6.Kapitel

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Es war unlogisch, dass ich ihn so sehr mochte. Ich kannte ihn nicht. Er kannte mich nicht. Wieso war er dann so nett zu mir? Wieso war ich so glücklich in seiner Nähe?

Und wieso stelle ich mir überhaupt diese ganzen Fragen? Ich müsste eigentlich schon lange schlafen. Ein Blick zu meinem Nachttisch verriet mir, dass es 1 Uhr war. Normalerweise würde ich sowieso so spät aufbleiben, aber bei meiner Unkonzentriertheit konnte ich es mir echt nicht leisten übermüdet dort anzutanzen.

Diese Nacht war sternenklar. Allein der Mond leuchtete hell am dunklen Himmel und erhellte meine Zimmer ein wenig. Und genau jetzt musste ich wieder an Oguz denken. Wieso? Wieso schleicht sich dieser Typ immer wieder in meine Gedanken? Er war nicht mehr als ein Kollege! Und das würde sicher so bleiben, ich meine er ist erfolgreicher YouTuber, wieso sollte er dann seine Zeit mit so einem nichtssagenden Mädel wie mir verbringen?

Bevor ich hier noch weiter Trübsal blase, sollte ich lieber versuchen zu schlafen. Irgendwann bin ich dann doch noch eingeschlafen.

„Romy, wach auf! Du hast verschlafen!“, sagte eine Stimme und rüttelte an meiner Schulter. Verschlafen schlug ich die Augen auf und sah in die blauen Augen meiner Mutter, die mich besorgt musterten. „Los, sonst kommst du noch zu spät!“, drängte sie und verließ den Raum, als ich mich aufrichtete. Mein Weg führte mich ins Bad wo ich meine Zähne putzte. Danach lief ich in mein Zimmer, zog irgendwelche Klamotten an und hupfte die Treppe hinunter. Auf Frühstück konnte ich verzichten, deswegen machte ich mich gleich auf den Weg.

Im Büro wurde mir mitgeteilt, dass es heute einen Außendreh geben sollte, also wartete ich vor dem Gebäude. Nach ein paar Minuten öffnete sich auch schon die Tür und Matthias und Oguz kamen lächelnd heraus. „Hey“, begrüßte ich die beiden und wurde ebenfalls von ihnen begrüßt. „Was steht heute an?“, fragte ich als wir uns in Bewegung gesetzt hatten. „Wir wollten ’ne kleine Fototour im Park machen und da könntest du ja Kamerafrau spielen“, erklärte Matthias lächelnd. Ich nickte nur während er mir die Kamera übergab.

Zusammen liefen wir etwa zehn Minuten, bis wir am Aachener Weiher ankamen, der zum Glück gar nicht so weit vom Mediakraft Büro gelegen war. „Also bereit für die Anmoderation?“, fragte ich die beiden und richtete die Kamera auf sie. Beide nickten und gaben mir so das Signal, dass ich die Aufnahme starten könne. Später, als dann schon einige Fotos geschossen worden sind, fragte ich ob ich ein Paar davon begutachten könne. "Klar", grinste Oguz und winkte mich zu sich herüber. Gebannt starrte ich auf das Display der Kamera. Die Fotos waren echt gelungen.

„By the way, das ist unsere Praktikantin Romy!“, stellte mich TC auf einmal vor und schwenkte die Kamera mit der gefilmt wird auf mich. Ich allerdings winkte nur und sagte ’Hi’, weil ich mir keines von den Fotos entgehen lassen wollte. Sie waren faszinierend, aus dem Unscheinbaren hatten Oguz das Beste herausgeholt. Er hatte wirklich ein Händchen dafür, wofür ich ihn nur noch mehr bewunderte.

„Wenn dir das so viel Spaß macht können wir gerne auch mal so ’ne Foto-Tour zuzweit machen“, das ließ ich mir nicht zweimal sagen. „Gerne“, lächelte ich und sah zu ihm auf. Sein Blick war auf das Display gerichtet, als er aufsah trafen sich unsere Blicke. Der Augenblick schien wie in Zeitlupe abzulaufen. Ein angenehmer Schauer lief mir den Rücken hinunter und eine leichte Gänsehaut breitete sich auf meiner Haut aus.

„So, wenn die Herrschaften, dann mal so gütig wären und ihre Plauderei auf ein andermal verschieben könnten“, drängte Matthias. Oguz lachte nur und klopfte ihm auf die Schulter. „Is’ ja schon gut“, sagte er, als wäre TC ein kleines Kind, dem man die Süßigkeiten gestohlen hätte.

Ich übernahm wieder die Kamera, was mir eigentlich, dafür dass ich das zum ersten Mal machte ganz gut gelang. Mit den Jungs war es sehr lustig, da sie ziemlich viel ins Lächerliche zogen, aber das war nun mal ihr Beruf, lustig sein und so Leute zum Lachen bringen.

 Zusammen schlenderten wir zurück zum Mediakraft Büro. Wir hatten den kompletten Vormittag nur gedreht. „Später steht noch der 2.Teil vom Köln 0815 Dreh an“, sagte TC der sich daraufhin verabschiedete und seinen eigenen Weg ging.

„Hast du Lust noch einen Kaffee zu trinken?“, fragte ich Oguz, der immer noch neben mir herging. Er nickte bloß und so liefen wir zusammen in die Küche des Büros und tranken zusammen einen Kaffee.

Am Liebsten hätte ich die Zeit anhalten. Warum? Weil ich weiß, dass ich nicht für den Y-Titty Dreh eingeteilt bin, sondern für den ApeCrime Dreh. Naja, was soll’s.

 Als wir uns verabschiedet hatten lief ich los, denn das ApeCrime Video sollte im Green-Scrren-Room gedreht werden. Dort warteten schon die drei Apes auf mich. Jan erklärte mir, dass sie eine Parodie zu ’Talk dirty to me’ drehten, in der sie „alte“ Männer darstellen. (Das passt zwar vom Datum her nicht, aber es hat in die Geschichte gepasst ^^) Meine Aufgabe war es die Haare und die Bärte der Jungs mit grauem Haarspray einzusprühen.

Zuerst kam Cengiz, dann Jan und als letztes Andre. Ich muss aufpassen, dass ich niemanden verwechsle, da sich Jan und Andre schon ziemlich ähnlich sahen. Aber irgendwann wird es mir bestimmt leichter fallen, als jetzt im Moment.

„Ich weiß immer noch nicht wie du heißt“, sagte Andre, dem ich gerade dieses graue Zeug in die Haare sprühte. „Halt still, sonst sprüh ich dir in die Augen“, wich ich der „Frage“ aus, da ich es mochte ihn in Unkenntnis zu lassen. „Das ist gemein“, meckerte er und mimte ein kleines Kind. „Ich glaube wir haben uns auf dem falschen Fuß kennengelernt“, grinste er. Ich blieb aber immer noch still und erledigte meinen Job. „Romy kannst du mir bitte mit dem Gürtel helfen?“, fragte Jan, der es anscheinend nicht hinbekam seinen Gürtel einzufädeln.

„Romy also“, murmelte Andre noch. „Klar“, lächelte ich und fädelte Jans Gürtel durch die hintere Lasche seiner Hose.

 „Ey, du musst noch meinen Bart machen“, bemerkte Andre. „Jaja“, nuschelte ich und nahm ein weiteres Mal die Spray-Dose in die Hand. „Mund zu, sonst sprüh ich dir in deinen Mund“, sagte ich und begann zu sprühen.

Ich hätte 'Nein' sagen können...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt