Kapitel 7

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»Ich weiß echt nicht, ob ich ihm antworten soll. Er hat eine Freundin und ich habe mir geschworen, nie wieder mit jemandem zu schlafen, der eine Freundin hat.«

»Dann mach es doch nicht.« ,antwortete ich Xenia ein wenig genervt.

»Wenn ich mit ihm keinen Sex habe, verpasse ich etwas. Außerdem steht er auf meiner Liste.«

»Du hast eine Liste, mit Leuten, mit denen du Sex haben willst?« ,fragte ich geschockt.

Xenia sagte nichts, weswegen ich auf mein Handy sah, um sicher zugehen, dass sie noch dran war.

Sie war noch dran. »Es war nur so ein Einfall, als ich mich betrunken mit Nora geprügelt habe.« ,sagte sie nach einer Weile.

Meine Augen weiteten sich. »Du hast dich mit Nora geprügelt? Als du betrunken warst? Was zur -«

»Sie hat angefangen!« ,schnitt sie mir das Wort ab.

Ich machte den Lautsprecher an und legte mein Handy auf meinem Schreibtisch ab.

»Ist ja auch egal.« ,murmelte ich und massierte mir meine Schläfen. Seit dem ich von der Schule zurück war, tat mir mein Kopf weh.
Dabei musste ich noch meine Philosophie Hausaufgaben erledigen und hatte noch nicht ein mal angefangen.

»Geht es dir eigentlich gut? Du klingst so abwesend.« ,hörte ich Xenia fragen.

Ich seufzte und stützte meinen Kopf mit meinen Händen. »Nein ,alles gut. Hast du eigentlich schon die Philosophie Hausaufgaben?«

»Nö. Ich suche im Internet, irgendein Idiot hat das sicherlich ins Internet gestellt, dann kann ich das abschreiben.«

Seufzend drehte ich mich in meinem Drehstuhl hin und her. »Wir sehen uns morgen Xenia, Philosophie wartet auf mich.«

»Okay, bis morgen!«

Nachdem wir aufgelegt hatten, ließ ich ein verzweifeltes Stöhnen heraus und legte mein Kopf auf mein Philosophie Buch.

Herr Kant hatte uns letzte Woche die Aufgabe gegeben, Stellung zu einem Zitat zu nehmen.

„Tatsächlich ist sicher niemand glücklich, um damit ein bestimmtes Lebensziel zu erreichen. Doch kann Glück der Sinn des Lebens sein? Ist es nicht manchmal sinnvoller, etwas zu tun, dass einen unglücklich macht, z.B. um damit etwas Gutes zu tun?" ,las ich zum zehnten mal das Zitat.

Ich starrte die leere Seite vor mir an. Mein Kopf war leer, meine Gedanken nicht bei der Sache, ich war so abgelenkt.
Entweder ließ ich mich von irgendwelchen uralten Gegenständen aus meinem Zimmer ablenken, oder von irgendetwas, was von draußen kam.
Meine Gedanken schweiften zu Vincent, der mich in der Schule gefragt hatte, wie ich auf den sozialen Netzwerken heißen würde.
Ich hatte ihm erzählt, dass ich keine sozialen Netzwerke außer Facebook nutzte und er hatte mir nicht geglaubt.

Auf Facebook war ich mit niemandem befreundet und hatte keine Fotos, außer mein Profilbild.

Max und Xenia waren die Einzigen gewesen, deren Freundschatftsanfrage ich angenommen hatte.

Meine alte Facebook Seite hatte ich gelöscht, nachdem sie angefangen hatten, mich auch im Internet zu mobben.
Natürlich hörten sie nicht auf, das Video und das Bild im Internet zu verbreiten, aber ich musste es wenigstens nicht sehen.
Auch jetzt könnte ich es nicht ertragen, mein vierzehn Jähriges Ich auf diesem Video zu sehen, wie ich mit Lukas im Bett lag.

Der Gedanke an mein jüngeres, dummes und naives Ich ließ mich wütend werden.
Wie konnte ich nur so leichtsinnig sein und mich auf Lukas einlassen?

CassandraWo Geschichten leben. Entdecke jetzt