Im Zug (2)

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"Mein Fuß", brachte ich nun doch unter Mühe zwischen meinen zusammengepressten Lippen hervor und ließ meine Hand als Beweis zu meinem Fuß wandern, um mich zu vergewissern, dass er auch noch da war, so fühlte es sich nämlich nicht an.

"Oh nein. Leute helft mir mal, wir müssen sie hochkriegen" "Ja warte." "Ich stütz sie von links und du von rechts, ja?" "Alles klar."

Ich bekam nur nebenbei mit, wie mich auf einmal vier kräftige Arme packten und auf einen der Sitze schoben. Der Schmerz war einfach zu groß. Benommen sah ich mich zum ersten Mal richtig in dem Abteil um, in dem ich mein Kunststück vorgeführt hatte.

Mein Blick fiel auf ein Dutzend Koffer über den Sitzen (und da sagte Charlies Vater doch tatsächlich, dass Mädchen immer mehr Gepäck hatten. Von wegen!) und blieb an fünf Jungs hängen, die mich genauso verdutzt und geschockt ansahen wie ich sie.

Ich kannte sie zwar nur von den hundert Postern aus Charlies Zimmer, aber das waren definitiv One Direction. Ohne Frage. Wie doll war ich mit dem Kopf eigentlich aufgeschlagen?

Nur um sicher zu gehen, dass ich nicht träumte, wollte ich schon die Hand nach einen von ihnen ausstrecken und ihn berühren, nur zum Beweis, dass ich nicht komplett durchgeknallt war, aber das kam mir dann doch etwas zu crazy rüber, also behielt ich meine Hand wo sie war.

Charlie hatte echt nicht übertrieben. Sie sahen alle fünf wirklich verdammt heiß aus, aber nur einem von ihnen wurde meine ganze Aufmerksamkeit gewidmet.

Diese blauen Augen waren wirklich magisch. Noch nie hatte ich so etwas schönes gesehen. Ein Sonnenuntergang war nichts dagegen, ich sags euch. Als würde man ein saftiges Steak mit einem Chicken Wing vergleichen.

Doch irgendwann ließ ich schweren Herzens von ihnen ab und betrachtete fasziniert den Rest des Körpers, der dazu gehörte.

Außer den muskulösen Armen und dem sportlichen Kleidungsstil fielen mir seine blonden hochgegeelten Haare auf, die am Ansatz dunkel waren und dann immer heller wurden.

Ich ertappte mich dabei, wie ich mir vorstellte mit meinen Haaren da durchzufahren. Jessy, was geschieht hier gerade mit dir?

Jetzt hör doch mal auf den Kerl so anzuschmachten, der ist auch nur ein Mensch genau wie du und kann es wahrscheinlich grade nicht verstehen, warum du ihn die ganze Zeit wie ein hypnotisiertes Kaninchen anstarrst!

Ein Räuspern unterbrach meine Träumereien. "Hey, ich bin Niall und das sind meine vier Freunde: Louis, Zayn, Harry und Liam."

Sie waren mir von Anfang an alle symphatisch und ich mochte sie sofort. Schon bereute ich es mir nicht wenigstens einmal eines ihrer Lieder anzuhören.

Wenn die Lieder nur halb so gut waren, wie alle fünf aussahen, würde es sich auf jeden Fall lohnen. Ich nahm mir vor mal reinzuhören. "Hi.", erwiderte ich schüchtern und räusperte mich erstmal um meine Stimme klarer klingen zu lassen.

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Nialls POV

"Jetzt beeil dich doch mal an Niall!", rief Liam schon zum dritten Mal. "Ich komme ja schon!", rief ich zurück und zog den Reißverschluss meines Koffers zu. Endlich hatte ich fertig gepackt und endlich ging es nach London zu unserem letzten Konzert für erstmal zwei Monate. Ich musste dringend meinen ganzen Schkaf aufholen, der bei all dem Stress immer zu kurz gekommen war. Aber etwas traurig war ich dennoch, den ich lebte von der Musik und meinen Fans, die uns nach jedem Konzert immer so umjubelten. Es war großartig und ich wollte um nichts in der Welt mein Leben mit jemandem tauschen.

~~~

"Puh, endlich schlafen.", seufzte Harry und ließ sich in einen von den Plätzen fallen. "Das kann ich nach all der Aufregung jetzt echt gebrauchen." und schon zog er sich die Jacke über den Kopf und war innerhalb weniger Minuten eingeschlafen.

Natürlich lief wie jeden Tag eigentlich nichts glatt. Dieses Mal war der Tourbus nicht angesprungen und dadurch, dass ich so viel Zeit damit verbracht hatte mir ein Lunchpaket zu machen, hatten wir keine andere Möglichkeit mehr als auf den Zug zurückzugreifen. Eigentlich war das auch ganz schön ich war schon lange kein Zug mehr gefahren.

"Ich glaube ich schlaf auch ein bisschen.", gähnte Zayn und machte es sich bequem. "Ich auch.", murmelte nun auch Louis und schloss ebenfalls die Augen. Er musste echt mitgenommen sein, wenn er sich freiwillig schlafen legte, denn normalerweise war Louis immer derjenige, der alle anderen von Schlafen abhielt.

Jetzt waren nur noch ich und Liam übrig.

Während der Fahrt erzählte er mir Neues von seiner Freundin Danielle, die er bei X-Factor kennengelernt hatte. Sie waren noch nicht lange zusammen, aber ich wusste, dass die Beziehung lange halten würde. Ich kannte Danielle und sie war wirklich sehr nett und perfekt für Liam. Ich erkannte es an seinem Blick, dass sie etwas ganz Besonderes für ihn war und freute mich für beide.

Dennoch war ich manchmal schon neidisch, wenn sie sich verliebte Blicke zuwarfen oder sich küssten. Ich wünschte ich hätte auch so eine glückliche Beziehung, aber meine lang ersehnte Prinzessin ließ eben nkch auf sich warten.

Gerade als ich so darüber nachdachte, flog auf einmal jemand von draussen in unser Abteil, dessen Tür seltsamerweise offen war (Ach Mist, ich hatte vergessen sie zu schließen, als ich auf Toilette war) und knallte mit einem Rumms vor mich auf den Boden. Es knackte und die Person blieb erschrocken, bewusstlos, ich wusste es nicht, liegen.

Sofort beugte ich mich über sie und fragte erschrocken: "Hey, alles klar?"

Die Person hob den Kopf und ich sah in die wunderschönsten, funkelndsten blauen Augen, die ich je in meinem Leben gesehen hatte. Es verschlug mir regelrecht die Sprache und ich konnte nicht anders, als dieses Mädchen vor mir auf dem Boden liegend anzustarren.

Ich verlor mich in diesem kristallblau und konnte nun endlich verstehen, warum die Leute meine Augen immer so mochten.

Ich hatte das Gefühl, als könnte ich ihr tief in die Seele blicken und und wusste von der ersten Sekunde an, dass sie es war. Sie war diejenige, auf die ich all die Jahre vergeblich gehofft und gewartet hatte und nun lag sie hier vor mir und ich konnte es trotzdem nicht glauben. Wie oft hatte ich mir den Moment ausgemalt, in dem ich sie treffen würde und nun war es endlich soweit. Ich würde dieses Mädchen nie wieder gehen lassen, egal was passierte.

Wie lange starrten wir uns an? Ein paar Sekunden? Mehrere Minuten? Ich hatte keine Ahnung. Doch jetzt räusperte sich Liam und ich schaute zum ersten Mal wieder auf und ließ von ihren durchdringenden Augen ab. Meine vier Bandmitglieder starrten mich an, als wär ich ein Marsmensch und schauten abwechselnd von mir zu dem Mädchen.

So langsam wurde mir die Stille unangenehm und ich fragte noch einmal: "Hallo? Miss?" Miss? Was sagte ich da? Lebten wir im Mittelalter? Oh Gott, Niall, wie peinlich. Sie denkt jetzt sicher, du bist irgendein Idiot aus ner Teenie-Zeitschrift.

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