, was seht ihr hier?" fragte er seine Mutter und deutete auf seine goldene Halskette.
Valka sah ihn verwundert an. "Nun, eine Art Medaillon mit einem grünen Smaragd."
Er lächelte. "Manchmal muss man hinter die Fassade schauen. Das gilt für die Kette, aber auch für mich." sprach er geheimnisvoll.
Astrid dachte scharf nach. Was hatte er gesagt? 'Du wirst mich in einigen Minuten ganz anders ansprechen.' Aber auch 'hinter die Fassade schauen'. Sie sah sich Valka und Rune an. Schlank, braunhaarig und...
Astrid riss die Augen auf. 'Genau! Die Augen! Aber das bedeutet doch...'
In diesem Moment starrte Valka auf eine kleine Halskette mit einer Gravur.
'HicksHIII.'
Ihre Augen weiteten sich. Dann blickte sie ihn an und er lächelte.
"Hicks." sagte sie mit erstickter Stimme.
Sein sanftes Lächeln wurde noch breiter. "Hallo, Mutter."
Dem gesamten Dorf fielen die Kinnladen herunter. Das hatte niemand erwartet. Lydia sah ein wenig nervös aus und Rotzbacke war vollends entsetzt. Auch er wusste was das bedeutete. Er musste das um jeden Preis verhindern.
"Nein nein nein Leute, denkt nach! Das kann er nicht sein! Hicks ist tot, schon vergessen?" versuchte er die Leute zu überzeugen. Einige nickten zu seiner Befriedigung sogar zustimmend.
Hicks Augen funkelten vor Wut. "Wie beruhigend, dass die Menschen aus meiner Heimat mich wegen einem Mädchen tot sehen wollen, aber Überraschung, ich bin äußerst lebendig. Ich mag nicht viel von meinem so genannten 'Vater' haben, dafür von meiner Mutter umso mehr."
Astrid rief, noch immer fassungslos darüber, dass sie sich anscheinend in Hicks verliebt hatte und nicht in irgendeinen vollständig Wildfremden, laut durch die murmelnde Menge. "Er sagt die Wahrheit. Seht sie euch an! Schlanke Gestalt, kastanienbraune Haare, dasselbe schmale, kantige Gesicht und vor allem die grünen Augen. Und von Haudrauf hat er die rötlichen Haarspitzen. Es passt alles perfekt zusammen." Dann ging sie auf ihn zu und schlug ihn auf den Oberarm.
"Hey!" protestierte er. "Warum so gewalttätig?!"
"Das" sagte sie als wäre nichts. "war für deine Lügen."
"Ich würde dir ja gerne erklären warum, wenn du mich nur erklären lassen wü-"
Sie legte einen Finger auf seine Lippen. "Und das ist für alles andere." Dann küsste sie ihn und drückte sich fest an ihn.
Alva besah das Ganze nur mit Staunen, war aber auch beschämt, geglaubt zu haben, er wäre tot, nur um ihre Tochter an den nächstbesten zu vergeben. Sie wollte gerade nähertreten und sich für ihr Verhalten bei den beiden entschuldigen, doch da rief Rotzbacke: "Hey, sie gehört nicht dir. Das ist MEINE Braut, schon vergessen?"
Die beiden störte das kaum, doch schließlich löste sich Hicks langsam und sagte, ohne ihn anzusehen: "Du hast Recht, sie gehört nicht mir." Als Rotzbacke triumphierend grinste, fügte er jedoch hinzu: "Dir aber auch nicht. Eine Frau kann man nicht besitzen. Man kann nur hoffen, dass sie einen will. Vom ersten Tag an habe ich beobachtet, wie du sie ansiehst. Du stellst sie dir vor, nicht wahr? Als Trophäe, in deinem Bett, nackt, immer da wenn du gerade Lust hast. Für dich ist sie nichts weiter als ein Spielzeug, wenn auch ein besonders hübsches.
Doch ich sehe mehr. Ich sehe eine starke und intelligente Frau, die keine Blatt vor den Mund nimmt und sich nichts sagen lässt. Das hat sie dir gegenüber bewiesen. Nebenbei, wie geht es deinem Arm? Genug verheilt, um wieder gebrochen zu werden? Astrid hätte bestimmt ihren Spaß dran.
Sie hat wahrscheinlich auch ihre Vorstellungen mit dir. Als ihr Opfer, in einem dunklen Keller, das Blut von etlichen Schnittwunden tropfend, immer bereit gefoltert zu werden, wenn sie gerade Lust hat. Mehr sieht sie in dir auch nicht, so groß ist ihr Hass auf dich. Ich würde sagen, ich bewahre dich vor diesem Schicksal, jetzt und sofort." Er wurde todernst. "Rotzbacke Jorgenson, Sohn von Kotzbacke Jorgenson, ich, Hicks Mede I., oder unter euch bekannt als Hicks Haddock III., Prinz des tamrielanischen Kaiserreichs, Nachfolger auf den Thron von Berk, Legat der kaiserlichen Armee, Erzmagier der Akademie von Winterfeste, Bezwinger der Daedra und meines Zeichens Drachenreiter und Dovahkiin," der Boden vibrierte erneut. "fordere dich zum Kampf heraus. Wer gewinnt, erhält die Hand von Astrid Hofferson, Tochter von Alva Hofferson."
Rotzbacke stand da wie zur Salzsäule erstarrt. Er war vom Regen in die Traufe gefallen und das gefiel ihm gar nicht.
Da meldete sich Fischbein zu Wort. "Rotzbacke, ich habe mal kurz deine Wahrscheinlichkeit auf einen Sieg berechnet. Sie ist in etwa so hoch, als würdest du gegen 50 Riesenhafte Alpträume gleichzeitig kämpfen, die außerdem von vier Nachtschatten unterstützt werden."
Normalerweise scherte Rotzbacke sich nicht um das, was auch immer Fischbein sagte, aber selbst er musste zugeben, dass er gegen einen Magier keine Chance hatte. Er entschloss sich, so schwer es ihm fiel, seinen Stolz herunter zu schlucken und aufzugeben.
Als er gerade zu dieser schicksalhaften Antwort ansetzen wollte, kam ein Dolch aus der Menschenmenge hervor.
Astrid schrie. "VORSICHT!" Doch Hicks konnte selbst mit seinen beinahe unmenschlichen Reflexen nicht mehr ausweichen.
Der Dolch traf ihn in der Brust und durchbohrte seine Lunge. Hicks atmete erschrocken ein und riss die Augen auf, als er den Dolch sah. Er hustete und spuckte Blut. Er bekam keine Luft mehr in die Lunge, sondern nur noch Blut.
"NEIN!" schrie Astrid voller Entsetzen. "WER WAR DAS?! ICH WILL SEINEN KOPF!"
Kotzbacke trat hervor. "Ich habe dich nur vor einem Lügner und Hexer bewahrt. Du gehörst meinem Sohn und niemand anderem. Ein anderer hat dich nicht verdient, vor allem nicht dieser Tote da." er deutete auf den sterbenden Hicks.
Astrid nahm ihre Axt, doch dann hörte sie Hicks leise Stimme. "Astrid...nein...warte!" befahl er hustend.
Mit größter Anstrengung nahm er seine Hände zusammen und ließ Magicka hindurchfließen. Er wandelte sie in pure Heilungsenergie um. Dadurch wurden seine Hände auseinander gezwungen und eine goldene Kugel bildete sich zwischen ihnen. Schließlich ließ er sie platzen und goldene Strahlen kamen auf die Wunde zugeschossen.
Er entfernte brüllend den Dolch, sodass die Heilungsenergie ihn vollständig genesen lassen konnte. Und das tat sie.
Wenig später atmete er tief durch. "Aah, Luft in den Lungen ist schon eine Wohltat, nicht wahr?" fragte er, als wäre nichts geschehen.
Dann schritt er mit einem Lächeln auf Kotzbacke zu. "Weißt du, ich glaube selbst dein Sohn ist ein gutes Stück intelligenter als du. Du versuchst mich mit einem Wurfdolch zu töten? Magier können sich heilen, Idiot." sagte er, immer noch lächelnd, während Kotzbacke ihn nur an starrte. Hicks glaubte, Furcht in den Augen des Mannes erkenne zu können.
"Weißt du, wenn es nach mir gehen würde, würde ich das Alles auf deine Dummheit schieben und die Sache auf sich beruhigen lassen. Vielleicht würde ich ein kleines magisches Kunststück vollführen um dir Angst einzujagen." Er seufzte. "Aber ich glaube, Astrid hier hat andere Vorstellungen von einer Strafe." sagte er und lächelte sie warm an.
Dann brachte er ein wenig Platz zwischen sich und den Mann, der ihn versucht hatte, zu ermorden und schickte einen kleinen Blitz auf dessen rechtes Auge.
Er traf und Kotzbacke brüllte seinen Schmerz hinaus, als sein Körper registrierte, was passiert war.
"Du wirst nie wieder Entfernungen einwandfrei einschätzen können. Dem Messerwerfen hätte ich damit einen Riegel vorgeschoben. Sehr schön." meinte er sarkastisch. "Ich glaube, ich gehe jetzt etwas essen. Ohnezahn, alter Junge, kommst du?" fragte er den Drachen.
Dieser zog die Zähne ein und zeigte sein zahnloses Lächeln, was bei den jüngeren Frauen des Dorfes ein Kichern auslöste. "Aber sicher, Hicks. Gehen wir fliegen?" fragte er und wedelte hundeartig mit dem Schwanz. Nun lachten auch einige Männer. Was der Drache da veranstaltete, war irgendwie niedlich, das konnte niemand abstreiten.
Hicks grinste und stieg auf den Sattel. "Astrid, kommst du auch?" fragte er zu jedermanns Überraschung.
Sie zögerte. "Du meinst auf dem Drachen?" fragte sie vorsichtig.
Er lächelte. "Sein Name ist Ohnezahn. Aber ich schulde dir noch einige Erklärungen, denke ich." Er streckte seine Hand aus. "Wenn ich also um einen Flug bitten dürfte, Milady..."
Sie kicherte und nahm seine Hand.
Dann flogen sie ab.
Grobian trat an Haudrauf heran, der die ganze Zeit nichts gesagt hatte, sondern nur stumpf dreinblickte. "Tja..." fing der Schmied an und kratzte sich mit der Hand am Hinterkopf. "Ein Drache hat dir deinen Sohn genommen. Ein anderer bringt ihn zurück. Lustig, nicht?"
"Nein." sagte Haudrauf emotionslos. "Ein Drache hat mir meinen Sohn genommen, aber zurückgekommen ist nur eine Abnormität und ein Hexer." Dann leuchteten seine Augen, als ihm wieder etwas einfiel. "Hat er nicht gesagt, er hätte den Roten Tod vor einigen Jahren weggehext?"
"Ja?" sagte Grobian unsicher und in einem eher fragenden Ton.
Ein diabolisches Grinsen breitete sich auf dem Gesicht des Häuptlings aus. "Mach die Schiffe bereit, ich habe einen Plan."

Das Drachenblut naht (Skyrim und DZLG)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt