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Violett's Sicht:
Als ich bereits zum zweiten Mal an diesem Tag wieder zu Bewusstsein kam, spürte ich sofort eine unangenehme Übelkeit in mir aufsteigen. Um mich schwankte alles und ich fühlte mich wie auf einem Schiff bei starkem Seegang. Ich versuchte mich umzusehen, doch vor meinen Augen verschwommen jegliche Eindrücke. Ich war völlig orientierungslos.

Plötzlich ertönte jedoch eine angespannte Stimme zu meiner Linken: "Wenn du mir in mein Auto kotzt, verspreche ich dir, dass du den morgigen Tag nicht mehr erleben wirst!"

Ich kannte die Stimme nur zu gut und ich wusste, dass Damon das genau so gemeint hatte, wie er es gesagt hatte .
Glücklicherweise hörte das Schaukeln bald auf und ich war in der Lage die Autotüre zu öffnen. Ich versuchte auszusteigen, doch ich konnte mich nicht auf den Beinen halten und drohte auf den Boden zu fallen, woran mich jedoch zwei starke Arme hinderten. Einige Male wollte ich mich aus seinem Griff lösen doch mir fehlte die Kraft dazu.
Er hatte mich mittlerweile auf den Boden gesetzt, sich neben mich gehockt und eine Hand stützend auf meinen Rücken gelegt. Langsam ebbten der Schwindel und die Übelkeit ab und ich konnte schemenhaft Damon's Auto erkennen, das im Dunkeln am Straßenrand stand.

"Geht es wieder?", fragte er mich.

Ich nickte leicht und versuchte aufzustehen. Er wollte mir helfen, doch ich schubste ihn weg. Natürlich hätte das nichts gebracht, hätte er auf seiner Position beharrt, doch er zog sich zurück und beobachtete mich.
Ich war nunmehr vier mal, nach weiteren missglückten Versuchen mich von dem sandigen Boden zu heben, wieder auf eben diesen zurück gesackt. Meine Beine fühlten sich an, als wären sie aus Gummi, meine Arme waren schlaff und ähnlich stabil wie gekochte Nudeln.

Ich hatte mich noch nicht zu einem weiteren Versuch durchringen können, da begann Damon wieder zu sprechen: "Wieso lässt du dir eigentlich nicht helfen?" Er hatte sich aus seiner Starre gelöst und bewegte sich auf mich zu, doch ich wich so gut ich konnte zurück. "Du hast Angst", stellte er fest.
Ich wandte den Blick ab. Er kam wiederum näher. Ich wich ihm aus, bis ich gegen das kühle Blech des Wagens stieß. Endlich schaffte ich es aufzustehen und lehnte etwas unbeholfen an dem Auto. "Steig ein!", sagte er ruhig.

Ich schüttelte den Kopf. Plötzlich spürte ich seine Hand an meiner Kehle und wie er mich fester und fester gegen den Wagen presste. Er erinnerte mich so sehr an meinen Vater. Auch er hatte seine Hand oft an meinen Hals gelegt, mich stranguliert, bis ich das Bewusstsein verlor. Ich konnte nicht verhindern, dass mir bei der Erinnerung dicke Tränen über die Wangen liefen, doch ich wehrte mich nicht.

"Steig jetzt ein!"

Sein Griff um meinen Hals lockerte sich etwas und ich tat was mir geheißen wurde.

Als ich mich gesetzt hatte und gedankenverloren durch die Frontscheibe starrte sprach er weiter: "Anschnallen!"

Auch das tat ich einfach. Welche anderen Möglichkeiten hätte ich auch gehabt? Er schloss die Beifahrertüre und begab sich auf den Fahrersitz.
Wir fuhren weiter durch die Dunkelheit, still, bis Damon sich wieder zu Wort meldete: "Wie heißt du?"

Ich hatte mich mittlerweile wieder beruhigt und war war mir bewusst geworden,  dass er mit meinem Namen sowieso nichts würde anfangen können, weshalb ich ein leises aber selbstbewusstes "Violett" von mir gab.

"Ach Prinzessin, hast du deine Stimme doch nicht verloren."

"Sie haben gerade zwei Menschen umgebracht, Mister Salvatore , worüber hätte ich mit Ihnen reden sollen?", ich sah gedankenverloren zum Fenster hinaus. Erst als  die Worte meinen Mund bereits verlassen hatten, fiel mir auf was ich eigentlich gerade gesagt hatte.

"Du hast eine ziemlich große Klappe für jemanden der mit einem Mörder im selben Auto sitzt!", meinte er belustigt.

Das ist mir auch schon aufgefallen, dachte ich zu mir selbst. Ich war froh, dass ich nicht in Twilight gelandet war, sonst hätte mir Edward, seinerseits König der Telepathie, noch Probleme gemacht. Mein Sarkasmus, ob meiner äußerst unrealistischen und doch prekären Situation, brachte mich zum Schmunzeln.

"Sag mal kann es sein, dass du unter Stimmungsschwankungen leidest?", fragte Damon nun sichtlich verwirrt. Er hatte wohl damit gerechnet, dass, nach seiner Erläuterung meiner Situation, meine Angst wieder zurück kommen würde, doch, wie auch zu meiner eigenen Verwunderung, war dem nicht so. Ich war eher in eine Phase des völligen Desinteresses gerutscht.

"Damon Salvator will mir etwas über Stimmungsschwankungen erzählen? Das ist mal was neues", bemerkte ich amüsiert.

"Ich an deiner Stelle würde mir besser überlegen wen ich provoziere!", knurrte er nun regelrecht. - Da waren sie ja wieder, die Stimmungsschwankungen -

"Wenn Sie mich hätten töten wollen, hätten Sie das schon längst getan", sagte ich noch immer ruhig.

Er erwiderte nichts mehr und der Rest der Fahrt ging still von statten. Irgendwann erreichten wir ein kleines Motel und Damon stieg zügig aus. Ich blieb sitzen. Ich hatte bei Gott keine Lust ihm hinter her zu rennen. Er hatte  schon die Eingangstür erreicht, als er sich zu mir umwandte. Sein Blick verfinsterte sich und er war in Sekundenschnelle neben der Beifahrertüre, um diese ruckartig zu öffnen. Er zerrte mich ohne ein weiteres Wort aus dem Wagen und schleifte mich Richtung Motel.

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