Kurzgeschichten des Extra Award 1 [Geschlossen]

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Bitte keine Votes mehr!!
Hallo zusammen. Endlich ist es soweit. Nachdem mir zahlreiche Kurzgeschichten zugesendet wurden. Könnt ihr ab heute für diese abstimmen. Denkt daran: Jeder kann für 3 Geschichten Voten. Kommentiert einfach bei euren Lieblingsgeschichten  mit "Vote". Ein Vote bedeutet gleichzeitig ein Punkt für die Kurzgeschichte. Am Ende der Votingphase (noch kein genaues Datum) gebe ich dann meine Punktvergabe bekannt und zähle sie zu jeder Geschichte. Es gibt keine Verlierer, nur Gewinner! Das heißt, dass jede Geschichte auf einem Platz landet. Die ersten drei Plätze erhalten einen Sticker. 

Dann folgen hier jetzt die Kurzgeschichten.
Achtung! Es gibt noch ein zweites Kapitel mit Kurzgeschichten.
Viel Spaß beim Lesen und Voten!

1. "Das Monster in mir"

Zunächst spürte ich nichts. Die Zeit stand still und die Schreie, welche die Wesen ausstießen, drangen nur gedämpft an mein Ohr, fast so, als würde ich mich unter Wasser befinden. Die Temperatur in der Umgebung schien blitzartig gesunken zu sein, oder war es nur die meines eigenen Körpers? Meine Hand fasste ohne mein bewusstes Zutun an die Stelle, welche von den Krallen der Kreaturen durchbohrt worden war. Sie war nass und klebrig. Ich ekelte mich. Die Zeit beschleunigte sich wieder und während ich meinen letzten Atemzug vollbrachte, konnte ich erkennen, wie Conner das grausame Geschöpf erlegte und ein schwerer Leib zu Boden sank. Auch mein „Ich" wurde ausradiert. Es gab keine Hannah mehr; kein lebensfrohes Mädchen, das gerne sarkastisch war, wandern ging und malte. Jedenfalls für wenige Sekunden war die Welt um einen Menschen ärmer.

Dann schrak ich auf und zog scharf die Luft ein. Meine Lungen brannten, meine Arme waren schwer und meine Augen tränten, weshalb ich den über mich gebeugten Conner nur verschwommen erkennen konnte. Wieder ertasteten meine Finger automatisch die zuvor klaffende Wunde in meiner Brust. Meine Kleidung war immer noch blutdurchtränkt, doch es floss keines mehr. Plötzlich drückte mich der braunhaarige Junge, mein bester Freund, feste an sich und flüsterte verzweifelt leise Worte in meinen Nacken: „Oh Gott...verdammt..."

Es dauerte einige Atemzüge, bis ich die Sachlage realisierte und verstand, was eben geschehen sein musste. Ich strich Conner lächelnd über die Haare und beruhigte ihn: „Alles gut, alles gut." Er hatte keine andere Wahl gehabt und meine Rettung ihren Preis. Schon oft war genau diese Situation ein Gesprächsthema unsererseits gewesen. Ich wusste, dass seine Bürde eine schwerwiegende war und Conner damit zu kämpfen hatte. Daher flehte ich ihn an, mich niemals zu seinesgleichen zu machen, auch wenn ich sterben müsste. „Es tut mir so leid...", presste er gequält hervor. „Ich konnte nicht einfach zusehen. Ich wollte dich nicht verlieren." Er lockerte die viel zu starke Umarmung, die mir bereits die Luft abgeschnürt hatte, brachte etwas Abstand zwischen unsere Körper und sah mich abwartend an. Seine braunen Augen wurden von dem Schwarz seiner erweiterten Pupillen gefressen und mir dämmerte, was er hören wollte. Ob ich ihm verzeihe.

Ich stand auf, klopfte mir erfolglos den Dreck von der Kleidung, blickte dann an mir herunter, betrachtete meine Hände und meine Brust. Ich wirkte noch so menschlich wie eh und je, doch ich wusste, was nun in mir schlummerte. Ich war neu geboren worden. Eine neue Hannah, die immer noch sarkastisch war, gerne Wandern ging und malte; nur mit einem Unterschied. Ich würde lernen müssen, mit dieser Schuld zu leben. Conner hatte mir einmal gesagt, dass es mit der Zeit einfacher geworden war und auch, dass man es mit fortschreitender Erfahrung besser kontrollieren könnte. Doch zuerst, ab jetzt, würde ich in bestimmten Nächten meine Beherrschung verlieren. Und das würde Leben kosten

Vor mir kniete Conner noch auf dem moosbewachsenen Erdboden und hielt inne. Ich reichte ihm eine Hand, welche er ergriff, und half ihm beim Aufstehen. Er hatte sein Versprechen gebrochen. Seine Verzweiflung über meinen Verlust, hatte ihn alles andere vergessen lassen. Mein Herzschlag stolperte und ich bemerkte, wie die Hitze meine Wangen rot färbte. Wo blieb mein Mut? Meine eigensinnige, freche Art? Nach einem weiteren, tiefen Atemzug machte ich einen Schritt auf Conner zu, legte die Arme um seinen Körper und vergrub mein Gesicht in seinem schmutzigen Hemd. „Es ist ok. Bei deinen Rehaugen hat man ja keine andere Wahl als dir zu verfallen." Mein Freund runzelte die Stirn und zog verschmitzt grinsend eine Braue hoch: „Soso, verfallen." Aneinander gepresst standen wir noch eine Weile stillschweigend im Dickicht des Waldes, umringt von den Kadavern dieser Wesen. Auch wenn die Situation grotesk und die Worte unausgesprochen waren, stand dort etwas im Raum. Uns beiden wurde bewusst, dass sich unser Leben von nun an verändern würde. Genauso wie unsere Gefühle zueinander. Melancholisch lächelnd nahm ich seine Hand:

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