Marinette fiel regelrecht aufs Bett. Es war ein anstrengender Schultag gewesen und ihr Ausrutscher bei Adrien war ihr besonders unangenehm gewesen. Resigniert seufzte sie und vergrub ihr Gesicht in ihren Armen. Ihre Stimme wurde durch die Kleidung gedämpft, als sie mehr zu sich selbst murmelte: „Das war so peinlich. Wie ich ihm direkt ins Gesicht gesagt hab, dass ich ihn schön finde. Ich werde ihm nie wieder in die Augen blicken können." Tikki, ihr Kwami, schaute sie mit ihren großen Augen mitleidig an und kaute nachdenklich auf ihren Keks herum. Sie mochte es nicht, Marinette so zu sehen. „Ach, so schlimm war es jetzt auch nicht", versuchte deshalb ihr Kwami, sie zu trösten. Marinette mochte sie, sehr sogar. Sie hatte dieses kleine Wesen in ihr Herz geschlossen. Tikki war wie eine Freundin für sie geworden. Eine, mit der sie jedes Geheimnis teilen konnte. So konnte sie sogar mehr mit Tikke bereden, als mit Alya, ihrer besten Freundin. Schließlich durfte sie ja niemand von ihrer geheimen Identität erzählen. Bei Alya war es sogar noch wichtiger ihre Geheimidentität zu bewahren, da sie ja den Ladybug-Blog führte. Zwar vertraute sie ihrer Freundin, aber sicher war sicher.
Meistens gelang es Tikki, Marinette wieder aufzumuntern, nur dieses Mal nicht. Mit einem gequälten Laut drehte sie sich auf den Rücken und blickte an die Decke. Ihr ganzes Zimmer war in einen Tempel für Adrien gestaltet, nur bei der Decke lief sie nicht Gefahr, in sein Gesicht blicken zu müssen. Selbst mit geschlossenen Augen sah sie ihn vor sich. Wie er im Café saß und mit einem Löffel in seinem Eisbecher herum stocherte.
Ihr Kwami merkte, dass sie bei dem Versuch, Marinette zu trösten, nicht weiter kam und änderte dementsprechend ihre Taktik. Das neue Mittel, damit diese Adrien vergessen würde, hieß Ablenkung. Lächelnd verzog sie ihren winzigen Mundwinkel. Sie wusste, womit sie Marinette kriegen konnte.
„Marinette, willst du denn gar nicht wissen, was in dem Brief steht?", rief das kleine Wesen.
Ach Mist, der Brief! Den hatte Marinette völlig vergessen. Stöhnend setzte sie sich wieder auf und fischte in ihrer Tasche nach dem Brief. Dieser steckte in einem Umschlag, welcher ganz altmodisch mit Wachs versiegelt war. Wie typisch, war das Siegel aus rotem Wachs geformt und in der Mitte war ein Zeichen eingeprägt. Bei genauerer Betrachtung entdeckte sie, dass das Zeichen ein achteckiges Kästchen mit einem Ying-Yang-Symbol darauf darstellte.
„Was da wohl drin steht?", fragte Marinette und kratzte sich gleichzeitig am Kopf. „Tja, wenn du ihn nicht aufmachst, werden wir es nie herausfinden", meinte Tikki amüsiert. „Stimmt", gab ihr Marinette Recht und lachte verlegen. Schnell riss sie ihn auf und untersuchte den Brief, vergessen war Adrien. Mit geschwungenen, fast schon künstlerischen Zügen waren die Schriftzeichen auf das schwere Papier gebracht. Neugierig begann Marinette zu lesen, während Tikki sich auf ihrer rechten Schulter setzte um ebenfalls einen Blick auf das Blatt erhaschen zu können.
Hallo Ladybug,
ich möchte nicht um den heißen Brei herum reden. Ich bin zu alt für diesen Luxus. Also komm ich gleich zum Punkt. Ich weiß, dass du nächste Woche nach Berlin fahren wirst. Bestimmt wunderst du dich, woher ich davon weiß. Das kann ich erklären. Du musst verstehen, dass das mein Job ist. Als Wächter der Miraculous muss ich auf die Miraculous aufpassen und das schließt ihre Träger mit ein. Mit anderen Worten, ich habe über euch gewacht. Über dich und Cat Noir.
Die Überwachung mag dir komisch vorkommen und dir vielleicht auch nicht gefallen, aber es geht um ein höheres Ziel als euer persönliches Wohlgefühl. Es geht um die Sicherheit von Paris. Die Bürde der Miraculous ist nicht leicht. Ich selbst muss sie auch tragen. Doch unsere Stärke ziehen wir aus dem Zusammenhalt. Das hast du mit deinem Partner ja schon bemerkt. Leider bin ich körperlich nicht mehr in der Lage euch zu helfen. Allein das macht es wichtiger, euch alle verfügbaren Mittel zukommen zu lassen, die ich aufbringen kann.
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Miraculous - König der Verbrecher
FanfictionEin Schüleraustausch verschlägt Marinette mit ihrer Klasse nach Berlin. Neue Freundschaften werden geschlossen und neue Feinde werden geboren. Doch etwas unterscheidet die Schurken ganz grundlegend von denen in Paris... Eine kleine Geschichte um die...