Der Bus blieb stehen.
Es wurde allmählich still.
Diese Stille machte mir Angst.
Der strenge, eisige Geruch von Blut stieg in meine Nase.
Langsam machte ich meine Augen auf. Mein Kopf dröhnte und mir war schwindelig.
Nach ein paar Minuten wurde meine Sicht klarer, bei einem Blick aus dem Fenster, welches kein Fenster mehr war,stellte ich erschreckend fest, dass der Bus zerstört war.
Glassplitter verteilten sich überall. Einige fanden sich in meinem Arm wieder.
Mein Blick durch den Bus traff den Blick von Kelly, einer Mitschülerin.
Einen Herzschlag lang schauten wir uns an, dann schloss sie ihre Augen.
„Miranda?" Meine Stimme hörte sich ziemlich schwach aber dennoch laut in dieser Stille an.
Ich bekam keine Antwort ihrerseits.
Ihr Gesicht war mit Glassplittern verserht und ihr Sitz hatte sich mit dem Blut ihrer Platzwunde am Kopf vollgesogen.
Sie so zusehen tat mir weh.
Ich fasste ihre Hand.
Sie war kalt.
Zu kalt für meine beste Freundin.
Sonst waren ihre Hände immer warm. Das wusste ich ganz genau, im Winter wärmte ich mir immer meine Hände an ihren auf.
Ich rüttelte sie.
Nichts.
Langsam erreichte mich die Panik.
Tränen füllten meine Augen.
„Miranda?"
Noch hatte ich die Hoffnung nicht aufgegeben.
Sie atmete sehr schwer und unregelmäßig.
Und da passierte es. Ihre Augen öffneten sich.
„Vicky.."
„Miranda! Oh Gott, ich dachte..ich dachte ich hätte dich verloren!"
Eine Träne tropfte auf ihre Hand.
„Hör zu, du musst jetzt durchhalten, ich rufe gleich-"
Weiter kam ich nicht, da Miranda mich unterbrach.
„Vicky..danke dass ich deine beste Freundin sein durfte.
Danke, dass du mich so akzeptierst wie ich bin.
Danke, dass du immer für mich da warst.
Danke, dass ich deine Freundin sein durfte."
Moment, wieso redete sie in der Vergangenheit?
„Miranda, wieso sagst du sowas? Du BIST meine Freundin! Meine Beste!"
Ihre Augen wurden immer kleiner.
„Danke, dass du mir damals dein Pausenbrot gegeben hast, sonst hätten wir uns wahrscheinlich niemals kennengelernt. Verliere niemals Stiles aus den Augen, irgendwann wirst du an seiner Seite stehen."
„Miranda..?"
„Vicky, du bist das beste.."
Sie atmete schwer ein.
„..was mir je passiert ist..ich werde dich..niemals vergessen.."
Ich umklammerte ihre Hand fester.
„Nein Miranda, bleib stark, du darfst jetzt nicht gehen!"
Immer mehr Tränen floßen über mein Gesicht.
„Vicky..ich kann nicht..der Schmerz ist..er ist zu stark.."
„Sag mir, was soll ich tun, damit es dir besser geht?
Ich gebe nicht so schnell auf.
Ich gebe dich nicht auf."
Mirandas Kopf kippte zur Seite.
„Miranda..bleib bitte hier..bleib bei mir..!"
Eine Träne kullerte ihre Wange runter und tropfte auf unsere miteinander verschränkten Hände.
„Es tut mir so Leid, Vicky.." wisperte sie mit ihrer immer leiser werdenden Stimme.
„Miranda, du bist und bleibst für immer in meinem Herzen, du-"
Ihr Griff um meine Hand lockerte sich.
„Miranda?" fragte ich leise.
Panisch rüttelte ich ihren Körper und redete schluchzend auf sie ein.
Ich konnte sie, nein, ich durfte sie nicht verlieren.
Doch langsam verließ mich meine Zuversicht.
Ich musste der Wahrheit ins Gesicht sehen.
Ich hatte Miranda verloren.
Meine beste Freundin.Schweiß gebadet wachte ich auf.
Seufzend wischte ich mir die Tränen aus den Augen.
Es hatte doch so gut geklappt mit den Alpträumen.
Eine Zeit hatte ich sie unter Kontrolle.
Diese Zeit ist dann wohl vorbei.
Aufgewühlt griff ich nach meinem Handy. Ein Blick auf den Display verriet mir die Uhrzeit. 2:32 Uhr.
Mein Puls war immernoch auf 180.
An Schlafen war jetzt jedenfalls nicht mehr zu denken, das konnte ich mir schön abschminken.
Sie starb neben dir.
Ich musste mich ablenken, meine Gedanken drehten sich noch immer um den Alptraum.
„Egal ob um drei Uhr mittags oder drei Uhr nachts. Ich werde dran gehen und mit dir reden."
Das waren Stiles Worte.
Sollte ich ihn anrufen?
Und außerdem konnte ich nach meinem peinlichen Auftritt gestern nicht einfach so tun, als wenn nichts gewesen wäre.
Aber..
Unsicher wählte ich seine Nummer.Stiles pov.
Seufzend drehte ich mich auf die andere Seite.
Seit vier Stunden quälte mich die Schlaflosigkeit.
Deucalion hatte sich bisher noch nicht "gemeldet", es könnte also jeden Tag etwas passieren.
Dann war da noch der ganze Schulstress.
Und Vicky.
Dass sie keine Begleitung für den Herbstball hatte, wunderte mich.
Klar, sie ist neu an der Schule und alles, aber dies ändert sie selber doch nicht?
Vicky ist ein tolles Mädchen, ich weiß wovon ich spreche, da ich sie schon seit dem sie auf der Welt ist kenne.
Da klingelte mein Handy. Stöhnend griff ich nach meinem Smartphone. Wer zur Hölle ruft jetzt noch an??
Der aufleuchtende Display verriet mir, dass es Vicky war.
Irgendetwas ist passiert..
„Vicky? Ist alles gut?"
„J-ja, alles klar aber..ähhm...steht dein Angebot mit dem anrufen noch?", ertönte es aus dem Hörer. Vicky's Stimme war leise und gedämpft.
„Versprochen ist versprochen, Sky.
Du kannst mich IMMER anrufen, wirklich.
Magst du erzählen oder darf ich?"
„Nur zu" Nun klang Vicky um einiges erleichtert. Ich überlegte kurz und fing an zu reden.
„Schau mal aus dem Fenster, der Mond steht heute ziemlich hoch!
Vollmond ist jedoch erst in ein paar Tagen, hat Scott gesagt.
Vielleicht kannst du deshalb nicht schlafen? Viele Leute reagieren so auf den Mond."
„Stiles, ich hatte einen Alp-"
„Ach, wir tun jetzt einfach so, als wärst du so ein "Ich-kann-bei-Vollmond-nicht-schlafen"-Mensch."
„Aber ich dachte Vollmond ist erst-"
„Psst, das ist jetzt egal. Okay, du kannst also nicht schlafen, ist dir der Mond zu hell?"
Sie lachte und verneinte. „Nein, das ist es nicht."
Ihr Lachen gab mir das Zeichen, dass sie mitspielte.
„Hmm, okay..vielleicht hast du ja eine Strong-Connection zum Mond und er lässt dich heute keinen Feierabend machen?"
„Feierabend? Was für Feierabend?" fragte sie lachend.
„Ach Sky, du bist eine Komplizin des Universums und arbeitest für den Mond!"
Ich stellte mir ihre blauen Augen vor, wie sie im Schein des Mondes funkelten.
Ihr Lachen brachte mich zurück in die Realität.
„Oder du bist ein Alien, dass undercover als Mensch getarnt auf der Erde lebt und uns Menschen ausspioniert, nur deine Augen verraten dich, da sie das Universum wiederspiegeln."
Da wurde ihr Lachen von einem Gähnen unterbrochen.
„Danke Stiles, jetzt hast du mir einen Einblick in deine komische Fantasie verschaffen, haha"
Ich schmunzelte und hoffte, dass ich ihr helfen konnte.
Wir beide schwiegen eine kurze Zeit, bis ich schließlich wisperte:
„Denk immer daran:
Du bist eine Löwin.
Eine starke Löwin, die sich von nichts und niemanden unterkriegen lässt.
Nichtmal von meiner komischen Fantasie!“
„Okay, werde ich tun. Danke Stiles und eine Gute Nacht..“
„Gute Nacht und schlaf gut. Wir sehen uns morgen.“
Ich legte auf und musste wieder schmunzeln.
Vicky hatte mein Angebot angenommen, unser Vertrauen zueinander war also nicht verloren.
Dieser Aspekt machte mich aus irgendeinem Grund happy.
Mit diesem Gedanken schlief ich schließlich ein.______________________________________
Das war Kapitel 9 von „Unsteady“!
Ich hoffe natürlich, dass es euch gefallen hat.😊
Ich würde mich riiesig über Verbesserungsvorschläge, Kritik oder Lob freuen:)Wir lesen uns dann im nächsten Kapitel!
LG
loveandtheothershit
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UNSTEADY|| TW
ParanormalEineinhalb Jahre ist keine allzu lange Zeit, jedoch lange genug, um alles zu ändern. Eineinhalb Jahre war ich weg. Eineinhalb Jahre in dieser elenden Klinik. Ich will neu anfangen. Doch was ist, wenn man durch einen Neuanfang noch viel stärker mit d...