10.Kapitel:Unbekannt wie fremde Herzen

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,,Dies ist ein Ort des Friedens. Wie könnt ihr es wagen hier euer Blut zu vergießen!"

Ihre Stimme war laut wie Donner und klang wie das wütende heulen des Sandsturms. Sie schmerzte in seinen empfindlichen Ohren, dennoch konnte er sich nicht dazu überwinden diese mit den Händen zu verschließen und ihre Stimme auszusperren. Etwas an ihr faszinierte ihn. Am Anfang war es noch bloße Verwirrung gewesen, doch jetzt schien er seine Augen nicht mehr von ihr lösen zu können.

Die beiden Männer starten sie stumm an, ohne das Ri so etwas wie Reue in ihren Gesichtern erkennen konnte. Es machte sie wütend und auch das war neu für sie. Wut war anders als Angst, die kalt durch die Adern kroch und den Atem raubte. Wut war heiß. Als bräche in ihrem inneren eine Feuerhölle aus, die ihren Körper vor unbedinger Energie zittern ließ und ihren Verstand unfähig machte an etwas anderes als den Grund ihrer Wut zu denken.

,,Wer seid ihr und was macht ihr hier?“

Der größere der beiden Männer, den sein Kamerad Ryu genannt hatte, schien sich als erstes zu fange.

,,Die Frage sollte wohl eher lauten, wer du bist!" Knurrte er und Ri sah so etwas wie Hass in seinen Augen auf lodern.

Doch die Wut und der Umstand das sie sich beide nicht bewegen konnten, ließ sie leichtsinnig werden und vergessen, das sie in einem offenen Kampf in weniger als zwei Herzschlägen ihren Kopf verlieren würde, sollte es den beiden gelingen sich zu befreien. Und so brüllte sie:
,,Dies ist die Heimatstädte meiner Vorfahren. Ich habe jedes Recht hier zu sein. Ihr seid die Eindringlinge. Also, wenn ihr nicht wollt das ich euch komplet einschmelze sagt ihr mir lieber was ich wissen will."

,,Ich sag dir was. Du scheiß Sandmonster bist so was von tod!!!"

Ri konnte der Bewegung kaum folgen, als der Mann sich bückte und die Schallen seiner Stiefel auf riss. Im nächsten Moment hatte er sein Schwert erhoben und präschte auf sie los.

Sie schrie auf, schützend warf sie die Arme hoch und erwartete den Schmerz der ihr sagen würde das alles vorbei war.
Doch er blieb aus.
Stattdessen hörte sie das dumpfe Geräusch eines aufschlagenden Körpers.

Als sie wagte die Augen wieder zu öffnen, lag der Mann ausgestreckt am Boden. Dunkels Blut sickerte aus einer Wunde am Kopf und bildete langsam eine robin rote Lache um sein Gesicht.

Verwundert blickte sie zu dem anderen. An seinem Schwertgriff​ klebte das selbe dunkle Blut, und seine Augen blickten traurig auf den am Boden liegenden. 

Er hatte sie gerettet. Diese Tatsache sickerte nur allmählich in ihren Verstand. Sie hatte auf einmal unmengen an Fragen auf der Zunge, doch als sie den Mund auf machte, kam etwas völlig anderes heraus.

,,Ist er Tod?"
Ihre Stimme zitterte und Ri verfluchte sie dafür.

,,Nein," sagte der Mann ruhig.
Er beugte sich herab und öffnete langsam die Schnallen seiner Stiefel. Er bewegte sich vorsichtig, als wäre Ri ein wildes Tier das er nicht verschrecken wollte. Seine nackten Füße berührten den erstarrten Sand und prüften dessen tragfähigkeit.
,,Er wird nur etwas schlaf," meinte er, als er langsam näher kam.

,,Bleib wo du bist!" schrie sie erschrocken und versuchte von ihm weg zu kommen. In ihrer Hast stellte sie sich so ungeschickt an, das sie beim Versuch sich zu erheben nach hinten kippte und ehe sie sich weg drehen konnte war sein Gesicht ganz nah an ihrem.

Sie erstarrte.
Breite Stoffbahnen bedeckten sein Gesicht, nur die Augen, die sie eindringlich musterten waren frei und bildeten einen hellen Kontrast zu seiner dunklen Haut.

Es kam Ri so vor, als blicken diese hellen, seltsam freundlichen Augen direkt auf den Grund ihrer Seele und sie fragte sich unwillkürlich was dort wohl zu finden war.

Er konnte nicht anders als sie an zu sehen. Längst war aus der anfänglichen faszination so etwas wie Bewunderung geworden und jede ihrer Bewegungen schien ihm fremd und anmutig zu gleich.
Ihre Augen, in denen sich noch der Schrecken der vorangegangenen Sekunden spiegelte, waren von der selben Farbe wie die untergehende Sonne, wenn sie die Wüste ein letztes mal in Flammen setzte.
Kein Wesen das er bis zu diesem Tag kennen gelernt hatte war von einer solch feurigen Schönheiten.

Ihr Anblick rührte einen Teil in ihm an von dem er nicht ein mal wusste das er existiert. Für einen Moment hatte er das Gefühl sein Schwerpunkt verschiebe sich; und doch warnte ihn etwas, vielleicht der uhrtümlichste Teil in ihm, die Gefahr die von ihr ausging zu vergessen.

,,Was bist du?" flüsterte er fast etwas ehrfürchtig. Sie blinzelte verwundert, dann zeigte sich auf ihren Zügen die Andeutung eines Lächelns.

,,Ich bin ein Golem."
Es war eine schlichte Feststellung doch sie befriedigte ihn keines wegs.

,,Ich habe schon viele deiner Art gesehen, doch keiner von ihnen war so..."

,,lebendig?" versuchte sie zu helfen.
Er nickte.

Er schien auf eine Erklärung zu warten, doch sie gab ihm keine, stadtessen stellte sie selbst eine Frage.

,,Warum habt ihr mich angegriffen?"
Kurz sah sie so etwas wie Verärgerung in seinen Augen aufblitzen, doch seine Stimme blieb ruhig, als er antwortet.

,,Es war meine... unsere Aufgabe jeden zu töten der sich diesen Ruinen nähert."

,,Wer hat euch diese Aufgabe gegeben?"

Er zog sich zurück, langsam, ohne den Blickkontakt zu lösen. Im Schneidersitz ließ er sich nieder und legte den Kopf leicht schief, als wisse er nicht wie er antworten sollte.

,,Wieso willst du das wissen?"
Fragte er schließlich.

,,Du hast versucht mich um zu bringen. Da werd ich doch wohl noch erfahren dürfen wer den Befehl dazu gegeben hat!“

Erlegte den Kopf auf die andere Seite.
,,Ich weiß es nicht.“

Sie blickte ihn ungläubig an.
,,Du hättest mich fast getötet und weißt nicht mal für wen?“

Der Ausdruck seiner Augen wurde mit einem mal so kalt, das es Ri vorkam als lege sich eine feine Schicht aus Eis auf ihre Haut.
Angst kroch ihr den Rücken herauf und ihre Muskeln spannten sich.

,,Ich habe schon ganz andere Sachen getan nur weil sie mir befohlen wurden.“
Seine Stimme klang wie ein Knurren, leise und bedrohlich.

,,Dafür bin ich geboren worden. Dafür wurden wir geschaffen. Ich habe lange schon aufgehört nach dem Warum zu fragen.“
Er wand das Gesicht ab und seine Augen schienen in eine längst vergangene Zeit zu blicken in die Ri ihm nicht folgen konnte. 

,,Du bist kein Mensch.“ Sie brachte diese Feststellung nur sehr zögerlich vor und doch genügte sie ihn von jenem Ort zurück zu holen.

Seine gelben Raubtieraugen fixierten sie. Sie zuckte zurück und doch gelang es ihr nicht sich ihnen zu entziehen. 

,,Nein, wohl kaum.“ Hohn lag mit einem mal in seiner Stimme.
Es kam ihr vor als borten sich lange Krallen in ihr Herz, so sehr schmerzte sie die plötzliche Distanz, die er damit aufbaute.

,,Was bist du?“

Seine Augen namen einen gleichgültigen Ausdruck an.

,,Unsere Rasse wurde erschaffen um den Menschen zu dienen. Wir haben nicht einmal einen eigenen Namen wie ihr Golem. Sie nennen uns ,Jenen, oder einfach die ,Beschaffer,. Denn das ist es was wir tun. Wir beschaffen.

Wir beschaffen ihnen die Lehre die zurück bleibt wenn jemand nicht mehr da ist.“ 

Der Gesang der GolemWo Geschichten leben. Entdecke jetzt