3.1 Konzert

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Ich saß mit ein paar hundert anderen Leuten in dem Saal und lauschte der Musik des diesjährigen Frühjahrskonzertes. Aber irgendwas stimmte nicht. Ich hatte es schon gespürt als ich den Raum betreten hatte, aber nun war es viel deutlicher - eine Gefahr.
Dann ein Knacksen. Niemand außer mir schien es zu bemerken, alle waren voll und ganz auf das Geigensolo konzentriert. Unauffällig drehte ich meinen Kopf und sah zur Decke. Eine der Lampen schien lose zu sein. Und im selben Moment krachte sie mitsamt einer Deckenplatte nach unten. Reflexartig streckte ich meine Hand in die Richtung und es blieb ungefähr 2 Meter über den Köpfen der Zuhörer in der Luft hängen.
Einen Moment herrschte Schweigen, dann brach die Massenpanik aus. Die Leute aus den betroffenen Reihen drängten nach draußen, Stühle wurden umgeworfen und sie trampelten sich im Türrahmen fast platt.
Keinen von ihnen interessierte es, dass eine eindeutig lockere Platte einfach in der​ Luft schwebte - sehr wohl aber meine vier Freundinnen, die mich komplett konfus anstarrten.
'Super gemacht, nächstes Mal aber bitte noch ein bisschen auffälliger wenns denn möglich ist!' Ich könnte mich ohrfeigen. Allerdings hatte ich dazu keine Hand mehr frei, da sich nun nach und nach die ganze Decke löste. Ich hatte meine schöne Mühe damit, alles so halbwegs zusammenzuhalten.
"Ihr müsst hier raus!", schrie ich den Mädels zu. "Bevor alles zusammenstürzt!"
Sie bewegten sich keinen Millimeter. Der Rest des Saales leerte sich nun langsam und Sicherheitskräfte strömten herein. Die konnten auch schlecht helfen.
"Sofort! Alle! Raus!", schrie ich mit aller Kraft und meine Stimme hallte durch den ganzen Saal. Schon wieder etwas neues entdeckt das ich tun konnte. Würde mir aber auch nichts mehr bringen, da mir gleich eine Decke auf den Kopf knallen würde.
Alle Köpfe drehten sich zu mir um und die meisten bemerkten erst jetzt, dass hier einiges nicht mit rechten Dingen zuging.
"Ich habe gesagt raus! Ihr auch! Ich schaff das schon!", keuchte ich. Nach kurzem Zögern drehten sich Mary und Jill um und rannten endlich zu einem der Ausgänge. Diana und Kira folgten erst, als ich sie mit einem derartigem Todesblick ansah, dass sie nicht anders konnten.
Vorsichtig kämpfte ich mich in die Mitte des Raumes vor. Von einem Mittelpunkt aus konnte ich das ganze besser halten. Ich zählte die letzten Leute (es waren noch 27). Dann fiel der Strom aus.
Meine Kräfte ließen nach, meine Arme zitterten. Mit einem Aufschrei sank ich zu Boden, hielt die Decke und inzwischen auch die rechte Wand aber weiter oben.
Dann waren alle draußen. Ich wollte schon loslassen, da hörte ich eine Stimme in meinem Kopf:"Ich habe die anderen geschickt um dich da rauzuholen. Halt nur noch ein paar Sekunden durch!"
Der Professor hatte​ Hilfe geschickt. Nur noch kurz. Ganz kurz...
Und kurz bevor mir schwarz vor Augen wurde hörte ich ein bekanntes Geräusch und Sekunden später standen Storm, Logan und Rogue neben mir. Rogue berührte mich kurz am Arm und es fühlte sich an, als würde sie meine letzten Kräfte aus mir herausziehen. Dann übernahm sie meine Position.
Logan hob mich kurzerhand hoch und trug mich an den Rand, wo gerade Hank und Jean mit den Jet landeten. Doch bevor er mich hineinlegen konnte, ließ ich mich zu Boden fallen. "Was soll das?!", rief er wütend, aber ich ignorierte es und schleppte mich zu meinen Freundinnen. "Ihr habt die Wahl: Entweder ihr bleibt hier und führt euer leben einfach weiter, vergesst aber mich und alles was heute Abend passiert ist, oder ihr kommt mit mir und fangt ein neues Leben an. Ich werde dafür sorgen, dass euch nichts passiert."
Ohne zu zögern legte Kira ihre Hand in meine. "Wir haben gesagt wir sind Freunde für immer. Aber das geht schlecht wenn wir dich vergessen." Die anderen folgten.
"Ich hab noch einen zweiten Grund", sagte Diana vorsichtig lächelnd. "Ich frag mich mein Leben lang, wo ich damit hinkönnte und dabei bin ich mir der Antwort befreundet." Damit hob sie ein Hand und ein sanftes Licht erschien. Es tanzte kurz friedlich hin und her, dann leuchtete es uns voraus den Weg zum Jet. "Wunderschön! Aber ich glaube, wir müssen so einiges zum Thema 'keine Geheimnisse' besprechen."
Mit Logans und Storms Hilfe kletterten wir an Bord. Ich konnte Charles geistige Anwesenheit spüren und spätestens als die Leute sich nacheinander umdrehen und geordnet hinausgingen ohne einen Blick auf die Zerstörung zu werfen, wusste ich, dass er ihre​ Gedächtnisse​ löschte. Ich schottete die Erinnerungen meiner Freundinnen ab.
"Tut mir leid, aber ich konnte sie nicht einfach zurücklassen. Und eine von ihnen ist eine Mutantin!", verteidigte ich mich gedanklich.
"Schon gut, vielleicht kann ich so meinen Traum doch noch verwirklichen: Mutanten und normale Menschen, gemeinsam. Wir werden es versuchen. Aber ich kann für nichts garantieren!"

Fortsetzung folgt...

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