Kapitel 14

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ROSALIE

Mit gesenktem Kopf lief ich durch sie Schulflure. Ich wollte eigentlich nicht hier her kommen. Am liebsten wäre ich Zuhause geblieben und hätte den ganzen Tag gezeichnet. Ich bin nur gekommen weil mein Vater sonst misstrauisch geworden wäre. Und weil Jayden keine zehn Minuten nach Unterrichtsbeginn in meinem Zimmer stehen würde und mich voll quatschen würde wie leid ihm das alles tun würde.

Nach einer gefühlten Ewigkeit kam ich endlich im Klassenzimmer an und setzte mich auf meinen Platz. Ich sass bloss da und starrte aus dem Fenster. Ich sah wie einige Schüler verzweifelt über den Schulhof rannten um nicht zu spät zu kommen. Oder wie sich eine Gruppe heimlich davon schlich um gar nicht erst zum Unterricht zu erscheinen.
„Hey"
Ich tat so als würde ich ihn nicht bemerken und schaute weiterhin aus dem Fenster. Inzwischen war der Schulhof leer.
„Hey Rosalie" flüsterte er wieder. Ich ignorierte ihn weiterhin. Und dies mit Erfolg den kurz darauf erschien der Lehrer und Jayden gab es auf.
Ich hörte dem Lehrer einige Minuten zu bevor ich meine Aufmerksamkeit der leeren grauen Wand der Turnhalle schenkte. Vor meinen Augen bildete sich schon das perfekte Graffiti. Wie sich Schlagen durch viele Äste schlängeln.

Das Klingeln der Schulglocke riss mich aus den Gedanken und ich packte schnell meine Sachen ein und rannte aus dem Zimmer.
„Hey warte!" rief Jayden wieder und folgte mir. Ich ignorierte ihn weiterhin und wollte die Tür zum Mädchenklo öffnen, als er mich am Arm packte und in einen anderen Raum zerrte. Er machte das Licht an und ich erkannte die vielen Regale um uns herum.
„Was willst du?" fragte ich und verschränkte die Arme vor meiner Brust.
„Mit dir reden" antwortete er.
„Jayden lass mich einfach in Ruhe okay?!" zischte ich und drehte mich zur Tür. Er legte seine Hände auf meine Hüfte.
„Du musst mir bloss zuhören" hauchte er dicht neben meinem Ohr.
„Lässt du mich danach in Ruhe?" brummte ich.
„Vielleicht"
Ich nickte und drehte mich um. Jayden stand dicht vor mir. Er vergrub seine Hände  in der Hosentasche und schaute zu Boden.
„Es tut mir leid was ich dir alles angetan habe. Die Erpressung, all die anderen schlimmen Dinge und das ich dich beinahe umgebracht habe." begann er und schaute mir dabei in die Augen. Ich schluckte. Er schien es ernst zu meinen.
„Ich weiss nicht was mich dazu getrieben hat das alles zu tun. Ich weiss aber eins. Mein Egoismus hätte dich beinahe umgebracht. Das ist alles meine Schuld!" fuhr er fort. „Ich will nur eins Rosalie. Bitte vergiss mich und all das was ich dir angetan habe und leben für Aiden weiter."
Ich machte den Mund auf aber schloss ihn wieder.  Was sollte ich den dazu sagen?
„Du musst nichts sagen" flüsterte er und wollte an mir vorbei. Diesmal hielt ich ihn fest.
„Es war nicht deine Schuld" hauchte ich. Er drehte sich zu mir und schaute mich fragend an.
„Ich ähm" stotterte ich.
„Wollen wir woanders reden?" fragte er und hielt mir die Tür auf. Ich nickte und folgte ihm.
Wir stiegen in sein Auto und er fuhr los. Ich wusste nicht wie lange wir schon fuhren. Aber nach einer Weile hielt er an und wir stiegen aus.
Wir kletterten Felsen hinunter und setzten uns an den Strand und schauten auf das Wasser hinaus.
„Nach Aidens Tod wollte ich es schonmal versuchen" sagte ich schliesslich. Ich spürte wie er mich anschaute. Ich spürte seinen  Blick auf mir.
„Zuerst wollte ich mich vor einen Zug schmeissen doch ein alter Mann hat mich aufgehalten und gesagt:'Das Leben ist zu kostbar um es zu früh zu beenden. Man sollte es schätzen das man gesund ist und für die leben die es nicht so können wie wir'"
Wir schwiegen eine Weile bis ich weiter redete.
„Danach dachte ich nur noch darüber nach. Um mich abzulenken sprayte ich mehr oder zeichnete. Doch dann war es alles ein Monat her und seine Beerdigung fand statt. Ich ass nichts mehr und lag nur noch im Bett und schaute mir Bilder von ihm und mir an. Nach der Beerdigung habe ich es wieder versucht. Ich wollte es mit den Schlaftabletten meiner Mutter tun. Doch mein Vater hat mich sozusagen gerettet. Er hat den Krankenwagen gerufen und sie mussten meinen Magen auspumpen."
Ich drehte meinen Kopf nun zu ihm. Er schwieg und schaute mich bloss an.
„Du bist nicht Schuld daran. Ich bin es ganz alleine. Ich bin zu schwach und sah immer nur die eine Lösung. Sterben. Doch das ist nicht die Richtige Lösung." Ich seufzte und schaute wieder aufs Wasser hinaus.
„Ich will dir helfen" sagte Jayden und ich schaute verwundert zu ihm. „Wobei?" fragte ich. „Dabei das du wieder glücklich wirst. Das bin ich die schuldig. Und danach verschwinde ich und lasse dich in Ruhe"
Ich nickte bloss und stand wieder auf.
„Einen Versuch ist es Wert." murmelte ich und lächelte schwach.

Criminal Nerd |Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt