4.35pm.
Das verriet ihm seine Armbanduhr, als er eine der vielen eintönigen Türen im Gebäude öffnete.
Mit gemischten Gefühlen trat er aus dem Raum. Im Wartezimmer holte er sich einen Becher mit Wasser und ließ das kühle Nass willkommen heißend seinen Rachen hinunter fließen. Es erfrischte sein warmes Inneres, das wegen der Worte des Therapeuten angestrengt vor sich hin brodelte.
Sollte er wiederkommen?
Emilie würde es begrüßen.
Er würde es vorziehen, sich in seinem Zimmer zu verkriechen und eine Pause vom sozialen Leben zu nehmen.
Aber das würde Emilie zerstören.
Und ihn auch.
Seufzend ging er zur Rezeption und ließ sich einen neuen Termin machen. Nächste Woche. Bei dem Gedanken, wieder durch die komplette Stadt zu dackeln und in diesem Zimmer über Dinge zu reden, über die er nicht reden möchte, verzog er das Gesicht.
Plötzlich vibrierte sein Handy in der Hosentasche.
Emilie: Und wie wars?
Robin: Ok.
Emilie: Hast du einen neuen Termin gemacht?
Robin: Ja.
Emilie: Gut, ich bin gerade noch in der Stadt, hole dich aber gleich ab. Möchtest du was essen?
Er folgte dem langen weißen Korridor, die Schuhe seltsam quietschend auf dem Linoleumboden, während er eine Antwort tippte.
Plötzlich blieb sein Fuß an etwas hängen. Stolpern. Klappern. Das Handy am Boden. Eine aufgebrachte Stimme hinter ihm.
»Sag mal geht's noch? Guck doch mal, wohin du läufst!«, zeterte eine weibliche Stimme. Überrascht bückte er sich nach seinem Smartphone, dann drehte er sich zu dem Besitzer der Stimme um.
Wütend starrte ihn ein blaues Paar Augen, umrandet von einem Paar dunkler Ringe, an. Das Mädchen, dem sie gehörten, war etwa einen Kopf kleiner als er und — kurz scannte er ihren Körper — unwahrscheinlich zierlich. Nein, nicht zierlich.
Sie war dünn.
Zu dünn.
Filigran.
Fast schon, als würde die leichteste Brise sie davon tragen.
Für einen Moment hielt er den Atem an.
»Hallo? Wie wär's mal mit 'ner Entschuldigung?«, grummelte das Mädchen augenrollend, bevor sie sich auf einen der grauen Stühle fallen ließ. »Und wenn du schon jemanden anstarrst, solltest du wenigstens deinen Mund schließen«, fügte sie noch hinzu.
Langsam gewann er seine Fassung wieder. Hastig steckte er das Handy in die Hosentasche.
»Tut mir leid, ich hatte dich nicht gesehen«, murmelte er, eine Hand seinen Nacken kratzend.
»Kein Wunder, wenn man nur auf das Handy schaut.«
Er seufzte. »Entschuldigung, ist wichtig gewesen.«
»Ja klar.« Das Mädchen rollte erneut mit den Augen und zückte ihrerseits ein Buch, in welches sie desinteressiert hineinstarrte. Sein Blick ruhte noch einen Moment lang auf ihr.
»Noch einmal, tut mir wirklich leid«, entgegnete er, während er sich zum Gehen umwandte. Just in dem Augenblick öffnete sich eine Tür gegenüber der grauen Sitzbank und eine Frau mittleren Alters kam heraus, die Augen huschten mit strengem Blick zu dem Mädchen, welches das Buch mit einem lauten Klaps zuschlug, sie geflissentlich ignorierte und ohne weiteres aufstand, bereit zum Gehen.
»Magin, ich würde dich gerne einmal sprechen«, ertönte sind tiefe, vor Weisheit triefende Stimme aus dem Zimmer, aus dem die Frau gerade getreten ist. Das Mädchen — Magin — drehte sich zu dem Arzt, der Türrahmen erschien. »Alleine«, sagte dieser, blaue Augen gefüllt mit Ernsthaftigkeit, Stirn gerunzelt.
»Tz, lieber würde ich verhungern«, zischte sie, schulterte ihre Tasche und machte Anstalten davon zu stolzieren, doch die Frau packte sie am Arm.
»Magin, es ist sehr wichtig, dass du mit Dr. Somerset sprichst«, sagte sie in einem überaus strengen Ton, die Augen starr auf das Mädchen gerichtet, dessen dürren Arm sie schon fast nur mit dem Daumen und dem kleinen Finger umschließen konnte.
»Gut.«
Magin folgte dem Arzt mit schleppenden Schritten in das Zimmer, ohne die Frau auch nur eines Blickes zu würdigen. Stattdessen flogen ihre Augen zu ihm. Er stand einige Schritte weiter und hatte die Szene betrachtet. Unwillkürlich trat er einen Schritt zurück.
Ertappt.
Sein Blick traf den ihren.
Nur für einen Moment.
Kaltes Blau auf unergründliches Braun.
Und einfach so fühlte er sich, als hätte man ihm einen 30 Kilo schweren Sack auf den Rücken geworfen. Sie hingegen schwebte schon fast in das Zimmer hinein. Und als die Tür ins Schloss fiel, war es, als wäre ein Zauber von ihm abgefallen. Das nieder drückende Gewicht war verschwunden. Plötzlich konnte er wieder aufrecht stehen, ohne einen Widerstand zu spüren.
Verwundert rollte er mit den Schultern. Die letzten Spuren des Gefühls verschwanden mit jeder Bewegung seiner Muskeln.
Mit einem mulmigen Gefühl in der Magengrube wandte er sich ab und ging schnellen Schrittes den Flur hinunter in Richtung Parkplatz, in Gedanken bei diesem Paar wunderbar blauer und furchtbar müde aussehenden blauen Augen.
Heyho.
Ich weiß, ich hab lange nichts mehr von mir hören lassen. Tut mir leid dafür aber die letzten Monate waren stressig, ich hab mein Abitur geschrieben, bin jetzt für ein Auslandsjahr in England und hatte emotional sehr viel Stress.
An dieser Geschichte weiterzuschreiben hat mich einfach runter gezogen, weshalb ich erstmal die Finger davon gelassen habe.
Falls ihr noch da seid — Danke für eure Unterstützung. Ich hoffe, die nächste Wartezeit wird nicht so lang werden.Schreibt doch mal, wie ihr die Geschichte findet!
Lots of love xx
M

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Wi-Fi
Short StorySchweigend saß sie vor dem Bildschirm, eine Hand in den Saum ihres Pullis gekrallt, die Fingerspitzen der anderen auf der Tastatur. Das Nachrichtenfenster blieb leer. Kein ›schreibt...‹. Kein Smiley. Nichts. Nur sie. Ganz allein in ihrem dunklen Zim...