Zugeständnisse

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Oliver holte tief Luft. Er betrat die kleine Küche am anderen Ende der Etage, als würde er sich für einen Kampf rüsten. Felicity stand an der Kaffeemaschine und drückte wahllos eine Taste nach der anderen mit einer Heftigkeit, dass das Gehäuse unter dem Druck knirschte.

»Felicity«, sprach er sie an. »Was ist los?«

Es folgte noch mehr energisches Knopfdrücken. Die Maschine gab ein entrüstetes Zischen von sich. Sie schien tatsächlich gewillt, das Gerät mit einem tödlichen Fingerzeig zu vernichten.

Oliver griff nach ihrem Handgelenk, um dem Mordversuch Einhalt zu gebieten, und drehte sie zu sich um.

»Was. Ist. Los?«, wiederholte er mit Nachdruck. Sein Blick lag auf ihr.

Felicity starrte auf die Spitzen ihrer roten Highheels, die fast die gleiche Farbe wie ihre Wangen hatten. »Du hättest das nicht tun dürfen«, flüsterte sie. »Du hättest die Frau in ein Krankenhaus bringen müssen. Es ist Aufgabe der Polizei herauszufinden, was passiert ist. Was ist, wenn sie dein Geheimnis herausfindet? Das ist nämlich nicht besonders schwer, nachdem sie von Arrow gerettet wurde und im Haus von Oliver Queen aufgewacht ist. Ich hätte nicht gedacht, dass du so leichtfertig mit deinem Geheimnis umgehst. Mir hast du es jedenfalls erst gesagt, als du keine andere Möglichkeit mehr hattest ...«

Oliver ließ sie los und fuhr sich durch die Haare. Also daher wehte der Wind. Sie fühlte sich zurückversetzt. »Felicity, sie kann sich nicht mal an ihren Namen erinnern. Sie weiß nicht mehr, was passiert ist oder wer sie gerettet hat. Ich habe ihr erzählt, dass ich auf dem Rückweg von einer Party war und sie mir ins Auto gelaufen ist.«

Felicity schnaubte unwillig, aber ihre Wut kühlte ab. »Dann hoffen wir mal, dass ihre Erinnerung nicht zurückkommt.«

Er seufzte. »Sie war bewusstlos und verletzt. Ich musste ihr helfen. Wenn ich es nicht getan hätte, wäre sie auf der Straße verblutet.«

»Hättest du ihr auch geholfen, wenn sie hässlich gewesen wäre?«, giftete sie.

»Du weißt doch gar nicht, wie sie aussieht«, bemerkte Oliver mit einem Stirnrunzeln.

»Ist sie hässlich?« Sie sah ihn herausfordernd an.

»Nein.«

Sie breitete die Arme aus und hob die Augenbrauen. »Beweisführung abgeschlossen.« Sie marschierte erhobenen Hauptes aus der Küche.

»Bist du etwa eifersüchtig?«, staunte er und folgte ihr.

Sie fuhr herum. »Nein!«, rief sie etwas zu schnell.

Er fixierte sie von oben herab, bis sie sich unter seinem Blick wand. Sie sah weg und nestelte an dem Saum ihres kurzen, roten Kleides. »Ich ... ich mache mir einfach Sorgen um das Team. Wir sind genauso betroffen, wenn Ihr Geheimnis auffliegt.«

»Hey.« Oliver berührte sanft ihre Wange. Ihre Haut unter seiner Hand begann angenehm zu prickeln. Die Schmetterlinge in ihrem Bauch flogen wild durcheinander. »Ich würde dich nie wissentlich in Gefahr bringen. Ich brauche dich. Ohne dich wäre ich aufgeschmissen. Also unterschätze nie deinen Wert für das Team. Für mich.« Sein Daumen strich einmal kurz über ihre Wange und sie gab ein wohliges Schnurren von sich. Viel zu schnell war seine Hand jedoch wieder verschwunden.

»Können wir das öfter machen?«

Er sah sie fragend an.

»Streiten und uns dann wieder versöhnen?«

Sein seltenes, aber wunderschönes Lächeln erschien auf seinem Gesicht. »Hilfst du mir herauszufinden, wer sie ist? Diggle versucht, uns einen Fingerabdruck zu beschaffen. Kannst du damit etwas anfangen?«

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