Kapitel 10

3.9K 235 38
                                    

ROSALIE

Gedankenverloren malte ich mit meinem Bleistift Kreise auf mein weisses Blatt und stütze mein Gesicht auf meiner linken Hand ab. Ich spürte wie mich jemand mit Papierkügelchen bewarf. Genervt drehte ich mich um und schaute zu der Person hinter mir.
"Können wir nachher bitte reden?" Jayden schaute mich bittend an. "Nö. Ich rede nicht mit solchen falschen Menschen wie dir" fauchte ich und drehte mich um. Die Papierkügelchen ignorierte ich ab dann und malte weiter meine Kreise. Als es endlich zur Pause klingelte rannten alle aus dem Schulzimmer,während ich sitzen blieb und mein Blatt anstarrte. Ich hatte keine Ideen mehr für ein neues Graffiti. Und das schon seit fast einer Woche. Ich weiss nicht ob es an dem Verhalten von Jayden lag oder daran das ich oft an Aiden denken musste. An seiner Beerdigung kam mir das alles wie ein Alptraum vor. Aus dem ich aufwachen würde und Aiden am nächsten Tag wieder sehen würde. Erst einige Monate später realisierte ich das ganze. Ich war wie in einer Trance. Alles was ich tat fühlte sich so an als würde ich gesteuert werden. Als hätte jemand die Macht über mich und meine Taten.
Ich seufzte und packte schnell alles in meine Tasche und rannte aus dem Schulzimmer. Der Flur war leer. Ich runzelte die Stirn und lief in Richtung Cafeteria. Schon von draussen hörte man das laute Gebrüll. Ich verdrehte die Augen und lief an der Cafeteria vorbei zur Bibliothek. Da hatte man wenigstens seine Ruhe. Ich packte mein Sandwich aus und biss genüsslich rein. Ich kaute und schluckte es runter und wollte wieder einen Bissen davon nehmen als es mir aus der Hand gerissen wurde. Ich hob meinen Blick und schaute zu der Person die mir mein Sandwich geklaut hatte.
"Wir müssen reden" Jayden betonte jedes Wort und schaute mich ernst an. "Müssen wir nicht" zischte ich und stand auf.
"Doch" ich schüttelte den Kopf und wollte mich an ihm vorbei drängen doch er hielt mich an meinem Oberarm fest.
"Wir reden jetzt" knurrte er und zog mich näher an sich ran.
"Wir müssen über garnichts reden. Ich gehe weiterhin alleine und du kümmerst dich selbst um dein Kram und lässt mich in Ruhe" zischte ich und versuchte meinen Arm aus seinem Griff zu lösen.
"Ich möchte bloss das nicht alle wissen das wir Freunde sind" sagte er und schaute zu mir herunter.
"Du nennst uns Freunde?" Er nickte. "Freunde verleugnen ihre Freundschaft aber nicht" zischte und riss meinen Arm weg. "Es tut mir leid. Aber ich habe einen Ruf zu verlieren und du..." er zögerte und schaute mich entschuldigend an. "Dein Ruf ist ein Scheissdreck wert" fauchte ich und rannte aus der Bibliothek. Wieso will er seinen Ruf als Arschloch behalten? Spricht er eine andere Sprache in der Arschloch ein Kompliment ist? Oder hat er nur nicht alle Tassen im Schrank? Ich tippe auf letzteres.



Als die Klingel ertönte rannten alle aus dem Schulzimmer. Ich verdrehte die Augen und packte meine Sachen ein. Endlich Wochenende. Auch ich verliess nun das Schulzimmer und lief aus dem Schulhaus zur Bushaltestelle. Ich war nur noch wenige Meter von der Bushaltestelle entfernt als der Bus einfach weiter fuhr.
Ich schrie das anhalten soll und rannte ihm hinter her. Doch der Spasti schaute in den Rückspiegel und fuhr einfach weiter. Ich präsentierte ihm meinen tollen Mittelfinger bevor ich mich verzweifelt umschaute und dann schliesslich mein Handy rausholte und meine Kopfhörer einstöpselte. Zusammen mit der lauten Musik lief ich Nachhause.

Ich stieg die drei Treppen zur meiner Haustür rauf und blieb davor stehen. Sie Tür stand offen und hatte einige Kratzer.
"Hallo?" rief ich und gab der Tür einen kleinen Stoss. Sie ging auf und krachte gegen die umgefallene Kommode.
Lautes Gepolter ertönte von der Küche. Fuck. Da ist ein Einbrecher in meinem Haus!
Ich holte mein Handy hervor und rief die letzte Person an die versucht hatte mich anzurufen.
"Hallo?" In der Panik plapperte ich einfach drauf los. "Hier ist ein Einbrecher" stotterte ich und liess das Handy sinken.

Ich kletterte über die umgefallen Möbel und ging in die Küche.
"Was soll das?" rief ich. Der Einbrecher zuckte zusammen. Plötzlich hob er eine Pistole hoch. Wie dumm bin ich eigentlich? Die meisten Einbrecher sind bewaffnet.
"Das ist doch keine echte" stotterte ich und zeigte auf die Waffe. Er schüttelte bloss den Kopf und zielte weiterhin auf mich.
"Hände hoch Polizei" ich drehte mich um und sah zwei bewaffnete Polizisten und Jayden. In dem Moment war es mir egal das es Jayden war. Ich rannte auf ihn zu und fiel ihm in die Arme. Er legte seine Arme um mich und drückte mich an sich. Ich konnte die Tränen nicht mehr lange aufhalten und sie rollten meine Wangen hinunter. Ich klammerte mich an Jayden als würde mein Leben davon abhängen.
"Shhhh. Alles ist gut" beruhigend strich er mir über dem Rücken und hielt mich immer noch im seinen Armen.
"Danke" nuschelte ich gegen seine Brust. Erst jetzt wurde mir bewusst das ich ohne Jayden wohlmöglich tot wäre.

Criminal Nerd |Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt