7.Kapitel

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Heute war der Tag gekommen. Der Tag, an dem ich mit Oguz durch die Stadt streifen werde, und wir zusammen fotografieren werden. Diesen Tag hatte ich mir sehnlich herbeigewünscht. Obwohl eher gemischte Gefühle herrschten.

Einerseits wollte ich ihn wirklich wieder sehen. In den letzten Tagen waren wir kein einziges Mal an demselben Set eingeteilt, geschweige denn, dass wir uns über den Weg gelaufen sind.

Andererseits hatte ich Angst. Vor was genau wusste ich nicht. Es war die Angst vor dem Ungewissen.

Es war ein sonniger Samstag, eigentlich perfekt dafür geschaffen seine Pracht in Fotos festzuhalten.

Den ganzen Vormittag hatte ich darüber nachgedacht, was ich doch anziehen solle. Eigentlich war es mir noch nie sonderlich wichtig gewesen wie ich mich anziehe, aber bei ihm war das anders. Mir war es wichtig was er von mir dachte.

Wir wollten uns heute an der Hohenzollern-Brücke (das ist die Brücke da beim Dom) treffen. Er hatte mich um meine Handynummer gebeten, damit wir ausmachen konnten, wann und wo wir uns treffen sollten. Er hatte mich angeschrieben, mir gesagt, dass wir uns heute um 15 Uhr an der Hohenzollern-Brücke treffen. Genau so stand es in der SMS.

Inzwischen war es schon zwanzig vor drei. Ungefähr zehn Minuten würde ich brauchen, bis ich ankommen würde, also sollte ich mich langsam auf den Weg machen, wenn ich nicht zu spät kommen will. Aber stattdessen saß ich auf meinem Bett und starrt auf die Uhr, die auf meinem Schreibtisch stand. Nervös spielte ich mit meinen Fingern, die schon etwas schwitzig waren. Wieso schwitzen meine Hände, und überhaupt, wieso war ich nervös? Ich wollte nicht nervös sein, ich hatte Oguz schon so oft gesehen, ohne dass ich irgendwie nervös war. Es war doch alles so wie immer, nicht?

Nein. Das war es ganz und gar nicht. Es war so anders, obwohl es doch nicht besonders war. Langsam erhob ich mich von meinem Bett und lief in Richtung Tür, die ich langsam öffnete.

Vorsichtig ging ich die Treppen hinunter. Unten angekommen wurde ich von meiner Mutter abgefangen. „Romy, wo gehst du den hin?“, fragte sie freundlich.

Es war keine Frage, dessen Antwort meiner Mutter egal war. Nein, sie wollte es wirklich wissen, anscheinend hatte auch sie gemerkt, dass etwas nicht stimmte. Zuerst wollte ich mir meine Worte im Kopf zurechtlegen, bevor ich anfange vor meiner Mutter herumzustammeln. „Ich treffe einen Freund“, es fühlte sich komisch an meine Stimme zu hören. Den ganzen Vormittag hatte ich in meinem Zimmer verbracht und hatte mit niemandem geredet, und somit auch meine Stimmt nicht gehört.

„Was für ein Freund ist es denn? Kenne ich ihn?“, fragte sie Interessiert, und beäugte mich ein wenig skeptisch, jedoch als würde sie wissen, dass ich mich ihn Oguz verliebt hatte.

„Nur ein Freund aus dem Büro“, erklärte ich kurz. Meine Mutter nickte kurz. „Aber ich muss jetzt los, sonst komm’ ich zu spät“, ich wollte aus der Situation flüchten, bevor noch weitere Fragen kommen würden, die vielleicht unangenehm werden. Meine Mutter verabschiedete sich noch von mir, bevor ich die große Haustür aufstieß und mir meinen Weg durch die Straßen bahnte.

Mit jedem Schritt wurde ich noch nervöser, als ich es sowieso schon war. Ich fing an meine Schritte zu zählen, um mich abzulenken. Und ehe ich mich versah, war schon unser Treffpunkt in Sicht. Ich fixierte die Personen, die sich vor der Brücke tummelten, jedoch konnte ich niemanden richtig erkennen.

Vor der Brücke kam ich zum Stehen, aber ich konnte keinen Oguz sehen. Unruhig trat ich von einem Fuß auf den anderen und betrachtete die, an mir vorbeilaufenden Personen. Ich nahm mein Handy aus der Hosentasche und sah auf das Display. Leuchtend wurden mir die Zahlen 15:08 angezeigt. Oguz war zu spät. Ich hatte nicht den Eindruck, dass er ein unpünktliche Mensch sei, aber anscheinend war es doch so. Etwas betrübt lief ich hinüber zu einer Erhebung, fast schon Mauer, auf der ich mich vorsichtig niederließ. Meine Füße baumelten ein paar Zentimeter über dem Boden. Nach einiger Zeit des Wartens senkte ich meinen Blick und starrte meine alten Chucks an, die sich in einem unbestimmten Takt in der Luft bewegten. Die Chucks waren zwar schon alt, aber ich wollte mich nicht von ihnen trennen. Irgendwie hatten sie einen emotionalen Wert für mich. Das mag komisch klingen und wenn ich mir das so anhöre ist es das auch, aber für mich ist das einfach so.

Ich hob meinen Blick. Immer noch kein Oguz in Sicht. Mit der Zeit verstärkte sich das Gefühl, dass er mich versetzt haben könnte. Aber war ich ihm so egal?

Man sollte meinen, dass ich ihm wenigstens ein bisschen was bedeute und er allein deswegen schon so eine Nummer vermeiden sollte. Oder hatte ich mich getäuscht? Ich wollte es so wahr haben, dass ich mich nicht getäuscht habe, aber es sah ganz danach aus. Das Schicksal hatte sich gegen  mich gestellt.

Wahrscheinlich sollte es so sein. So, dass ich enttäuscht werde. Fast nie hatte es das Schicksal gut mit mir gemeint. Deswegen hatte ich auch so gehofft, dass sich das dieses Mal nicht bewahrheiten würde.

Aber es war so. Schon wieder wurde ich enttäuscht. Ich erblickte einen Gitarrenspieler gegenüber von mir. Auf der anderen Seite des breiten Weges. Er hatte einen offenen Gitarrenkoffer vor sich platziert in dem sich schon etwas Geld gesammelt hatte. Er sang wahrscheinlich ein Lied über Herzschmerz. Seinem Gesichtsausdruck zu folgen schon. Sein Gesicht verzog sich und die Emotionen kamen allein durch den Gesichtsausdruck so gut zur Geltung. Die Musik blendete ich aus. Ich wollte nicht hinhören mir war nicht danach.

Ich sprang von der Erhebung hinunter. Mittlerweile war es schon zwanzig nach drei. In den tiefen meiner Hosentasche hatte ich ein 1-Euro-Stück herausgekramt, welches ich dem Gitarrenspieler in seinen Koffer war. Er bedankte sich freundlich, so schenkte ich ihm ein unechtes Lächeln.

Langsamen Schrittes lief ich los. Nach Hause.

Hier noch ein Kapitel zu später Stunde :3 Ich hatte gerade Lust zu schreiben und hoffe es hat euch gefallen, wenn irgendwelche Rechtschreibfehler oder so vorhanden sind, dann verzeiht das bitte es ist schon 23:50 :D

Gute Nacht! <3

Ich hätte 'Nein' sagen können...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt