8. Hilfe

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Es war geschehen. Es war wirklich passiert. Jacob war weg. Verschwunden. Unauffindbar. Jack hatte ihn, da war ich mir sicher. Natürlich würde Jack mir niemals etwas antun - doch Jacob... Ich hoffe einfach, dass er noch am Leben ist. Ich will diese Situation kein zweites Mal durchleben müssen. Ich will es nicht! Ich hasse es! Ich kann das nicht weiter...

„Ich beschütze dich.", sagte Evie mit zarter Stimme und lächelte dabei warm. „Mein Bruder mag dich. Und wenn etwas, das er mag, beschädigt wird, wird er zum Tier. Und das wollen wir natürlich nicht erleben."

„Denkst du, er ist noch am Leben?" Ich sprach die Frage so klar und deutlich, wie ich noch nie etwas sagte. Zum ersten Mal waren meine Gedanken strickt und geordnet. Mein Ziel stand fest.

„Jacob ist nicht dumm. Er weiß, was er machen muss, um zu überleben."

Verständlich nickte ich. Mehr bekam ich nicht übers Herz.

Plötzlich trat ein älterer Herr an uns heran. Ohne sich vorzustellen bewarf er Evie mit Worten.

„Miss Frye. Sie müssen den Ripper stoppen! Ich kann ihren Orden keine Sekunde länger decken. Sie müssen ihn mir ausliefern, oder sie sind selbst ausgeliefert..."

„Mister Abberline, haben Sie keinen Grund zur Sorge. Wir kümmern uns um den Mörder. Schönen Tag noch.", sagte Evie.

Dann drehte sie sich von ihm weg und ging ihren Weg. Versteinert blieb ich stehen. Sein Blick ging auf mich. Ich zuckte nur einmal mit den Schultern, dann lief ich Evie hinterher. Als ich sie eingeholt hatte, schwieg ich erst einen Augenblick. Doch dann stellte ich die Fragen aller Fragen.


„Was machen wir jetzt?"

„Zuerst werden wir das letzte Opfer des Ripper untersuchen. Jacob schrieb mir in einem Brief, dass du mir auf der Suche nach dem Mörder nützlich werden könntest. Ich hoffe, er hat nicht gelogen."

Ich musste unbewusst lächeln.

„Wenn Jacob das gesagt hat, muss es wohl stimmen. Ich werde dir gerne helfen."

„Sehr gut, Partner. Wir sind auch schon gleich am Tatort."

Kurze Zeit später trafen wir am Ort des Geschehens ein. Dasselbe Muster. Eine tote junge Frau. Ehering entrissen. Kaum Spuren. Das Werk des Rippers.

Eifrig begann Evie jegliche Beweise zu untersuchen. Fußabdrücke und einige weitere Spuren. Dann kam sie schließlich zur Leiche.

„Armes Ding.", sagte sie kaum hörbar, „Ich werde deinen Mörder finden."

Ich drehte mich aus Respekt weg. Ich wollte ihrem Gespräch nicht lauschen. Das war unhöflich, doch trotzdem hörte ich eine Kleinigkeit, die mir sofort die Augen öffnete.

„The Ripper ist krank."

„Ich muss kurz weg. Wir sehen uns später." Plötzlich wurde mir schlecht und es schien, als würde mir der Boden unter den Füßen verloren gehen. Ich versuchte Ruhe zu bewahren – atmete einige Male tief ein und aus. Ich hatte meine Antwort erhalten. Im Laufschritt verließ ich den Platz und auch Evie. Alleine würde es einfacher werden, soviel war klar. Nur ich alleine kannte Jack so gut wie niemand anderes. Es war meine Chance. Ich musste zu ihm und alles beenden. Und das genau da, wo alles begonnen hatte.

Shadows SecretWo Geschichten leben. Entdecke jetzt