Lucius Angebot

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Als ich meine Augen öffne, bin ich immer noch im Nimmerland. Zufrieden kuschle ich mich unter meine Decke. Als es an meiner Tür klopft, rufe ich vergnügt: "Herein!"
Bestimmt Mum. Hoffentlich mit Pfannkuchen, Mjam!

Als ich in Dumbledores eisblaue Augen blicke, erinnere ich mich plötzlich. Mum! Der Schmerz droht mich zu überwältigen. Mum! Was soll ich bloss ohne dich tun?

Durch meinen Tränenschleier sehe ich, wie sich Dumbledore langsam nähert. "Lily?"
Stumm schüttle ich den Kopf. Ich spüre, wie der Wahnsinn in mir aufzukeimen beginnt. Sanft berührt er mich an der Schulter, zwingt mich, ihm in die Augen zu sehen. Sein Blick übt eine hypnotische Kraft auf mich aus. Ich spüre wie die Traurigkeit von mir abfällt, der Wahnsinn zurückgedrängt wird. Vorerst. Ich fühle mich eigenartig leer. Abgestumpft.

Emotionslos blicke ich den alten Mann an. "Kannst du diesen Zustand für immer aufrecht erhalten?"
Betrübt schüttelt er den Kopf. "Ein weiteres weises "Sprüchlein" von mir", schelmisch zwinkert er mir zu, "die Zeit heilt alle Wunden."
„Bullshit!" Genervt verdrehe ich die Augen und verschränke die Arme abwehrend vor meiner Brust.

Amüsiert funkeln seine Augen mich an. "Deine unverblümte Art ist wirklich sehr erfrischend!"
"Freut mich!", knurre ich leicht angesäuert.

"Ich würde deine Gesellschaft wirklich gerne länger geniessen. Aber es tut mir leid, ich muss heute an ein Treffen des Zaubergamots."
Panik steigt in mir auf.
Bitte lass mich nicht allein!
"Ich habe bereits jemanden organisiert, der sich um dich kümmern wird."
Neugierig blicke ich Dumbledore an.
"Bitte sei in zehn Minuten abreisefertig vor dem Hotel."

"Ich weiss nicht, ob das zum Packen reicht", seufze ich zynisch.
Ich besitze nicht mal eine Zahnbürste!
"Professor McGonagall ist bereits nach Portugal gereist, um deine Sachen zu holen. Aber leider, ähm-", kurz stockt er, "leider-."
"Ist alles zerstört", beende ich müde seinen Satz.

"Moment mal! Sie ist nach Portugal gereist? WO BIN ICH?!"
Besorgt blickt er mich an. Überlegt sich vermutlich, ob er nicht die Betäubungs-Dosis erhöhen soll. "In London."
"London", murmle ich gedankenverloren. Sternenstaub! Ich öffne meinen Mund, schliesse ihn aber sofort wieder. Meine Mutter hat mich ausdrücklich davor gewarnt, über meine Gabe zu sprechen. Wie soll ich bloss einen pinken Pegasus erklären?

"Er ist in Sicherheit." Aufmunternd lächelt er mich an.
"Wie funktioniert das mit dem Gedanken lesen?", hauche ich mit einer Mischung aus Neugier und Frustration.
"Tut mir leid", bedauernd blickt mich Dumbledore an, "aber das erfordert jahrelange Übung."
"Dann wäre es doch am Besten, gleich mit dem Üben zu beginnen!"
Belustigt lächelt er mich an. "Spar dir deine Motivation für den Unterricht!"
"Unterricht?! Also wie in der Schule?"
"Natürlich!"
"Aber, a-aber...."
"Aber?"
"Dann verzichte ich vielleicht lieber auf Hogwarts."

Erschrocken zucke ich zusammen, als er beginnt, schallend zu lachen.
"Grundgütiger", prustet er. "Das Ministerium würde fünf Sekunden, nachdem du zauberst, bei dir vor der Tür stehen."

Mit Unbehagen erinnere ich mich daran, dass mich meine Mum vor dem Ministerium gewarnt hat.
"Okay. Wann fange ich an?"
"Morgen."
"Was?!", kreische ich, doch er ist längst verschwunden.

"Arschloch!", knurre ich ausser mir.

"Aber, aber! Was sind denn das für Manieren!"
"Du kannst sprechen?" Fassungslos betrachte ich den Spiegel vor mir.
"Natürlich, Dummerchen! Und jetzt kämm dir die Haare, du hast nur noch zwei Minuten!"
Sprachlos eile ich aus dem Zimmer. Eilig versuche ich meine Haare behelfsweise mit den Fingern zu kämmen. Ich stolpere beinahe über die Treppe, weil mir unter der Kapuze eines Gastes, mindestens acht Augen entgegenblicken.

Zauberfeder - Draco FF 🖌Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt