Kapitel 4

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Ich hatte mich schon immer gefragt, was die Lehrer so toll daran fanden, Schüler zu demütigen. Allgemein fand ich, war die Schule ein schrecklicher Ort. Man wird jahrelang schikaniert, wenn man Glück hatte, war man mit schlechtem Gewissen – oder auch nicht – ein Mitläufer und wurde in Ruhe gelassen. Lehrer, die einen hassten, machten dies im Unterricht deutlich, mit jungen Jahren hatte man enormen Druck auf sich und musste sich jeden Tag seines Schullebens in die Hölle quälen.

Dieser Tatsache wurde ich mir wieder einmal klar, während ich im Mathe Unterricht vor der Tafel stand und irgendeine quadratische Gleichung lösen sollte. Nachdem mein neuer Lehrer mich darum bat mich vorzustellen, hatte er mich nach meinem Lieblingsfach gefragt. Meine Antwort lautete selbstverständlich nicht Mathe, was ihn wohl dazu gebracht hatte, meine nicht vorhandenen Mathe Kenntnisse der Klasse zu zeigen. Kurz gesagt: er hasste mich.

»Sie haben noch fünf Minuten.« ,teilte er uns mit. Die Aufgaben, die ich an der Tafel lösen musste, mussten die Schüler auf ihren Zetteln lösen. Ich war bei Aufgabe drei von fünf. Aufgabe drei beendete ich schnell,  Aufgabe vier lies ich aus, weil ich absolut keine Ahnung hatte, wie man da einen Lösungsansatz finden sollte und Aufgabe fünf beendete ich mit Mühe in der Sekunde, in der unser Mathe Lehrer uns sagte, dass die Zeit um sei.

Er sammelte die Arbeitsergebnisse der Schüler ein und kontrollierte meine. Wenigstens hatte ich drei Aufgaben richtig. Ich ging zurück aufmeinen Platz und packte schnell meine Sachen zusammen, als es klingelte.

Alle Schüler wollten einfach nur raus, doch der Lehrer war da anderer Meinung.

»Ich beende den Unterricht!« ,brüllte er. Max stöhnte neben mir genervt auf. »Das sagen Sie immer wieder und trotzdem interessiert es keinen.«

Ein paar Mädchen kicherten, Herr Silz fand seine Bemerkung jedoch nicht so witzig. »Sparen Sie sich Ihre lächerlichen Versuche, Aufmerksamkeit zu erlangen!« Max rollte nur mit den Augen.

»Ihr beendet bis zur nächsten Stunde die nächsten drei Aufgaben im Buch!« ,sagte er. Die ganze Klasse stöhnte genervt auf, schrieb sich die Hausaufgaben dann aber irgendwo hin und verließ den Raum. Ich guckte au meinen Stundenplan und war dankbar für den nächsten Unterricht. Englisch.

Im nächsten Moment knallte ich schmerzvoll gegen eine Person. Toll Cass, das kommt davon, wenn man unkonzentriert durch die Flure marschiert.

Peinlich berührt sah ich auf und bemerkte erleichtert, dass ich gegen Vincent gelaufen war, was nicht so peinlich war, wie wenn es ein Fremder gewesen wäre.

»Sorry.« ,murmelte ich und wollte weitergehen, aber Vincent knallte seinen Spind zu und lief mir hinterher. »Soll ich dich in den Englisch Raum begleiten, oder kennst du den Weg schon?« ,fragte er. Ich lächelte ihn dankbar an. »Danke. Irgendwie ist es kompliziert sich hier zurecht zu finden.«

»Ja, in der fünften kam ich hier auch nicht klar.« ,sagte er lächelnd. Er war viel netter, als ich gedacht hatte. Am Anfang hatte ich befürchtet, er würde mich für immer ignorieren und wäre immer schlecht drauf, aber ich hatte mich definitiv getäuscht.

Als wir an einer weiteren Reihe von Schließfächern vorbei liefen, sah sich Xenia. Sie unterhielt sich mit zwei Mädchen und als sie mich sah, lächelte sie mich an. Ich lächelte zurück und sie umarmte die zwei Mädchen bevor sie auf uns zu rannte. 

»Hey.« ,begrüßte sie uns. »Wieso warst du in der ersten Stunde nicht da?« ,fragte Vincent sie. Sie grinste und zuckte mit den Schultern. »Ich hatte keine Lust mir Montag Morgen die Stimmung durch Mathe verderben zulassen.« Ich musste lachen und Vincent schüttelte grinsend den Kopf. »Wollen wir heute nach der Schule ein Eis essen gehen?« ,fragte mich Xenia.

CassandraWo Geschichten leben. Entdecke jetzt