Kapitel 21

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Rosalie

Gedankenverloren fuhr ich mit meinem Zeigefinger über Jaydens Brust. Sein Arm lag um meine Schulter sein Kopf lag auf meiner Brust. Wir blickten schweigend in den Sternenhimmel hoch.

Er räusperte sich und zog somit seine Aufmerksamkeit auf sich.
„Kann ich dich mal was fragen?"
Zögernd nickte ich.
„Damals ,am alten Bahnhof, wo du dich ähm...", er brach ab.
„Wieso hast du es getan?" Ich setzte mich auf und blickte zu ihm. Er tat es mir gleich und setzte sich auf.
Unsicher wich ich seinem Blick aus.

„Weiss nicht", wich ich nun auch seiner Frage aus.
„Ich verstehe wenn du nicht darüber reden willst, aber ich bin für dich da." Dankend nickte ich. Wir legten uns wieder hin und blickten zu den Sternen hoch.

Wenn das zwischen Jayden und mir was Ernstes werden soll, musste ich ihm vertrauen. Und ich vertraute ihm ja auch, aber es fiel mir noch immer schwer über all das zu reden. Aber ich muss endlich damit aufhören alles in mich hineinzufressen und mich anderen öffnen.

„Du musst mir aber versprechen mich nicht anders zu behandeln."

Wieder erklang ein Räuspern.
„Klar", antwortete er mir.

Ich holte tief Luft und schloss die Augen.
„Als ich mit Aiden zusammen kam stiess mich Mom von sich. Dauernd redete sie mir ein Aiden wäre nicht gut für mich und blablabla." Entschlossen schlug ich die Augen wieder auf.
„Pausenlos. Sie versuchte alles um ihn zu vergraulen. Sie hat aber nicht bemerkt dass sie damit mehr unsere Beziehung zerstörte als meine und Aidens. Aber damals hatte ich Aiden. Er machte es erträglich. Dann passierte der Unfall und er war plötzlich weg."
Ich hielt inne und schluckte den Kloss hinunter, der sich in meiner Kehle gebildet hatte. Jayden strich mir beruhigend über den Oberarm.

„Er war einfach weg. Dazu war es noch meine Schuld. Anstatt mit beizustehen liess mich meine Mutter  Stich. Natürlich hatte ich meinen Dad aber...", ich brach erneut ab. „Aber sie war meine Mutter. Wer lässt sein Kind in so einer Situation einfach fallen? Sie wusste das ich Aiden liebe. Sie wusste es schon immer und trotzdem stand sie mir nicht bei. Mein Vater versuchte alles um auch sie zu ersetzen. Aber es gelang ihm nicht. Wie denn auch?" Wütend schnaubte ich. „Er konnte nicht Vater und Mutter gleichzeitig sein und dazu musste er noch arbeiten. Er versuchte immer für mich da zu sein, aber er konnte nicht immer. Dauernd machte ich mir Vorwürfe wegen seinem Tod und redete mir ein dass ich Schuld war. Es fühlte sich so falsch an. Dass ich hier war und er nicht." Erneut holte ich tief Luft. „Schlichtweg gesagt ich sah keinen Sinn mehr darin zu leben. Und dann nach seiner Beerdigung stopfte ich mich mit Schlafmittel voll."
Verstohlen wischte ich mir die einzelnen Tränen von den Wangen.

„Aber mein Vater hatte mich früh genug gefunden und sie konnten meinen Magen auspumpen. Danach fiel ich tiefer ins Loch. Und das am alten Bahnhof..."
Ich zuckte unsicher mit den Schultern. „Das war eine Kurzschlussreaktion. Mir war einfach alles zu viel und der Schmerz war unerträglich. " Ich holte zitternd nach Luft. Jayden schwieg, aber er zog mich näher an sich und hauchte mir einen Kuss auf die Stirn.
"Ich verspreche dir, ich tue was in meiner Macht steht um dich wieder glücklich zu machen", hauchte er und strich mir eine Träne von der Wange. Er beugte sich über mich und blickte mit nachdenklich an.
"Ich verspreche es dir", hauchte er. Ich lächelte und legte meine Hand um seinen Nacken. Zärtlich zog ich ihn zu mir runter und legte meine Lippen auf seine. Er stützte sich mit seiner Hand neben meinem Kopf ab und küsste mich zurück. Unsere Lippen bewegten sich im selben Rhythmus. Ein Kribbeln breitete sich in meinen Bauch aus und ich fühlte mich so unbeschwert. Für eine Weile konnte ich tatsächlich die Welt um mich herum vergessen. Die Sache mit meinem Dad. Die fehlende Inspiration für neue Graffitis und sogar den Schmerz. Den Schmerz denn Aidens Tod in mir zurückgelassen hatte.

Jayden löste sich langsam von mir und stützte sich auf seinen Armen neben mir ab. Ein spitzbübisches Grinsen lag auf seinen Lippen als er die Röte auf meinen Wangen wahrnahm.
„Du wirst rot", bemerkte er.
„Ach ne?" Gab ich ironisch zurück, musste aber trotzdem grinsen.

Als ich am nächsten Tag wieder in meinem Zimmer stand zusammen mit Jayden fühlte ich mich komisch. Komisch in dem Sinne, ein Stock weiter unten wurde mein Vater angeschossen. Jayden schien dies zu bemerken und legte seinen Arm um meine Schulter. Sanft zog er mich näher an sich und hauchte mir einen Kuss auf die Wange.
„Du kannst auch noch bei mir bleiben wenn du willst", schlug er zögerlich vor.
„Schon okay. Ich will nicht das Dad alleine ist." Ich drehte meinen Kopf zu ihm und blickte in sein besorgtes Gesicht.
„Wenn du willst kann ich auch hier schlafen oder mit dir telefonieren..." Er brach ab und lächelte mich unsicher an. Ein Lächeln stahl sich auf meine Lippen. Noch nie hatte ich Jayden so unsicher gesehen wie jetzt gerade. Er hatte die Augenbrauen besorgt zusammengekniffen und ein nervöses Lächeln lag auf seinen Lippen.

"Du bist süss", rutschte es mir raus.
Jayden drehte den Kopf zu mir und blickte mich überrascht an.
"Süss?" Sein Gesichtsausdruck veränderte sich und er blickte mich nun beleidigt an.

"Ich bin bestimmt nicht süss", brummte er und verschränkte beleidigt die Arme vor der Brust.
"Ich bin heiss, gut aussehend, attraktiv..."
Ich unterbrach ihn indem ich meine Lippen auf seine legte.
"Süss bin ich nicht", murmelte er noch bevor er seine Arme un meine Taille schlang und den Kuss erwiderte.
"Aber das was du gesagt hats war süss", erwiderte ich und verschränkte meine Hände in seinem Nacken.
Er grinste mich breit an und blickte nachdenklich aus dem Fenster.
"Dann nehme ich das mal als Kompliment", murmelte er bevor sich unsere Lippen erneut trafen.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Aug 27, 2019 ⏰

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