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Webstars in der Schule

Es war der letzte Abend der Herbstferien. Das Q&A war ein großer Erfolg bei den Zuschauern. Wir verdienten sogar ein bisschen Geld mit unseren Videos. Wir waren mittlerweile bei über 25.000 Abonennten. Eine Zahl auf die wir sehr stolz waren. "Auch wenn wir jetzt wieder Schule haben müssen wir regelmäßig Videos hochladen", sagte ich zu Emily. "Damit wir dranbleiben." "In der Schule dürfen wir aber auch nicht abkacken", meinte Emily. "Klar. Aber das kriegen wir schon hin", beruhigte ich sie.

Es war kein typischer erster Schultag. Wir wurden von allen Seiten angesprochen, es wurde geflüstert und manche wollten sogar Fotos von uns machen. "Warum habt ihr uns nichts von Iblali erzählt?", fragte Daniel. "Es sollte ein Geheimnis sein", sagte ich. "Einmal in einer Großstadt und schon berühmt!", lachte Jan. "Ich glaube mit 25.000 Abos ist man noch lange nicht berühmt", sagte Emily. "In unserer Schule schon", behauptete Lena. "Ey Lisa, da sind diese YouTuber!", rief eine Stimme, die Chantalle gehörte. "Sei leise Chantalle!", schimpfte Lisa. "Ey bitte nicht die!", stöhnte Emily genervt. Trotzdem kam Lisa auf uns zu und anstatt uns zu beleidigen sagte sie: "Hey Rosa hey Emi! Wie waren eure Ferien? Ich habe gehört, dass ihr in Köln wart! Das ist ja ne tolle Stadt." "Ja", war mein Antwort. Vorallem weil du nicht da wohnst, dachte ich. "Ist ja schön soviel Erfolg auf YouTube zu haben", sagte sie und strahlte uns mit ihrem Fakelächeln an. Diesmal war meine Antwort: "Genau." Doch dann sagte sie: "Ich will mir demnächst vielleicht auch einen YouTube Kanal machen. Wir könnten dann ja mal zusammen ein Video drehen." "Nee glaube eher nicht", lachte Emily. Lisas Fakelächeln verschwand: "Oh die Landeier halten sich wohl für was besseres! Ja dann viel Spaß mit eurem Kinderkram." Sie ging und wir lachten sie aus. "Eben fand sie euren Kinderkram doch noch gut", kicherte Jan. "Man kann sich halt manchmal schlecht entscheiden", sagte Lena.

Wir mussten leider feststellen, dass sich YouTube negativ auf die Schule auswirkte. Teilweise schrieben wir unsere Scripte im Unterricht, was den Lehrern gar nicht gefiel. "Anscheinend haben unsere beiden Webstars wohl andere Dinge zu tun als dem Unterricht zu folgen", sagte Herr Müller, unser Mathelehrer. "Ist man etwa mit 30.000 Abonennten schon ein Webstar?", fragte Lisas Stimme von hinten. "Kann man so oder so sehen", sagte ich leise. "Sind diese 30.000 Abos denn auch wirklich von alleine gekommen oder hat sich da jemand bei einem gewissen Iblali hochgebumst?", fragte Lisa wieder. "Sei einfach leise", sagte Emily. "Weiter gehts mit Mathe!", sagte Herr Müller. Jetzt hatten die Webstars nicht nur Mathe, sondern auch schon ihre ersten Hater.

Beim Abendessen fragte mich meine Mutter über die Schule aus. "Es ist wichtig, dass durch YouTube deine Noten nicht absacken." "Wird schon nicht passieren", sagte ich. Ich war immer relativ gut in der Schule. "Rosa, du musst auf jeden Fall trotz YouTube dein Abi schaffen", sagte Papa. "Ja klar", sagte ich. Blöderweise sackte ich in der Schule grade wirklich ein bisschen ab. "Wenn es ganz schlecht läuft müssen wir uns mal mit Emily zusammensetzen und das besprechen", sagte Mama besorgt. "Ist ja noch nicht passiert", meinte ich.

Als ich in meinem Zimmer saß, lud och ein neues Video hoch. Es war eine Smoothie Challenge. Eine Challenge, wo man verschiedene Zutaten zieht und diese dann zu einem Smoothie zusammen mischt. Anstatt Smoothie Challange, nannte ich das Video "OMG! DAS IST IM DIESEM SMOOTHIE DRIN." Ein paar mehr Klicks konnten dem Video ja nicht schaden. Das Thumbnail dekorierte ich mit Pfeilen und Emojies. In letzter Zeit hatten wir ein paar Titel so gestaltet. Ich fand, dass es unseren Kanal bunter und lebendiger machte.