2- 'Auf dem ersten Blick'

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Müde gähne ich auf.
Ich sitze immer noch im Zug, denn ich hab' eine lange Fahrt vor mir.

Meine Zuhause ist ca. 3 Stunden entfernt von hier.
Doch das macht mir nichts aus.

Aufjedenfall hat es sich gelohnt.

Ich schweife meinen Blick auf den Wagen. Fast denke ich, dass ich alleine bin, doch dann erkenne ich ein Gestalt.

Beim genauer hinsehen, sehe ich auf den hinteren Plätzen einen Jungen.
Ich glaube in meinen Alter, denn er sieht ziemlich jung aus mit der Kapuze, die er über den Kopf trägt. Aber das kann ich nicht beurteilen, ich kann sein Gesicht nicht erkennen.

Sofort sehe ich weg, als sein Kopf, den er nach unten geknickt hat, sich leicht hebt.

Auch wenn er mich nicht mit seiner Kapuze über den Kopf sieht, spüre ich irgendwie seine Augen auf mir.
Ich schlucke und versuche mich abzulenken.

Ich sollte aufhören Leute anzustarren.

Etwas unwohl betrachte ich die Haltestelle an dem der Zug angehalten hat. Ich seufze.
Bis zur meiner Station dauert es noch ein Bisschen.
Großartig.

Inzwischen war es sehr Dunkel.
Ängstlich schaue ich wieder zu den gruseligen Jungen.
Ich blinze mehrmals, als ich bemerke, dass der Typ dort nicht mehr sitzt.

Ich schaue mich im Wagen um.
Er ist weg.
Seit wann ist er ausgestiegen?
Ich habe es nicht einmal bemerkt.
Obwohl ich in der Nähe von den Ausgängen sitze.

Immerhin ist er weg und ich kann mich wieder beruhigen.

Das dachte ich.

Plötzlich gehen alle Lichter aus und der Zug bleibt stehen.

Meine Müdigkeit war verschwunden und Panik in mir breitet sich aus.

'Vielleicht hat der Zug einfach eine kleine Panne und fährt gleich los.'
Rede ich mir ein.
Das hätte möglicherweise auch geklappt. Als ich schreie höre.

Meine Atmungen werden unregelmäßiger und meine Angst wird größer, sodass ich mich nicht bewegen kann.

Stocksteif sitzte ich hier, alleine.
Allein hier in den Gott verlassenen Wagen.

Mein Körper beginnt zu zittern und mein Herzschlag erhöhert sich.

"Alles wird gut, alles wird gut, alles wird gut." Flüstere ich mir zu.

Voller Verzweiflung, schließe ich meine Augen und hoffe, dass es vorbei geht und der Zug einfach weiterfährt.

Leider weiß ich, dass es nicht so sein wird. Ich stehe kurz davor in Tränen auszubrechen. Selbst mein Handy habe ich nicht mal dabei. Meine Familie wird sich sorgen machen.

Dann höre ich etwas.

Ein Knurren.

Hecktisch schaue ich mich umher, wo es herkommen könnte.
Bis ich was entdecke.

Zwei rote Punkte.
Nein, es sind doch keine Punkte.
Es sind Augen. Oh Gott, Rote Augen.

Das passiert jetzt nicht wirklich, oder?
Nein.
Nein.
Nein...

 Desire Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt