Kapitel 20

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Rosalie

Halb schlafend sass ich am Küchentisch und ass meine Cornflakes. Jayden sass mir gegenüber und starrte auf seine Cornflakes. Wir hatten uns bis spät in die Nacht unterhalten und Filme geschaut. Jayden hatte sich dazu entschlossen die Schule auszulassen um bei mir bleiben zu können. Und ich war sowieso vom Unterricht entschuldigt.
Ein lautes Klingeln liess mich zusammenschrecken und ich warf fast meine Müslischale um.
"Mom?" Ich presste mein Handy ans Ohr. Mein Herz hämmerte gegen meine Brust.
"Du musst sofort ins Krankenhaus kommen!" rief meine Mutter ins Telefon.
„Ist was passiert?" fragte ich besorgt. Jayden richtete sich gähnend auf und warf mir einen fragenden Blick zu.
„Nein ihm geht es gut. Er ist gerade aufgewacht" 
Auf meinen Lippen breitete sich ein breites Lächeln aus.
„Bin schon auf dem Weg" Dann legte ich auf.
„Er ist aufgewacht" glücklich schaute ich Jayden an. Er fing ebenfalls an zu lächeln.
„Ich muss sofort zu ihm" hektisch sprang ich auf und rannte zur Haustür.

Ich hörte auch nicht auf zu rennen als ich im Stock war wo mein Vater lag. Ich stoppte erst als ich neben seinem Bett stand. Er lächelte mich schwach an und griff nach meiner Hand. Aus lauter Freude stiegen mir Tränen in die Augen.
„Wie gehts dir?" Ich liess mich auf dem Stuhl neben seinem Bett nieder.
"Ganz gut" antwortete er mir.
Als er Jayden bemerkte , der unsicher vor der Tür stand, fing er erneut an zu lächeln.
„Komm setzt dich nur zu uns" er deutete auf den freien Stuhl neben mir.
Mein Vater schaute mich erwartungsvoll an. Ich wusste dass er von mir erwartete dass ich ihm Jayden vorstellte. Aber was sollte ich den sagen? War er mein Freund? Nachdem was gestern passiert ist eigentlich schon.
„Ich bin Jayden ,Rosalies Freund" Jayden hielt meinem Vater die Hand hin die er grinsend ergriff.
„Seit wann seid ihr den zusammen?" fragte er und schaute uns beide an.
„Seit gestern Abend" Als ich zu Jayden blickte und er mich bereits lächelnd anschaute verzogen sich meine Lippen zu einem breiten Grinsen.
„Das freut mich" Ich drehte mich zu meinem Vater. Er war wohl fast genau so glücklich wie ich gerade. Als sich meine Mutter räusperte schauten alle zu ihr.
„Wann darfst du denn wieder Nachhause?" Mein Vater seufzte.
„Haben sie mir noch nicht genau gesagt" vorwurfsvoll schaute er zum Arzt, der gerade den Raum betrat.
Es war der Arzt vom letzten Mal.
„Ach Mr. Cooper nun haben sie es nicht so eilig." lachend blieb er am Bettende stehen.
„Wir führen noch ein zwei Tests durch und behalten sie zur Kontrolle über Nacht. Dann dürfen sie wieder Nachhause." Der Arzt hielt meiner Mutter nun eine Tüten hin.
"Die Medikamente muss er täglich nehmen bis wir sie absetzen." Meine Mutter nickte schweigend.
"Die Termine für die Nachuntersuchung bekommen sie noch zugeschickt" Er lächelte uns nochmal freundlichen an und verliess eilig das Zimmer.

Jayden und ich blieben bis wir wieder Nachhause geschickt wurden. Auf dem Weg zu Jayden schwiegen wir beide.
"Gehst du morgen wieder zur Schule?" unsicher schaute er zu mir rüber.
Ich nickte.
"Ich habe schon genug Stoff verpasst." Ich seufzte und legte den Kopf in den Nacken.
"Dann fahren wir zusammen" beschloss er und legte seine Hand auf meine Oberschenkel. Lächelnd nickte ich.

