10. Ende

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Adrenalin durchfuhr meinen Körper. Ich spürte das Zittern am gesamten Körper. Ich atmete tief durch. Erst dann merkte ich, wie still es plötzlich wurde. Aufmerksam lauschte ich und versuchte etwas zu hören, doch es herrschte Totenstille.

Ich erhob mich langsam. Mein letzter Blick ging auf Jacob, der nur noch so dalag. Dann öffnete ich die Tür. Zuerst nur einen Spalt. Doch was ich dann sah, gab mir etwas Hoffnung. Sofort riss ich die Tür auf.

„Evie!", rief ich zur Person auf der anderen Seite der Halle.

Ihre Augen gingen in meine Richtung. Doch ihre Mimik verfinsterte sich - ganz im Gegenteil, wie ich es mir erhofft hatte. Sie nahm eine Kampfhaltung ein und schaute mich mit finsteren Blick an. Dann ging ihr Blick von mir. Ich folgte ihrem Blick.

Erst jetzt bemerkte ich, dass der Ripper direkt neben mir stand und abwartete. Seine Aufmerksamkeit ruhte auf Evie. Mir würdigte er keines Blickes. Doch dann schritt Jack zur Tat. Zuerst schubste er mich zur Seite, sodass meine Klinge und auch ich selber zu Boden fiel.

Evie und er leisteten sich einen Kampf der ersten Klasse. Beide besaßen dieselben Fähigkeiten und konnten sie gegenseitig sehr gut einsetzen.

Nur langsam rappelte ich mich wieder auf. Meine Kleider waren von diesem Tag geprägt. Sie waren zerrissen und kaum wiederzuerkennen. Ich suchte nach meiner Waffe und fand sie einige Meter weiter. Ich rüstete mich mit ihr und hielt sie fest umklammert.

Ich suchte nach ihm. Diese Klinge war für ihn bestimmt. Sie trug seinen Namen. Und dann sah ich ihn. Er hatte die Oberhand über den Kampf gewonnen und stand nun mit dem Rücken zu mir. Evie lag vor ihm am Boden.

Egal wer er war. Egal woher auch immer er stammte. Er war nicht mein Bruder. Nicht das Monster, zu dem er wurde.

Ich rannte los. Ohne zu bremsen rammte ich ihm das Messer zwischen die Schulterblätter. Erst einmal, dann immer und immer wieder. Ich stoppte, als ich die Kontrolle über meine Handlungen zurückbekam. Doch Jack war noch immer nicht geschlagen. Er drehte sich zu mir und zog sich den Sack vom Kopf.

„Alia...warum?", seine Stimme spiegelte seine Verwunderung wieder.

Mein Kopf setzte aus. Erneut stach ich auf ihn ein. Immer wieder. Bis er auf seine Knie fiel. Das Messer schmiss ich in eine Ecke der Halle.

„Du bist ein Monster, Jack. Und das hat hier und jetzt ein Ende." Er ging zu Boden. Ich machte es im gleich. Ich nahm seine Hand zwischen meine und hielt sie fest. „Es tut mir leid, Bruder."

„Ich wusste dieser Tag wird kommen. Ich hätte nur nicht mit dir gerechnet." Er lachte kurz - doch dies schien ihn bereits zu schmerzen.

„Kämpfe nicht weiter, Bruder. Gib auf und nimm dein Schicksal an. Wir sehen uns auf der anderen Seite. Du bist für immer in meinem Herzen."

Auf Wiedersehen Bruder. Dann machte er seinen letzten Atemzug mit einem Lächeln auf den Lippen. Ein Lächeln auf seinen Lippen. Dieses Mal war es echt. Ein letztes Mal. Für mich. Dann verließ seine Seele seinen Körper. Regungslos kniete ich vor seiner Leiche. Blutübergossen und verwirrt.

„Alia?", Evies Stimme war zierlich und leise.

Ich drehte mich zu ihr. Sie stand einfach so da. Sie hielt Jacob, welcher wieder zu sich kam und mich anstarrte.

Ich lief zu ihnen und stützte Jacob ebenfalls. Er lachte kurz auf. Dann küsste er meinen Kopf.

„Ich bin stolz auf dich, Alia." Jacob war noch nie zuvor so ernst zu mir. „Endlich hat der Schrecken ein Ende."

„Ende. Ein sehr wichtiges Wort welches schon so viel beendet oder ausgelöst hat." Beide starrten mich verwundert an. Und überspielten schließlich meine emotionale Weisheit.

Evie schien noch immer besorgt um mich zu sein. Sie musterte mich mit einem skeptischen Blick und sagte schlussendlich: „Geht es dir gut? Immerhin hast du deinen Bruder nun zum zweiten Mal verloren."

„Du darfst traurig sein, aber nicht zu oft, denn die Trauer kann Besitz über dich ergreifen...", ich zuckte mit den Schultern, als ich bemerkte, dass ich meine Gedanken laut aussprach, „Ja, es geht mir gut. Ich hatte mal einen Bruder, und nun ist er weg. Erinnerungen bleiben bestehen, die kann man nicht einfach löschen. Doch ich kann damit leben. Er war niemals für mich da, also verändert sich kaum was."

Jacob verdrehte die Augen und nahm mir schließlich das Wort.

„Also mir wäre der Ruhestand jetzt sehr gelegen."

„Darf ich davon ein Teil sein?" Er lachte über meine Frage, doch sie war ernst gemeint.

„Das bist du doch schon längst, Liebes."

Man lernt erst etwas zu schätzen, wenn es bereits fort ist...

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Soooo...

Jetzt melde ich mich auch mal zu Wort :)

Dies war ein kurzer, aber dennoch intensiver Blick in das Leben von Jack the Rippers Schwester. Ich hoffe euch hat er gefallen, denn diese Reise endet nun hier :x

Die Idee zur Story kam von einem Fan über Wattpad - Liaxcocox. Ich fühle mich noch immer geehrt, dass ich sie schreiben durfte und natürlich hoffe ich auch, dass ich deine Erwartungen getroffen habe ♥

Bis zum nächsten Mal,

TheCaptainHunter

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⏰ Letzte Aktualisierung: Apr 19, 2017 ⏰

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