9.23 am.
Er starrte aus dem Fenster. Graue Wolken hangen schwer im Himmel. Würde ein beschissener Tag werden.
»Guten morgen der Herr. Warum bist du noch hier? Du musst zur Schule.«
Die fröhliche Stimme seiner Schwester ging in sein Ohr hinein und kam durch das andere wieder heraus.
»Mir geht's nicht gut«, murmelte er bloß, den Blick immer noch gen Himmel gerichtet. Er hörte ihr Seufzen. Dann Schritte. Die Matratze sank ein, als sie sich an die Bettkante setzte.
»Ich weiß, es ist hart für dich«, sagte sie leise, eine Hand durch sein weiches braunes Haar fahrend. »Bitte geh morgen wieder in die Schule. Und wenn es erstmal nur dieser eine Tag ist. Bitte, Robin.«
Stumm drehte er sich auf die Seite, wandte ihr den Rücken zu. Seine Augen brannten, er hatte die halbe Nacht lang kein Auge zugetan. Er hatte die ganze Zeit nachdenken müssen.
Über sie.
Über seine vermeintlichen Internet-Freunde.
Über den neuen Nickname in der Gruppe.
Von innen gestorbene.
Es passte. Ein Protest gegen die Gesellschaft. Ein Zeichen des Trotzes. Dieser Nickname schrie seine Trauer, seine Leere, seine Einsamkeit hinaus in nur drei kleinen Worten.
Es passte.
»Sie würde nicht wollen, dass du in deinem Zimmer vor dich hin vegetierst«, redete seine Schwester weiter, ihre Stimme leise und bedacht. Vorsichtig. Sie wollte nichts falsches sagen. Wollte nicht noch einen Breakdown erzeugen.
Er biss die Zähne zusammen und schlug ihre Hand weg, als diese zu einem weiteren sanften Kopfstreicheln ansetzte.
»Bitte... Tu's für sie, Robin.« Damit verließ sie sein Zimmer.
Ging hinaus in die Welt, arbeitete, verdiente Geld, lebte ihr Leben.
Alles Dinge, die er niemals tun könnte, ohne in Schuldgefühlen zu ertrinken. Er war gefangen am Grunde eines dunklen Sees, dessen Tiefe niemand so genau wusste. Kein Laut drang an seine Ohren. Kein Lebewesen traute sich zu ihm hinunter. Die Menschen um ihn herum lebten weiter, doch er saß fest in der Zeit. Für ihn gab es keine Zukunft. Er hatte sie zerstört.
Sobald er hörte, wie die Haustür ins Schloss fiel, setzte er sich an den Schreibtisch und schaltete den Laptop ein.
Von innen gestorbene.
Was ist wohl deine Geschichte?
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Wi-Fi
Short StorySchweigend saß sie vor dem Bildschirm, eine Hand in den Saum ihres Pullis gekrallt, die Fingerspitzen der anderen auf der Tastatur. Das Nachrichtenfenster blieb leer. Kein ›schreibt...‹. Kein Smiley. Nichts. Nur sie. Ganz allein in ihrem dunklen Zim...