Jayden parkte ziemlich schwungvoll ein. Er schaute zu mir rüber. Nervös kaute ich auf meiner Unterlippe herum.
"Komm gehen wir" er stieg aus und hielt mir die Tür auf. Als ich ausgestiegen war griff er nach meiner Hand und wir liefen ins Schulgebäude.
Um ehrlich zu sein hatte ich Angst das er nicht zu uns stehen würde. Aber meine Angst war zum Glück überflüssig.
Einer seiner Kumpels kam auf uns zu und starrte verwirrt auf unsere Hände.
"Hey Bro was geht?" Er klatschte sich mit Jayden ab.
"Wer isn das?" Er nickte zu mir.
"Meine Freundin" Jayden liess meine Hand los und legte den Arm um meine Taille.
"Viel Glück euch beiden" Jaydens Kumpel winkte zum Abschied und joggte davon. Ich sollte wirklich damit anfangen mir mehr Namen zu merken. Jayden zog mich weiter ins innere des Schulhauses. Er blieb vor meinem Spind stehen und sah mir schweigend zu wie ich meine Bücher rausholte.
"Hi Rosalie." Eine schlanke Blondine lehnte neben meinem Spind, und lächelte mich breit an.
„Hi" antwortete ich und schloss meinen Spind. Jayden nahm meine Hand und zog mich näher an sich ran.
„Dein Vater liegt im Krankenhaus, oder? Wie geht es ihm?" Voller Sorge blickte sie mir entgegen. Doch ihre Lippen zuckten verräterisch. Misstrauisch runzelte ich die Stirn.
„Ja, woher weisst du das?" Unbewusst ging ich einen Schritt zurück und spürte Jaydens warme Brust an meinem Rücken, trotz unserer Kleidung.
„Es stand in der Zeitung." Jegliche Sorge war aus ihrem Blick verschwunden und wurde durch pure Gleichgültigkeit ersetzt.
„Kann ich mal mit ihm sprechen?" Sie warf mir ein gezwungenes Lächeln zu. Jayden hinter mir versteifte sich.
„Nein" antwortete ich knapp. Was wollte dieses Mädchen von mir?
„Wir müssen in den Unterricht." Sie zuckte kaum merklich zusammen. Jaydens Worte waren keine Bemerkung. Es war wie ein Befehl. Geh uns aus dem Weg oder rechne mit den Konsequenzen.
„Wie hat er den Kopfschuss überlebt?" Die Neugier blitzte in ihren braunen Augen.
„Lass uns durch" bat ich sie anstatt zu antworten. Ich war ihr keine Antwort schuldig. Sie sollte uns einfach in Ruhe lassen.
„Beantworte doch einfach meine Frage." Sie stellte sich uns in den Weg. Jayden hinter mir brummte was und zog mich dann mit sich mit. Rückwärts stolperte ich ihm hinter her und hielt den Blickkontakt mit ihr. Bis wir um die Ecke bogen. Kaum war sie ausser Sichtweite liess ich mich an Jaydens Brust sinken. Sein Geruch nach Rasierwasser und sein Parfum umhüllte mich. Zärtlich strich er mir über den Rücken.
„Willst du Nachhause?" Seine Worte drangen zu mir durch, doch ich wusste keine Antwort darauf. Natürlich würde ich mich gerne im seinem Bett verkriechen und nie mehr rauskommen. Aber gleichzeitig wollte ich nicht schwach sein. Mein Vater lebte. Ihm ging es gut. Es gab keinen Grund sich zu verkriechen und in ein Loch zu fallen. Dieses Mal nicht.
„Nein" hauchte ich. Ich trat einen Schritt zurück, liess meine Arme aber um seine Taille geschlungen.
„Ich will nicht wieder in ein Loch fallen." Seine Gesichtszüge wurden sanfter und in seinen Augen lag ein Funkeln, als er mein Gesicht betrachtete. Als seine Hand meine Wange berührte strömte die Wärme durch meinen ganzen Körper.
„Du bist wundervoll" hauchte er und beugte sich vor, um mich zu küssen.
Lächelnd erwiderte ich den Kuss. Und ich liess mich fallen. Komplett. Alle Sicherheitsgurten rissen und ich fiel. All meine Mauern fielen und unzählige Gefühle schwirrten durch meinen Kopf und durch mein Herz. Auch wenn ich mir geschworen habe mich nie wieder zu verlieben oder mich jemanden zu öffnen, tat ich es. Mein Herz hämmerte freudig gegen meine Brust. In meinem Bauch schwirrte ein Schwarm Schmetterlinge herum. Meine Haut kribbelte und mich umgab Wärme. Sie umgab mich nicht nur sie floss direkt durch meinen Körper. Ich war Jayden verfallen. Und er mir. Da gab es keine Widerrede.

Criminal Nerd |Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt