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Ungläubig sehe ich mich um. Beim Anblick der drei wunderschönen Frauen klappt mir die Kinnlade herunter.
"Lass dich nicht von ihnen blenden", flüstert Lucius hinter mir. "Sieh ihnen bloss nicht in die Augen!"
Nur mit Mühe kann ich meinen Blick von ihnen lösen.

Bewundernd lasse ich meinen Blick durch den Raum schweifen. Wände und Boden pulsieren in sanften Rottönen. Überall liegen Seidenkissen herum, die zum Verweilen einladen. Ich bewundere gerade einen goldenen Divan, als mich Lucius Hüsteln zurück in die Realität holt.

"Seht nur Schwestern, Lucius hat uns Besuch mitgebracht", gurrt die Schönste von ihnen.
"Sie wird nicht hierbleiben." Schraubstockartig schliesst sich Lucius Hand um meine Schulter.
"Lass das Mädchen selbst entscheiden!"
Eine wunderschöne Dunkelhaarige bewegt sich anmutig auf mich zu. "Bleib bei uns kleine Lily. Wir können dir das Vergessen schenken." Sachte streicht sie über meinen Kopf.

Nicht in die Augen sehen, nicht in die Augen sehen!

„All die schmerzhaften Erinnerungen würden verschwinden. Die Narben in deinem Herzen würden verschwinden!", gurrt sie. Warum sind wir eigentlich hier? Vergessen klingt eigentlich ganz schön....

"Hör nicht auf diese Monster!", zischt mir Lucius hasserfüllt ins Ohr. Draco. Ich würde ihn auch vergessen! Ich will meine Mum nicht vergessen! Sie hat mich zu der gemacht, die ich heute bin!
Widerstrebend schüttle ich meinen Kopf. Sofort ist der magische Sog verschwunden.
"Kluges Mädchen", kichert die Dunkelhaarige. "Was führt dich zu uns Lucius?"
"Ich möchte, dass ihr der Tochter von Freunden-."

Die drei Hexen brechen in schallendes Gelächter aus. "Seit wann seid du und Sirius Freunde?", lacht die Blonde hämisch. Bösartig funkelt sie uns an. "Wir wissen, wer das Mädchen ist!"
Uninso kichern die drei. "Das Ministerium hat eine sehr grosse Belohnung auf deinen Kopf ausgesetzt!"
Zu meiner Überraschung stellt sich Lucius schützend vor mich. "Zwingt mich nicht, euch weh zu tun!"
Die drei brechen wieder in schallendes Gelächter aus. "Wie niedlich", kichert die Dunkelhaarige. 

Vorsichtig versuche ich mich unauffällig rückwärts zu bewegen.
"Die Tür ist verzaubert. Niemand verlässt diesen Ort, wenn wir es nicht wollen." Die freundliche Stimme will so gar nicht zu der eisigen Aura der Rothaarigen passen.
"Bitte lasst uns gehen", flüstere ich verzagt. Eine eigenartige Stille legt sich über den Raum. Vermutlich beraten sie sich gerade telepathisch.

Plötzlich stürmt die Rothaarige wütend davon. Ängstlich klammere ich mich an Lucius Arm. "Ist es tatsächlich wahr?", haucht die Blonde.
"Warum sollten der Dunkle Lord und das Ministerium sie sonst jagen?", seufzt Lucius verbittert.

"Lily?"
"Ja?", flüstere ich kaum hörbar.
"Kannst du uns deine Gabe vielleicht einmal vorführen?"
Zögerlich blicke ich Lucius an. Ich bin unglaublich erleichtert, als er unmerklich den Kopf schüttelt.
"Wir lassen euch dann in Frieden ziehen."
Ein verlockendes Angebot!

Verlegen räuspere ich mich: "Ich bräuchte einen Schreibblock und ein Bleistift."
Ich versuche Lucius aufmunternd anzulächeln.
Erschrocken zucke ich zusammen, als ich plötzlich beides in der Hand halte. Ich spüre ein aufregendes Kribbeln in meinen Fingern.
Wie sehr ich das Zeichnen doch vermisst habe!

Ich schliesse meine Augen, geniesse das warme, machtvolle Gefühl der Magie, die meinen Körper durchströmt.
Wie kann ich uns beide retten? Sie werden uns nie mehr gehen lassen!
"Keine Angst, Lily", flüstert die Dunkelhaarige sanft. "Auch unsere Mutter ist durch die Hand des Dunklen Lords gestorben...."
Die Trauer in ihrer Stimme verwandelt sich in einen rasenden, alles verschlingenden Zorn: "Du bist unsere einzige Chance, Lily, ihn zu vernichten!"
Kurz flackert Misstrauen in mir auf. Aber tief in mir weiss ich, dass sie ehrlich zu mir gewesen ist.

Unendlich vorsichtig lege ich den Bleistift auf das Papier. Sofort beginnt die Magie in mir, die Kontrolle über meine Hand zu übernehmen. Ich verspüre einen schmerzhaften Stich, als ich die Konturen meines alten Plüschtiers zu erkennen beginne.

Das Einzige, dass mir von Vater geblieben ist.

