Probleme löst man leicht

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Der Bus glitt an einem Lebensmittelladen vorbei und fuhr behäbig auf dessen Parkplatz. Es war bereits spät am Abend, als die Klasse in Berlin ankam und so war der Laden bereits geschlossen, der Parkplatz größtenteils leer. Der Bus fuhr an den wartenden Gastfamilien vorbei und blieb mit quietschenden Reifen langsam stehen. Als sich die Türen öffneten, ergoss sich eine wahre Flut an Schülern, alle begierig darauf, sich die Beine vertreten zu können.


Nicht nur die Schüler, sondern auch der Busfahrer konnte aufatmen. Nino musste natürlich eine tragbare Musikbox mitnehmen und hatte die ganze Fahrt lang seine Musik gespielt. Nach kurzer Zeit sang die Klasse begeistert die Lieder laut mit. Gut, die Mädchen sangen, die Jungs grölten. Es war ein Wunder, dass der Busfahrer sie nicht in der nächsten Psychiatrie abgeliefert hatte. Oder jemand den Busfahrer.


Unter lautem Getöse verteilte sich die Schar auf dem Parkplatz und teilte sich schnell in die bekannten Grüppchen auf. Marinette steuerte mehr oder wenige zielgerichtet auf Alya, welche bereits von Nino und Adrien umringt wurde, zu. Sie bemerkte zwar ihren Schwarm, war aber viel zu müde, um wegen der bevorstehenden Begegnung nervös zu sein.


Auf halbem Weg zu ihren Freunden wurde Marinette von ihrer Klassenlehrerin unterbrochen. „Alle mal herkommen, ich lese jetzt den Namen eurer Gastfamilien vor", rief Madame Bustier laut genug, damit alle es verstanden. Mehr oder weniger aufmerksam drehten die Schüler sich zu ihr. „Adrien Agreste, dein Partner heißt Paul Stapel. Chloé Bourgeois deine Partnerin ist..." Marinette musste gähnen und begann die Umgebung zu mustern. So bekam sie auch nicht mit, dass ihr Name fiel. Erst als die Lehrerin den Zettel einpackte und sich zum Gehen wandte, blickte sie verwirrt zu Alya. Lachend zeigte diese auf einen braunhaarigen Jungen. „Der da ist deiner", meinte sie und zwinkerte Marinette zu. Schnell verabschiedete sie sich von ihren Freunden und ging in die Richtung des Jungen.


Zögerlich trat sie auf ihn zu und stellte sich vor. „Hallo, mein Name ist Marinette Dupain-Cheng." Marinette stellte ihren Koffer zur Seite, um dem Jungen die Hand zu geben. Dieser stellte sich, während er ihre Hand schüttelte, als Leon Zimmermann vor. Frau Zimmermann und Marinette begrüßten sich ebenfalls.


Kurze Zeit später führte Leon sie zu einem Oldtimer. Nicht so einem, den man fünf- oder sogar sechsstellig verkaufen könnte, nein, dieses Auto würde wahrscheinlich nur noch seinen Schrottpreis wert sein. Kritisch beäugte Marinette das Auto. Es sah aus, als könnte es bei jedem Schlagloch auseinanderfallen. Ein mulmiges Gefühl breite sich in der Brust von Marinette aus. Sie sah Leon an, blickte in sein Lächeln und versuchte sich selbst Mut zuzusprechen. Irgendwie ist es ja auch hierher gefahren, da standen die Chancen nicht schlecht, dass das Auto es auch zu ihm nach Hause schaffte. Als sie einstieg, entdeckte sie sogar ein gültiges TÜV Siegel. Wirklich beruhigt war Marinette allerdings nicht.


Der Parkplatz lag etwas außerhalb von Berlin und so kam Marinette in den Genuss einer weiteren Fahrt durch das nächtliche Berlin. Die Straßenlaternen waren einige der letzten verbliebenen Lichtquellen im Vorort und erhellten eine ganz andere Seite von Berlin, seine zweite Identität.


+++


Frau Zimmermannhielt das Auto in einer Wohnsiedlung an. Eine Minute und ein paar Treppenstufen später, standen sie vor einer verschlossenen Holztür. Ein bisschen nervös war Marinette schon, immerhin musste sie die nächste Woche hier wohnen. Dementsprechend neugierig schaute sie durch den Spalt, als Leon die Tür öffnete. Viel zu sehen gab es allerdings nicht. Hinter der Tür lag ein kleiner Flur, welcher, bis auf ein paar Bildern an den weißen Wänden und der Schuh- und Mantelablage, vollkommen leer war.

Miraculous - König der VerbrecherWo Geschichten leben. Entdecke jetzt