Palles Sicht
Mit beiden Stiften in den Hosentaschen verließ ich das Schulgebäude und ging zu meinem Fahrrad. Ich lebte nicht weit weg von der Schule, mein Vater hatte seine Wohnung nur knappe zwei Kilometer von der Schule entfernt.
Seufzend schleuderte ich meinen Rucksack auf den Gepäckträger, schloss mein Fahrrad auf und setzte mich, um los zu fahren.
"Viel Spaß beim Schwänze lutschen!" War das letzte, was ich hörte, als ich das Schulgelände verließ. Es war wirklich peinlich, wie beschränkt meine Klassenkameraden waren. Es war etwas normales, homosexuell zu sein. Noch dazu, war es seit drei Jahren kein Geheimnis mehr, und dennoch hatte es bisher keiner verkraftet oder kapiert. Niemand war damit einverstanden, dass ich schwul war. Niemand, außer mein Vater.Tief ausatmend fuhr ich die Straße ein stück hinunter, bis ich an einer Bushaltestelle an kam, an welcher Manu stand. Er saß in dem kleinen Häuschen der Haltestelle und sortierte all seine Bücher wieder zurück in den Ranzen.
Sofort begann ich zu grinsen und zu winken. Er sah auf und erblickte mich, wie ich immer langsamer wurde, ihm immer näher kam.
Er zuckte die schultern entschuldigend lächelnd und zeigte hinter mich auf die Straße, sein gesichtsausdruck war enttäuscht. Ich sah, was hinter mir war, und erblickte einen Bus. Scheinbar seinen Bus.
Ich nickte verständnisvoll und winkte umso kräftiger, als ich an ihm vorbei raste: "wir sehen uns morgen!" Schrie ich, als ich direkt an der Bushalte war, und rollte weiter den Berg hinab.
"Ist gut!" Antwortete der Jüngere, was mir ein breites Grinsen ins Gesicht zauberte.Ich strampelte weiter und bog nach einiger Zeit in eine Seitengasse ein, in welcher wir lebten.
Zufrieden seufzend stellte ich mein Rad vor dem Haus ab und klingelte. Mein Vater hatte heute frei, was sonst nicht unbedingt oft der Fall war. Ist ja auch verständlich, als alleinerziehender Vater."Na, großer?" öffnete er lächelnd die Tür; "wie war es in der Schule?"
Ich zuckte die Schultern und stellte meinen Rucksack ab.
Normaler Weise sagte ich immer etwas wie "nichts besonderes", doch heute wäre es eine glatte Lüge gewesen, weshalb ich einfach nichts der Gleichen antwortete.
"Habt ihr Mathe wieder bekommen?"
Nickend lief ich in Richtung meines Zimmers; "hab 'ne eins." Und schon war ich in mein Zimmer verschwunden und hämmerte die Tür zu.Ich schmiss mich auf mein Bett und starrte die raue Tapete an. Meine Gedanken drifteten wieder zu Manu. Wie er heute Vormittag in meinen Armen lag, wie er völlig eingeschüchtert vor mir auf der Fensterbank saß, wie er tatsächlich springen wollte.
Ich schluckte.
Nie hatte es jemand geschafft, mich so schnell so umzuhauen und mich so schnell bei jedem Lächeln zum ausflippen zu bekommen, wie Manu es schaffte.
Dass ich schwul war, war mir natürlich klar, und die Gefahr, dass ich mich in Manu verlieben würde, war definitiv vorhanden. Aber doch nicht innerhalb der paar Minuten, in denen wir im Badezimmer waren.
Oder doch?Der Tag verging wie im Flug, da ich die ganze Zeit Netflix geschaut habe und dabei ein Referat in Musik vorbereitet habe. Am morgigen Tag sollte es fertig sein, weshalb ich mich umso mehr ins Zeug legte. Schließlich war ich eine mündliche Niete.
Zufrieden stellte ich mein Rad an der Schule ab und betrat das große Gebäude, ich hatte die ersten zwei Stunden Entfall, weshalb gleich Pause sein würde.
Ich ging in den zweiten Stock zu meinem Klassenraum und stellte dort meinen Rucksack ab und legte dazu mein Plakat und meine Jacke. Es klingelte, schnell lief ich die Stufen zurück nach ganz unten zur Eingangshalle und wartete, dass Manu herunter kommen würde. Ich konnte es einfach nicht mehr abwarten, ihn zu sehen.Erwartungsvoll lehnte ich mich an einen der Tische und verschränkte meine Arme, ich wartete und wartete und wartete.
Doch Manu kam nicht. Ich sah keinen braunhaarigen, süßen Wuschelkopf die Treppen herunter steigen, keinen dünnen, beinah abgemagerten Jungen. Nicht meinen Manuel.Mein Blick glitt zur Uhr, in knapp zehn Minuten war die Pause schon wieder zu ende. Ich hatte tatsächlich die ganze Zeit gewartet.
Ich schluckte und verlagerte mein Gewicht zurück auf meine Füße, anstatt auf den Tisch, an welchen ich mich zuvor angelehnt hatte, und ging zur Mensa, um mir etwas zu Essen zu kaufen. Einfach ein schönes Käse Sandwich, da ich vergessen hatte, eine Brotdose einzupacken.Und da sah ich ihn, Manuel. Er saß an einem Tisch am Fenster, relativ weit hinten im Raum. Zwei weitere Jungs saßen neben ihm, sie lachten alle zusammen.
Es freute mich, dass sie glücklich zu sein schienen, aber dennoch versetzte es einen stechenden Schmerz in meine Brust, genau in mein Herz.
Als Manu urplötzlich zu mir herüber sah, lächelte ich lieb und winkte lasch. Manu nickte, setzte ein falsches Lächeln auf, und ließ seinen Blick zurück auf den Tisch senken.
Ich schluckte und richtete meinen Blick wieder vor mich in die Schlange der Mensa. Was war nur los? ||
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give it all - Kürbistumor
Fanfictiones war ein komplett normaler Schultag für Patrick. Wie immer quälte er sich durch den Tag und schaffte es endlich für einige Minuten dem Unterricht zu entfliehen, indem er erzählte, er müsse zur Toilette. Wer weiß was passiert wäre, wenn er wann and...