Auf nach Berlin

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„Marinette!" Ein Schrei zerriss die Stille, welche zuvor den Raum ausfüllte. Was war das? Verwirrt suchte die Schülerin mit halb geschlossenen Augen den Raum ab. Ein vereinzelter Lichtstrahl fiel durch das Fenster und erhellte mehr schlecht als recht das Zimmer. Marinette hatte keine Ahnung, wie spät es war. Die Helligkeit sprach aber dafür, dass der Tag bereits angebrochen war. Der Ruf hatte sie geweckt. Oder hatte sie ihn sich nur eingebildet? Vielleicht war er auch nur im Traum vorgekommen und sie daraufhin wach geworden. Marinette wusste es nicht. Im Zimmer konnte sie jedenfalls nichts erkennen. Unsicher drehte Marinette sich auf die andere Seite und versuchte wieder einzuschlafen.


„Maaariiiineeet! Du musst aufstehen!" Da war es wieder. Sie hatte es sich also nicht eingebildet. Zerknirscht blickte sie sich um, langsam fing es an zu nerven. Marinette erhaschte noch einen flüchtigen Blick auf etwas Rotes, bevor sie auch schon in die Seite gerammt wurde. Überrascht keuchte sie auf. Nein, das bildete sie sich definitiv nicht ein. Das rote Etwas flog erneut in ihr Sichtfeld. Nach einem kurzen Augenblick erkannte sie ihren Kwami. Irgendetwas schien sie aufzuregen.


„Lass mich", versuchte Marinette sie abzuwimmeln. Der Wecker hatte nicht geklingelt, also musste sie auch noch nicht aufstehen. Ein schneller Blick auf die Uhr brachte ihr die Gewissheit. „Die Schule fängt erst in einer Stunde an, da kann ich noch ein bisschen liegen bleiben." Tikki flog noch ein bisschen näher an Marinettes Gesicht heran und fing an, wie wild zu gestikulieren. „Aber heute musst du nicht in die Schule, heute fährt der Bus." Leicht verwirrt blickte Marinette ihre Freundin an. Das Gehirn arbeitete noch langsam und so verstand sie nicht, was Tikki damit sagen wollte. „Und was ändert das?" „Der Bus fährt in einer halben Stunde, du kommst noch zu spät." „Was?" Panisch sprang Marinette in die Höhe. Jetzt hieß es schnell sein.


Die Müdigkeit war wie weggeblasen. Wo ihre Glieder bis vor kurzem noch aus Blei zu bestehen schienen, floss nun flüssiges Feuer. Zumindest fühlte sich es so an. Gehetzt blickte Marinette sich um.
Auf ihrem Stuhl hing ihre Kleidung über der Lehne abgelegt. Blitzschnell schnappte sie sich ihre Sachen und rannte in das Badezimmer. So schnell wie sie sich umzog, stellte sie glatt einen neuen Rekord auf. Nicht nur Red Bull verleiht Flügel.


Fertig angezogen betrat sie erneut ihr Zimmer. Ihr Blick glitt zu ihrem Koffer. Den hatte sie am letzten Tag noch gepackt. Wieso nur hatte sie vergessen auch ihren Wecker zu stellen? Mit der flachen Handfläche schlug sie sich gegen die Stirn. Ach ja, der Film. Sie hatte mitten in ihren Vorbereitungen alles stehen und liegen lassen, um mit ihren Eltern gemeinsam ein Film zu schauen. Gestern schien ihr das noch eine gute Idee gewesen zu sein. So als letzte gemeinsame Sache, welche sie vor der Fahrt noch machen wollten. Resigniert ließ sie die Schultern hängen. Irgendwas musste immer schief gehen, auch, wenn sie sich die besten Vorsätze genommen hatte.


„Was würde ich nur ohne dich machen Tikki?", fragte Marinette und seufzte. „Du wärst ziemlich aufgeschmissen", antwortete diese und lachte. Marinette griff sich ihren Koffer. Beim Verlassen des Zimmers drehte sie sich noch einmal im Türrahmen um. Sie wurde das Gefühl nicht los, etwas vergessen zu haben, konnte aber leider nicht genau sagen, was. Schulterzuckend wandte sie sich ab und begann den Weg nach unten.


Ihre Eltern waren schon wach, so wie jeden Tag. Das war einer der Nebeneffekte, wenn man eine Bäckerei führte. Marinette konnte dagegen nichts einwenden, sie wurde jeden Tag mit den leckersten Köstlichkeiten begrüßt. Auch heute steuerte ihr Vater direkt auf sie zu, als er sie entdeckte. Unter seinen Armen hatte er eine Schachtel geklemmt, welche im Vergleich zu ihm winzig aussah.

Miraculous - König der VerbrecherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt