Die letzte Brücke

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Harry betrat die Lichtung und wurde sofort von Merry und Pippin begrüßt. Während die beiden ihm ihre Besorgnis über sein Verschwinden ausdrückten, blickte er sich um. Sam saß etwas abseits und betrachtete Frodo, der gerade von Streicher behandelt wurde. Der Waldläufer wusch Frodos verletzte Schulter mit Wasser. Neben Aragorn lagen einige Kräuter, die er wohl dem Wasser beigegeben hatte, denn sobald Harry die Dämpfe des kochenden Gemischs einatmete fühlte er sich sofort ruhiger.

Der Mann blickte kurz von Frodo auf, als er Harry bemerkte. Er musterte ihn argwöhnisch, doch dann wandte er sich wieder dem Hobbit zu, dem es besser zu gehen schien. "Also... wie sollen wir jetzt überhaupt weiterkommen?", brach Merry schließlich das Schweigen. "Wir können auf keinen Fall hier bleiben!" "Ich glaube jetzt, dass der Feind diesen Ort schon lange beobachtet hat. Wenn... unser Freund überhaupt hierher kam, dann wird er gezwungen worden sein, fortzureiten, und er wird nicht zurückkehren. Jedenfalls sind wir hier nach dem Angriff der letzten Nacht nach Einbruch der Dunkelheit in großer Gefahr, und wo immer wir auch hingehen, kann die Gefahr kaum größer sein." Harry bemerkte Streichers kurzen Blick auf ihn, als er den mysteriösen Freund erwähnte. Wer konnte es bloß sein? Wenn Hermine ihm von diesem ach so tollen Buch erzählt hatte, hatte er nie besonders gut zugehört. Jetzt wünschte er sich, er hätte es getan. Den Rest der Nacht blieben sie alle zusammen und wechselten sich beim Wachen ab. Nur Harry und Frodo durften die ganze Nacht durchschlafen.

Als endlich die Sonne am Himmel stand, aßen sie noch hastig ein paar Bissen ihres Proviants und machten sich dann auf den Weg. Da Frodo nicht laufen konnte, wurde die Last ihres einzigen Ponys auf die anderen aufgeteilt und der verletzte Hobbit wurde auf das Pferd gehievt.

Während sie so wanderten, betrachtete Harry das kleine Pony. Ihm wurde auf einmal bewusst, dass er eigentlich noch nie auf einem Pferd geritten war. Er drehte sich zu Aragorn um und fragte ihn: "Hey, kann ich auch ein Pferd bekommen?" Der Waldläufer blickte ihn fragend an. "Was?" "Krieg ich auch ein Pferd?", wiederholte Harry. "Woher sollte ich jetzt ein Pferd herzaubern?", fragte Aragorn. "Naja, Frodo hat ja auch eines bekommen!" "Aber er wurde fast erstochen! Er ist verletzt!" "Okay, okay, reg dich ab. "Neidisch betrachtete Harry weiterhin das Pferd. Er würde schon noch ein Pferd bekommen. Sie gingen noch eine Weile schweigend nebeneinander her. Aragorn blickte immer wieder kurz zu Harry. "Warum fragst du überhaupt nach einem Pferd?", wollte er nach einiger Zeit doch wissen. "Naja, ich hatte halt noch nie eines!", antwortete Harry. "Wirklich nicht?", fragte der Waldläufer verdutzt. Harry schüttelte den Kopf. Streicher sah ihn mit einem sonderbaren Blick an.

Die Gefährten waren immer noch sehr nervös und vermieden nach wie vor die Straße, doch nun wusste Harry, warum. Sie waren auf der Hut vor diesen Reitern.

Doch nach einiger Zeit des stillen Wanderns, kamen sie zu einer Stelle, an der es unvermeidlich war, die Straße zu überqueren, oder sie würden von der Richtung abkommen. "Beeilt euch! Die Reiter könnten immer noch in der Nähe sein...", meinte Aragorn und sie liefen eiligst über die Straße. Als sie die Hälfte der Straße überschritten hatten, schoss Harry durch den Kopf, dass die Reiter wohl doch nicht mehr da waren. Doch er hatte sich getäuscht. Kaum waren sie auf der anderen Seite angekommen vernahm Harry einen Schrei, der ihm das Blut in den Adern gefrieren ließ. Es war ein langgezogener, kalter Ruf, der nach kurzer Zeit von einem zweiten erwidert wurde.

So schnell sie ihre Beine trugen schlugen die Gefährten sich in die Büsche. "Was war das?", keuchte Harry, während des Rennens, obwohl er sich dachte zu wissen, was das war. "Nicht reden, nur laufen!", antwortete Streicher. Erst nachdem sie weit von der Straße entfernt waren, begannen sie langsamer zu gehen.

Die Reise zog sich in die Länge, die Tage kamen und gingen und die Gruppenmitglieder redeten nicht besonders viel miteinander. Die Landschaft schien ihre Stimmung wieder zu spiegeln. Eine trostlose Einöde mit einigen verdorrten Bäumen und trockenen Sträuchern. Die Nächte schienen finsterer zu werden, doch vielleicht lag das auch nur an ihrer Angst vor den Reitern, die stetig stieg, obwohl sie seit den Signalrufen keine Spur mehr von ihnen gesehen (oder gespürt) hatten. Jede Nacht hielten sie nun zu zweit Wache. Jeder kam einmal dran, außer Frodo, dem seine Wunden, trotz Streichers Behandlung, mit jedem Tag zu schwächen schienen, und Harry. Vertraute der Waldläufer ihm immer noch nicht? Anscheinend. Dabei hätten sie es ohne Harrys Patronus-Zauber es noch viel schwerer gehabt, die schwarzen gestalten zu vertreiben. Aber Streicher schien ihm kein Stück mehr zu vertrauen, im Gegenteil! Harry kam es so vor, als ob er ihn nur noch genauer beobachtete und noch weniger vertraute.

Harry Potter in MittelerdeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt