Am nächsten Tag fing der Unterricht an. Dementsprechend früh musste Marinette aufstehen. Dass sie das auch schaffte, war wohl Frau Zimmermann geschuldet, welche förmlich um 6:30, fröhlich wie es ihre Art ist, in den Raum geschossen kam, um Marinette zu wecken.
Wegen des unsanften Erwachens war Marinette am Frühstückstisch nicht sehr gesprächig und so ging es ohne besondere Vorkommnisse in Richtung Schule. Das Felix-Gärtner-Gymnasium war ein alter Komplex, wie er früher oft gebaut wurde. Zwei H-förmige Flügel trafen sich an einer Stelle und formten dort eine Aula. Die Außenwände waren in einem hellen Weiß gehalten und in Bodennähe durch viele Graffitis verschönert. Am Fuße einer Treppe sahen sie einen Jungen. Mit staksigen Bewegungen versuchte er die Treppe zur Eingangshalle zu erklimmen. In der einen Hand hielt er zwei Krücken, darauf bedacht, dass sie ihn nicht zu stark behinderten. Mit mäßigen Erfolg. Eine der Krücken verirrte sich zwischen seine Beine und brachte ihn zu Fall.
Leon, der die Szene, im Gegensatz zu Marinette, beobachtet hatte, drückte sich an eben dieser vorbei und lief auf den Jungen zu. Durch diese Berührung wurde Marinettes Aufmerksamkeit ebenfalls auf den am Boden liegenden Jungen gezogen. Auch sie machte sich auf den Weg.
Als Marinette bei ihm angekommen war, beugte Leon sich bereits über ihn. „Komm Markus, ich helfe dir." Ein Arm als Hilfe ausgestreckt und mit einem Lächeln im Gesicht blickte er Markus an. „Ich schaffe das allein", fauchte dieser Leon an. Mit seinen Armen versuchte er sich aufzurichten. Er griff ans Geländer und schaffte auch irgendwie sich daran hochzuziehen. Mit einer wesentlich eleganteren Bewegung wischte er sich die langen braunen Haare aus dem Gesicht. Marinette musste an gestern denken. Dieser Markus, er hatte die Statur von dem komischen Jungen gestern. Auch dieser war sehr unfreundlich bei der angebotenen Hilfe von Cat Noir und ihr gewesen. Aber der Junge hatte keine Probleme zu laufen, anders als dieser hier. Im Gegenteil, er hüpfte ganz fidel von Dach zu Dach, als er ging. Aber schloss sich das deswegen aus? Angestrengt runzelte sie die Stirn beim Nachdenken.
Marinettes Grübelei wurde durch die Schulglocke unterbrochen. Brav trabten alle Schüler vom Hof in die Schule und verteilten sich auf die Zimmer, auch Leon und Marinette. In den Gängen waren Bilder von Schülern ausgestellt, welche diese im Kunstunterricht erschaffen hatten. Interessiert betrachtete Marinette sie im Vorbeigehen. Als einer der letzten kamen sie in Leons Klassenzimmer an. Nach ihnen traten nach einer kurzen Zeit noch Markus und ein weiterer Junge durch die Tür. Sie erwartete ein ziemliches Chaos. Beide Klassen hatten sich wild gemischt und unterhielten sich über die unterschiedlichsten Dinge. Selbst Cloé hatte eine Schülerin gefunden, mit der sie sich offenbar ganz gut verstand. Marinette folgte Leon zu zwei Plätzen und ließ sich auf einen von denen nieder.
Kurze Zeit später trat Madame Bustier, gefolgt von einem älteren Herrn, in den Raum. Schlagartig wurde es still, alle warteten gespannt ab. Es stellte sich heraus, dass der ältere Herr der Lehrer der anderen Klasse war. Als es zur Aufteilung der Teams kam, musste Marinettes zu ihrem Leidwesen feststellen, dass Adrien mit Chloé und Markus in einem Team war. Sie selbst arbeitete mit Leon und einem Mädchen, welches sich als Jessica vorstellte, zusammen. Ihre beste Freundin hatte etwas mehr Glück, sie arbeitete mit Nino zusammen. Etwas verloren blickte sie zu ihr rüber. Es nützte nichts, sie musste sich damit abfinden.
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Nach dem ereignislosen Schultag ging Leon auf Marinette zu. Er wollte sich bei ihr noch verabschieden. Leon musste für seine Mutter was Besonderes erledigen, verriet aber nicht genau was. Marinette kam das grade recht, da sie als Ladybug ebenfalls noch etwas vorhatte. Am vorherigen Tag hatten sie und Cat Noir ausgemacht, sich in der Nähe des gestrigen Kampfes zu treffen, um nochmal über alles Anstehende zu sprechen.
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Miraculous - König der Verbrecher
FanfictionEin Schüleraustausch verschlägt Marinette mit ihrer Klasse nach Berlin. Neue Freundschaften werden geschlossen und neue Feinde werden geboren. Doch etwas unterscheidet die Schurken ganz grundlegend von denen in Paris... Eine kleine Geschichte um die...