10- Die falschen Worte

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Ich atmete tief ein und wieder aus, wobei sich meine Brust hob und senkte. Gleich ist es soweit. Nate würde mich abholen und dann...

"Jordaannn!"

"Ja?!" fragte ich etwas genervt und drehte mich zu meiner Zimmertür um, welche sich auch schon öffnete.

"Hast du auch alles eingepackt, was du brauchst?" fragte mich mein überfürsorglicher Vater und trat ins Zimmer. "Zahnbürste, Schlafanzug..."

"Dad, ich habe alles." sagte ich und versuchte ein genervtes Stöhnen zu unterdrücken.

"... Waschsachen, Wechselkleidung, Geld ..."

"Dad! Ja, ich habe alles. Mach dir doch nicht so viele Gedanken. Ich bin schon ein großes Mädchen." sagte ich und fing bei den letzten Satz an zu grinsen.

"... Taschentücher, Smartphone, Ladekabel..."

Ich verdrehte die Augen und trat aus dem Zimmer. Mein Dad konnte echt manchmal etwas... speziell sein. Aber trotzdem hatte ich ihn sehr lieb.

"Deine Anti-Vergewaltigungspfeife?"

Bei diesen Worten blieb ich stehen. "Das hast du jetzt nicht gesagt."

Ich schaute ihn kurz an und setzte mich kopfschüttelnd wieder in Bewegung. Ich sagte ja: eben ganz speziell.

Lachend folgte er mir. "Sollte irgendetwas sein, dann kannst du mich immer anrufen. Ich werde sofort kommen und dich abholen, ja?"

"Ja, ja." sagte ich und zog mir meine Schuhe an.

"Ach ja. Bevor ich es vergesse: Vergiss nicht, dass deine Brüder zu Besuch kommen. Ich werde sie morgen vom Flughafen abholen. Willst du da mitkommen?" fragte er und ging zur Garderobe.

Ich sprang auf und schnappte mir meine Tasche. "Wenn ich bis dahin wieder da bin gerne. Aber warte nicht auf mich."

"Okay, gut." erwiderte er und reichte mir eine Jacke und eine Mütze.

Verwirrt grunzelte ich die Stirn. "Für was ist das?"

"Damit du dich nicht erkältest." meinte er und lächelte liebevoll.

"Bei fast dreißig Grad draußen?!" sagte ich und riss die Augen auf. "Was will ich denn da mit einer Mütze und einem Mantel ?"

Mein Vater schaute hinuter zu den zwei Gegenständen in seiner Hand, so als hätte er sie noch nie zuvor gesehen. "Man kann nie vorsichtig genug sein. Es könnte ganz plötzlich eine Eiszeit kommen und..."

"Und uns allen würden dann harte Zeiten bevorstehen. Ja, ja, ja. Alles klar, Daddy." sagte ich und stellte mich auf Zehenspitzen, um ihn einen Kuss auf die Wange zu geben.

Die Augen meines Vaters funkelten vor Belustigung. Natürlich machte er nur Spaß, auch wenn ich mir manchmal nicht sicher war, ob einige Dinge nicht doch ernst gemeint waren.

In diesem Moment hupte es vor unserem Haus und ich löste mich von meinem Vater. "Na dann. Bis morgen früh!" rief ich und winkte ihn nochmal zu.

"Bis morgen, Kleines." sagte er und blieb in der Haustür stehen.

Ich lief den Weg zur Straße hinuter und sah schon den schwarzen Pick up, an welchem ein ganz in schwarz gekleideter Nate stand. Fest presste ich meine Lippen zusammen und hoffte, dass mein Vater jetzt ja nichts Peinliches sagen würde. Ich hatte ihn nämlich erzählt, dass Twenty mich abholen würde.

Ich drehte mich noch einmal zu meinen Dad um, als dieser sagte. "Tatiana ist ja ganz schon in die Breite gegangen. Und beim Friseur war sie auch noch!"

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