Gebannt halte ich den Atem an, als ich präzise die letzten Striche ziehe. Zärtlich streiche ich über die Zeichnung. Ich erinnere mich an unendlich viele Nächte, in denen ich wach gelegen habe und an meinen Vater gedacht habe. An den vertrauten Geruch des kleinen, schwarzen Hundes. Ich habe ihn mit Mums Parfum besprüht.

Plötzlich herrscht eine angespannte Stille. Fassungslos betrachten sie alle das leere weisse Blatt und den kleinen Hund in meiner Hand.
"Unglaublich", lächelt die Dunkelhaarige verklärt.
"Sie ist noch ein Kind!", blafft Lucius sie barsch an.
"Wir waren auch noch Kinder, als dein Herr Jagd auf uns gemacht und uns Alles genommen hat!"
"Ihr seid gefährliche Monster! Es ist das Richtige gewesen!"
"Lucius", hauche ich entsetzt.

"Er hat Recht", lächelt die Blonde kühl. Überrascht blicken wir sie alle an.
Wütend funkelt sie die Dunkelhaarige an.
"Wir haben viele Männer ins Unglück gestürzt", seufzt die Blonde.
"Anastacia, hast du den Verstand verloren?!", faucht die Dunkelhaarige.
"Ich habe Sirius gekannt", lächelt Anastacia melancholisch. "Sie ist sein Ebenbild", flüstert sie traurig.
"Sie ist unser Werkzeug um uns zu rächen!", knurrt die Dunkelhaarige wütend.

"Rache bringt uns die Toten auch nicht zurück. Sie ist noch ein Kind", murmelt Anastacia.
"Hast du den Verstand verloren?!", faucht die Dunkelhaarige.
"Du kennst die Prophezeihung, Letitica. Sie kann ihn nicht töten!"

Plötzlich höre ich die Stimme der Blonden in meinem Kopf: "RENN!"
Instinktiv schnappe ich mir Lucius Hand und renne durch die wie von Zauberhand geöffnete Tür. Aus dem Augenwinkel sehe ich, wie sich Anastacia auf die Dunkelhaarige stürzt. Kaum haben wir es durch die Tür geschafft, schliesst sie sich mit einem lauten Knall wieder!

Überrascht blicke ich ich in den klaren Nachthimmel. Im Osten sehe ich bereits die ersten Sonnenstrahlen.
W-wie-?
"Da drinnen laufen die Uhren langsamer." Besorgt betrachte ich den bleichen Lucius. Er sieht arg mitgenommen aus.

"Ganz reizend, deine Freunde, wirklich!", lächle ich trocken. Müde blickt er mich an. "Worauf warten wir?", kichere ich etwas hysterisch. Meine Beine zittern, ich kann kaum noch atmen. Das Adrenalin pulsiert in meinen Adern, mein Blick ist wach und scharf.
"Darauf, dass sie uns schnappen." Resigniert starrt er ins Leere. "Der ganze Luftraum ist abgeriegelt, das Flohnetzwerk wird streng kontrolliert. Patroullien sind in der ganzen Stadt unterwegs."

"Woher wissen sie, dass ich hier bin?"
"Jeder minderjährige Zauberer trägt eine Spur auf sich."
"Eine Spur?", flüstere ich konfus.
"Egal!", knurrt er unwirsch. "Wir werden sterben", murmelt er dumpf.

"Nicht heute!"

Überrascht blicke ich den rothaarigen Mann an.
"Weasley! Das Ministerium hat bloss SIE geschickt? Was für eine Schande! Ich hätte bessere Jäger verdient!"
"Halt die Klappe, Lucius!", knurrt der Rothaarige.
"Ich bin Arthur." Verlegen lächelt er mich an. Neugierig mustere ich den schlaksigen Riesen. Sein grüner Anzug ist etwas zu gross und sieht leicht schäbig aus. Grüne Augen funkeln mir unter roten Locken freundlich entgegen. Ich mag ihn sofort!

"Gib mir deine Hand, Lily." Warm lächelt mich der rothaarige Mann an und streckt mir seine Hand entgegen.
Schützend stellt sich Lucius vor mich. „Nur über meine Leiche", knurrt er entschlossen.
"Hör auf Held zu spielen, Lucius! Wir wollen beide das selbe!"
"Lügner! Die Belohnung auf ihren Kopf ist tausendmal höher als dein Jahresgehalt!"
"Ich hoffe, irgendwann begreifst du, dass Geld nicht glücklich macht!", seufzt Arthur sichtlich angewidert.
Blasiert lächelt Lucius ihn an: "Woher willst du das wissen? Du besitzst doch gar keines!"
"Lieber arm und ehrlich als reich und verdorben!" Wütend starren die beiden Männer sich an.

"Lucius, lass ihn endlich uns retten!", flehe ich verzweifelt. Zornig blickt Lucius auf mich herab.

"Trink das!" Die Hand von Arthur zittert kaum merklich, als er mir die Ampulle überreicht. Überrascht bewundere ich den sanften Rosaton des Gebräus. Ehe Lucius mich davon abhalten kann, kippe ich es schnell hinunter.
Sofort erfüllt mich dieser alles verzehrende Schmerz. Es fühlt sich so an, als ob meine Glieder auseinandergerissen werden.
"Was hast du ihr gegeben?!"
Ehe ich ohnmächtig werde, sehe ich wie Lucius Arthur an die Gurgel geht. Nicht!

Zauberfeder - Draco FF 🖌Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt