Die letzte Nacht

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Ich fragte mich woran es lag, dass ich in Köln nachts nie richtig schlafen konnte. Lag es daran, dass ich große Chancen hatte YouTube Star zu werden? Oder an Jak...? Nein! Oder vielleicht daran, dass ich es nicht gewohnt war um Mitternacht noch Licht zu haben. Wenn es in Wiesendorf dunkel wurde, wurde es auch dunkel. Da waren nicht noch irgendwelche Straßenlaternen, die dir den Schlaf raubten. Da viel mir ein, dass ich anfangen könnte schon an dem Video zu schneiden. Ich schaltete meine Kamera ein sah mir die Aufnahmen an. Es waren sehr viele. Gute und schlechte. Mir war klar, dass es ein riesen Aufwand wird alles zu cutten. Als es ein Uhr nachts war, hatte ich wenigstens schonmal einen Anfang aber mein Laptop kein Akku mehr. Ich wollte das Ladekabel suchen, was in einem dunkelen Wohnzimmer nicht einfach war. Da Emily dort auch schlief, konnt ich auch nicht so einfach das Licht anmachen.

Ich beschloss erstmal ins Badezimmer zu gehen, da ich sehr verschwitzt war. Mein Spiegelbild hätte locker ein Zombie sein können. Ich wusste eins: So wollte ich am nächsten morgen nicht aussehen. Auch wenn die leute die mich in diesem Zustand sehen würden nur mein Bruder, meine beste Freundin und... ach... egal sein würden. Trotzdem kämmte meine Haare und wusch mich ein wenig. Dann hörte ich ein Geräusch in der Küche. Einbrecher? Ich ging in Richtung Küche und tatsächlich sah ich eine Gestalt. Ich erschrak die Gestalt in der Küche ebenfalls. Es war nähmlich niemand anderes als Jakob.
"Hey du hast mich erschreckt warum bist du eigentlich noch wach?", fragte er. "Ich war auf der Toilette", sagte ich und lief natürlich wieder rot an. "Aber warum bist du noch wach?", fragte ich. "Hatte Hunger und kann nicht pennen", meinte er. "Willst du auch was?" Ich nickte und bedankte mich. Selbst in T-Shirt und Boxershorts sah er so gut aus. Er hatte einen sehr durchtrainierten Körper. Aber warum ineressiete mich das eigentlich? "Hast du Lust ein bisschen im Zimmer zu chillen?", fragte er auf einmal. WAS? "Äh... ja... klar... warum nicht", stotterte ich. In meinem Kopf stritten sich drei Stimmen. Eine schrie: "Oh mein Gott ist er SÜß!" Die zweite Stimme behauptete: "Wie kannst du es wagen mit Jakob um diese Zeit ins Zimmer zu gehen. Du verlierst ganz klar deine Jungfräulichkeit!" Und von der dritten hieß es: "Was ist schon dabei mit einem Kumpel im Zimmer rumzuhängen." Ich hörte auf die dritte.

Von Jakobs Zimmer aus hatte man den perfekten Blick auf die Stadt. Er hatte ein Kingsize Bett und einen Fernseher im Zimmer. Ich setzte mich aufs Bett und schaute auf die Lichter der Stadt. "Das letzte mal, dass ich sowas sehe", sagte ich leise, da mir nichts anderes einfiel. "Es ist schön", sagte Jakob, der nun direkt neben mir saß. "Aber manchmal vermisse ich Wiesendorf." "Wieso?", fragte ich ihn. "Es ist halt so, dass es immer noch mein Zuhause ist. Schließlich leben ja meine Eltern und so noch da. Ich habe früher immer von einem Großstadtleben geträumt und jetzt hab ich es. "Ist doch toll", meint ich. Ich sah ihm direkt in die Augen. Sie waren Hellblau und es gab keine schöneren. Seine blondierten Haarstränen hingen in seinem Gesicht. Seine Frisur war nichts ungewöhnliches: Oben lang und an den Seiten kurz. "Ja schon aber ich hab manchmal das Gefühl es fehlt etwas in mir wenn ich in Köln bin. In diesem Dorf steckt halt meine komplette Kindheit. So wie deine." Ich nickte. Der Wecker zeigte eine Uhrzeit von 1:45. "Willst du mal in eine Großstadt ziehen?", fragte er mich. "Ja schon. Es ist mein Traum mal hier her zuziehen und Videoproduzentin zu werden." "Klingt nach Plänen", sagte Jakob und lächelte. "Aber was auch immer aus dir wird, sei es YouTube Star oder was auch immer: Vergiss nie wo du herkommst. Es gibt YouTuber, die sind quasi schon verrückt nach Geld. Versprichst du mir das?" "Ja klar." Ich lächelte ihn an. Wir sind uns während des Gesprächs immer näher gekommen. Ich saß schon fast auf seinem Schoß. Aufeinmal bewegte er seine Kopf immer näher zu mir hin. Unbewusst bewegte sich mein Kopf zu ihm hin bis sich unsere Lippen berührten.

In meinem Kopf stritten sich mindestens zwanzig Stimmen. Meinen Herzschlag hätte ganz Köln hören können. Ich hatte grade den besten Freund meines Bruders geküsst.

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