#2 - innerhalb von zwanzig Minuten

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Palles Sicht

"Darf ich fragen, was denn überhaupt vorgefallen ist?" Wollte ich besorgt wissen und Strich vorsichtig seine Arme rauf und runter. Manuel sah mich einfach etwas verwirrt an, doch gab keinen Ton von sich. Langsam wanderte sein Blick zum Boden, er war still.
"Es muss doch einen Grund geben." hakte ich nach; "du musst es mir nicht sagen.. j-jedenfalls nicht jetzt." Ich atmete tief ein; "aber du solltest dich irgendwem anvertrauen, Manuel. Schließlich hast du versucht dich umzubringen." Versuchte ich ihn etwas zur Vernunft zu bringen.
Ich wollte wissen, was im Gottes Namen auf dieser Welt ihn so sehr herunter ziehen konnte, dass er sogar versuchte, sich das leben zu nehmen.

Da hob er seinen Kopf langsam aber sicher und fixierte meine Augen.
"Manuel?" fragte ich, woraufhin er den Kopf schüttelte: "nenn' mich bitte Manu, damit fühle ich mich wohler."
Ich nickte verständnisvoll und brachte ein sanftes Lächeln zu stande: "okay, Manu. Aber du musst trotzdem reden.. w-wie gesagt, nicht jetzt, oder mit mir.. obwohl ich schon gerne wissen würde, weshalb du so mies drauf bist, aber das ist ja deine Sache... irgendwie jedenfalls." plapperte ich drauf los.

Mein Atem stockte.
Manu formte ein Grinsen mit den Lippen, ein immer breiter werdendes, wunderschönes Lächeln, was seine strahlend grünen augen um längen überbot. Nie in meinem Leben sah ich ein so herzliches, aufmunterndes und liebenswürdiges Lächeln. Nie einen so wunderschönen Jungen.
Ich schluckte. Wie kann man so gut aussehen?

"Wieso lächelst du?" Fragte ich ebenfalls lächelnd, woraufhin er die Schultern zuckte: "ich weiß nicht genau, aber das ist doch was tolles.. zu lächeln."
Ich nickte: "ja, das stimmt."
Ich nahm ihn in den Arm, doch wir lösten uns schon kurze Zeit wieder, da ich den Drang hatte, ihn anzuschauen. In seine strahlenden Augen zu blicken.

So verblieben wir eine Weile. Meine Hände, die seine Hüften leicht umschlungen. Unsere Blicke, die sich gegenseitig verschlangen und mehr von einander wollten. Ich hätte stundenlang so stehen können.
Bis Manu plötzlich erneut anfing zu sprechen: "ich glaube, wir sollten wieder zurück in den Unterricht. Ich wollte eigentlich nur kurz auf Toilette, und jetzt bin ich seit zwanzig Minuten hier." Lächelte er etwas enttäuscht: "wir sehen uns bestimmt wieder, Patrick. Bis dann."
Er verließ das Badezimmer und eielte in seinen Klassenraum zurück.

Verwirrt, doch zugleich mehr als glücklich und überwältigt, blieb ich starr stehen. Wie hatte er es geschafft, mich so sehr in seinen Bann zu ziehen? Und das innerhalb von zwanzig Minuten, wie er meinte.
Natürlich, auch ich musste dirngend zurück in den Unterricht, doch trotzdem blieb ich wie angewurzelt im Bad stehen und blickte zur geschlossenen Tür, aus der er soeben verschwand. Dann zum noch immer geöffneten Fenster, ich hatte es tatsächlich geschafft.
Ich hab etwas getan, worauf man stolz sein kann. Ich habe jemanden gerettet, und dann auch noch so eine unendlich schöne Person... der auch noch wirklich nett zu sein schien.

Völlig perplex kehrte ich zurück zu meinem Klassenraum und setzte mich an meinen Tisch.
Wie es zu erwarten war, sahen alle in meine Richtung und fingen daraufhin an, mit dem Nachbarn zu tuscheln.
Doch es war okay, darüber war ich schon lange hinweg.

Mein Blick glitt durch meine Klasse, hinüber zum Fenster. Ich schluckte, sofort begann ich wieder an ihn zu denken. An Manuel.
Wie verzweifelt er sein musste, wie hilflos und traurig. Ich fragte mich, was ihm wohl widerfahren sei, dass er tatsächlich bereit war, sein Leben selbstständig zu beenden.
Ich hatte es zwar auch nicht immer leicht, doch an solche Mittel hätte ich nicht einmal im Traum gedacht.

Es klingelte, alle stellten ihre Stühle hoch und verließen den Klassenraum, so wie ich.
Ich ging weiter zur Treppe, wo sich hunderte von Schülern hinunter quetschten. Schulschluss.
Ich blieb oben stehen und beobachtete die aufgewühlte Menschen Menge, ich hoffte Manu zu sehen. Mein Blick glitt über fünft Klässler, bis hin zu acht Klässlern. Mädchen und Jungs. Groß und eher klein. Dick und dünn, doch nirgendwo sah ich Manu.

Plötzlich hörte ich von unten ein lautes Lachen. Sofort schwenkte ich mein Kopf in die Richtung, und versuchte hinunter zu schauen, und da sah ich es. Ich sah ihn. Manu.
Zwei andere Jungs waren bei ihm, der eine hielt ihn fest, wärend der zweite seinen Rucksack fest im Griff hatte und auf dem kompletten Flur ausschüttete.
Manu versuchte gar nicht sich zu wehren, das einzige, was er tat, war verzweifelt zuzusehen, wie sie sich an seinen Sachen zu schaffen machten. Arbeitsblätter zerrissen, Stifte durch die Halle warfen und die Bücher zerknitterten.

Wütend ballte ich meine Fäuste und drängelte mich zur Treppe, versuchte hinunter zu kommen, ohne jemanden wirklich zu schubsen.
Plötzlich bekam ich einen kräftigen Schlag von hinten auf den Oberarm, drei Jungs meiner Paralellklasse kamen an mir vorbei. "Schwuchtel." nuschelte der eine, woraufhin die anderen beiden anfingen zu lachen.
Doch ich ging nicht weiter auf sie ein, sondern versuchte noch immer einfach so schnell wie möglich runter zu kommen.
Ich wollte ihm helfen. Für Manu da sein, und den Jungs zeigen, wie abartig ihr Verhalten war. Schließlich habe ich genau das ebenfalls durch gemacht, auch ich wurde gemobbt. Nur, dass es bei mir niemanden gab, der für mich da war und mich beschützt hat, bis auf meinen Vater. Und wenn ich die Chance hatte, ein Leben zu verbessern, dann würde ich das tun. Egal, was das bedeutete. Niemand auf dieser Welt verdiente es gemobbt zu werden und zu Selbstmord getrieben zu werden.

Stürmisch fiel ich aus der Menge und hielt mich gerade so auf den Füßen, richtete mich auf und wollte gerade anfangen laut zu werden, als ich sah, dass niemand mehr hier war. Weder Manu, noch die beiden Jungs. Sein Rucksack war ebenfalls weg. Das einzige, was übrig geblieben war, waren zwei Stifte. Verwundert hob ich diese auf und steckte sie ein, ich wollte ihm die Stifte am nächsten Tag wiedergeben. Hauptsache, Manu war heil hier raus gekommen. ||

Hey na c:
Irgendwie hatte ich Lust weiter zu schreiben, yia. Ich hab keine Ahnung, wann der nächste Part kommt; er kommt, wenn er kommt.
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