Liz POV:
Ich schlug die Augen auf und blickte in Tylers schlafendes Gesicht. Seine Augen bewegten sich hin und her unter den geschlossenen Lidern. Seine Nase zuckte und seine Lippen waren leicht geöffnet. Ich lächelte unwillkürlich und drückte seine Hand, die meine fest umklammert hielt. Langsam entzog ich mich der Umklammerung. Dann tapste ich barfuß zur Wendeltreppe die aufs Dach führte. Bevor ich einen Schritt auf die erste Stufe machte drehte ich mich noch einmal zu meinen schlafenden Freunden um. Die Bettseite neben Dylan war leer. Ich wusste das Luna so wie ich auch nicht schlafen konnte und vermutlich auch auf dem Dach war. Es war unser unausgesprochener Lieblingsplatz und wir beide wussten immer, wenn wir den anderen suchten, wo er war. Um die anderen ja nicht zu wecken, trat ich immer auf den Teil der Stufe der nicht knarrte. Ich kannte die Treppe, das Zimmer, das Haus in und auswendig. Das Lahey- McCall Haus war ein Versteck für mich, hier konnte ich die dunklen und regnerischen Tage genießen, mich in jedem Zimmer wohl fühlen und ich kannte jeden Winkel. Hier war ich Zuhause.
Luna wandte mir den Kopf nicht zu als ich neben ihr aufs Dach sank. Sie hielt ihren Blick weiter an den dunklen mit Sternen übersähten Himmel gerichtet. Ich presste meine kalten Zehen an ihre und starrte ebenfalls nach oben. Wir schwiegen, hingen unseren Gedanken nach und genossen unsere Zweisamkeit. Luna durchbrach die Stille mit einem Räuspern. "Ich habe Angst Liz. Vor Veränderungen. Dass ich mich verändere und ich es nicht aufhalten kann...ich... habe das Gefühl dass alles anders wird. Und eigentlich...will ich dass es so bleibt wie es ist." Sie sah mich an, die funkelnden Sterne spiegelten sich in ihren blauen Augen wieder. "Wenn du dich veränderst, dann veränder ich mich mit dir." wisperte ich und sie lächelte unsicher, was für eine hirnverbrannte Idee ich mir jetzt wieder in den Kopf gesetzt hatte. Ich griff ihre Hand und zog sie hoch, sie folgte mir ohne ein Wort des Protestes. Ich hatte eine hirnverbrannte Idee...
Überall auf dem Badezimmerboden lagen verstreut erdbeerblonde Haare. Sie sahen aus wie Tannennadeln die von den Bäumen gefallen waren. Das einzige Geräusch waren meine und Lunas Atemzüge und das Schneiden der Schere. Mit einem leisen hohen Klirren legte ich die Schere aufs Waschbecken und starrte Luna im Spiegel erwartungsvoll an. Sie hob ihre Hand und strich sanft durch meine kurzen jetzt kinnlangen Haare. Einzelne Haarsträhnen blieben an ihren Fingern hängen und sie pustete sie weg wie Pusteblumensamen. Ich widmete mich nun meinem Spiegelbild. Meine Haare wirkten dunkler und gesünder, ich sah erwachsener und dennoch frecher aus. Hinten waren meine Haare kürzer als vorne und sie fielen in sanften Wellen um mein Gesicht. "Siehst du. Es gibt auch gute Veränderungen. Du bist nicht alleine, hab keine Angst Luny." Sie nickte und lächelte. Dann griff sie meine Hand. "Schlafen wir auf dem Dach weiter?" Ich grinste zustimmend und machte mich innerlich schon auf mehrere schlaflose Stunden gefasst in denen wir über alles, einfach alles reden würden. Mit kuscheligen Decken, dicken Kissen, einer Taschenlampe und Schokolade bewaffnet machten wir es uns gemütlich. Als eine Sternschnuppe durch die Dunkelheit zischte sahen Luna und ich uns still an, überkreuzten die Finger und schlossen dann die Augen um einen Wunsch ans Himmelszelt zu schicken. Mit leuchtenden Augen sah mich meine beste Freundin an und eine Erinnerung aus unserem Kindesalter tauchte vor meinem inneren Auge auf. "Soll ich dir verraten was ich mir gewünscht habe Lizzy?" "Aber dann gehts nicht in Erfüllung." "Doch, das ganz bestimmt... Ich habe mir gewünscht dass wir immer beste Freundinnen bleiben." Leuchtende Kinderaugen, Kinderbäckchen, die vor Aufregegung ganz rot glühten, verschränkte kleine Stupsfinger und ein Wunsch der bis heute anhielt. An dieser Erinnerung hielt ich fest, als ich mit Schokolade gefülltem Bauch und Luna in meinen Armen einschlief.
Tylers POV:
Ich wachte auf und spürte sofort die Kälte die von dem leeren Platz neben mir ausging. Liz Duft umhüllte mich und ich hätte sofort wieder einschlafen können, hätte ich nicht die vielen Stimmen von unten aus dem Wohnzimmer gehört. Ich fuhr mir durch die Haare und trottete dann noch ein bisschen verpennt die Treppen runter. Der Geruch von Kaffee und Croissants empfing mich. "Morgen Langschläfer!" begrüßte Liz mich mit einem Zwinkern und schmierte sich fingerdick Nutella auf ihr Croissant. Obwohl Liz nicht wirklich viel Sport machte und locker für 2 Personen aß hatte sie eine gute Figur. Ich grinste zurück, pflanzte mich neben sie und biss von ihrem Croissant ab, was mit einem empörten Stoß in die Rippen quittiert wurde. Erst jetzt fiel mir auf, das Liz Haare kurz waren. Ohne nachzudenken strich ich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. "Wann hast du das gemacht?" fragte ich. "Gestern, mit Luna. Hab ne Veränderung gebraucht." "Du siehst wunderschön aus." wisperte ich und Liz wurde rot. Die anderen sahen uns schweigend zu und erst jetzt viel mir auf, dass ich durch mein Eintreten Scott anscheinend unterbrochen hatte. Doch er lächelte mir nur zu und nickte. "Sorry." nuschelte ich. "Also, wie ich gesagt habe sollten wir nachsehen was das mit den Wendigos war. Ich denke nicht, dass sie sich an die Abmachung halten und Beacon Hills verlassen haben. Vor allem nicht, nachdem sie ein Rudelmitglied verloren haben." Ich senkte den Blick. Auch wenn ich immer so stark und unverwundbar wirkte... das gestern war mein erster Mord gewesen. Und ich hoffte, dass es bei diesem einen blieb. Meine blutigen Krallen und die leblosen Wendigoaugen tauchten in meiner Erinnerung auf und ich schüttelte mich. "Hey, alles okay?" flüsterte Liz mir zu. Ich nickte nur knapp und wand mich wieder Scott zu. " Ich bin dafür, dass wir tägliche Patroullien einrichten um zu überprüfen ob die Wendigos abgehauen sind oder nicht." schlug Stiles vor. Zustimmend nickte unser Alpha und teilte die Patroullien ein. Ich hörte ihm nicht mehr richtig zu, weil ein neuer, mir unbekannter Geruch in meine Nase stieg. Ich schnüffelte. Der Geruch kam von Luna. Und vielleicht bildete ich es mir auch nur ein, aber ich hätte schwören können, dass ihre Augen eisblau aufflackerten.
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22 years after | Teenwolf
Werewolf- ,,Ich habe mich entschieden", sage ich. - Alicia trifft einen Entschluss. Sie will ein Werwolf sein, wie ihre Freunde. Ihr Leben stellt sich ab ihrem 16. Geburtstag auf den Kopf und sie braucht jeden möglichen Halt um auf dem Boden zu bleiben. Da...