57.Kapitel:Rot wie Rost

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Ri erwachte in völliger Dunkelheit.
Ein Teil von ihr wusste, das nur ihre Augen geschlossen waren, aber sie wollte sie nicht öffnen und der grausamen Wirklichkeit begegnen.

Die Erinnerungen an die letzten Geschehnisse, brannten noch immer, schmerzhaft in ihrem Bewusstsein.
Man hatte sie nieder geschlagen.

Dabei hatte sie die Golem gerade überzeugen können nicht anzugreifen.

Würden sie es jetzt tun?

Dieser Gedanke ließ sie erschrocken die Augen aufreißen und sie bereute es sofort. Ihr Kopf dröhnte noch immer von dem Schlag, der sie in die Bewusstlosigkeit geschleudert hatte und jede Bewegung ließ ihn zunehmen.

Doch jetzt war sie in der Wirklichkeit, es war zu spät sich zurück in die Finsternis zu flüchten.

Das erste was sie wahrnahm, waren ihre Hände, die hinter ihrem Rücken in schweren Ketten lagen. Sie kniehte, oder kauerte viel mehr, auf Metall, das seltsam rot wirkte.
Es war gerostet, begriff sie langsam.

Sie versuchte den Kopf zu heben, um zu erfahren wo genau sie sich befand, doch ihre brennenden Muskeln erlaubten ihn nicht mehr als wenige Zentimeter.

Dennoch reichte dieser geringe Ausblick um das gesamte Maß des Grauens zu erfassen.

Das verrostete Metall endete nur einen Meter von ihr entfernt abrupt und gab den Blick frei, auf die goldene Menge, die sich darunter versammelte.

Sie befand sich auf einem Podest, wurde ihr klar.
Dieses Podest, war scheinbar, in aller eile, in der Mitte der großen Halle aufgebaut worden.

Ein ungutes Gefühl beschlich sie.
Das letzte mal das so eine Bühne errichtet worden war, war bei der Hinrichtung der Golem Nija gewesen.

Stammte daher der Rost?
Vom Blut der Getöteten.

Man würde sie hinrichten.

Dieser Gedanke tropfte, wie eine zähe Maße, in ihr Bewusstsein und begann dort zu wachsen. Wie ein schwarzer Baum, breitete er sich in ihrem Geist aus und brachte die Kälte der Angst mit sich. Die raubte ihr den atem und ließ ihre Kehle trocken werden, während sie verzweifelt versuchte sich einen Ausweg zu überlegen.

Die Menge nahm mit jeder Minute zu und sie alle sahen star zu ihr hinauf.
Manche mit stummem Flehen in Blick, andere mit Wut oder Trauer.

Keiner von ihnen war freiwillig hier. Ri bemerkte die Wachen, deren Zahl stark zugenommen hatte. Sie alle hielten die Hände am Griffen ihres Schwertes, bereit es jederzeit zu ziehen. Ihre Mienen wirkten genauso angespannt wie die der Golem.

„Hast du wirklich geglaubt wir würden euch das durch gehen lassen?“,
hörte sie mit einem mal eine dunkle Männerstimme nah an ihrem Ohr.
Ein schauder überlief sie, als sie den Mann erkannte. Es war jene Wache, die versucht hatte ihr den Kopf von den Schultern zu trennen.

Reflexartig versuchte sie von ihm ford zu kommen, doch ihre Kette schien im Boden verankert, so das sie nur unbeholfen zur Seite kippte.

Der Mann lachte bösartig, dann trat er zu seinen Kameraden und redete leise mit ihnen.

Ri nutzte die Gelegenheit um sich aufzurichten und die Menge nach Kanri zu durchsuchen. Sie fand ihn nicht.
Es konnte natürlich sein, das er auf der anderen Seite des Podestes stand, die sie nicht einsehen konnte.
Doch seine Abwesenheit beunruhigte sie.

Dann spürte sie etwas anderes.
Die Bewusstseine von vier Frauen, näherten sich, alle mit einem Geist, bei dem es ihr erneut kalt den Rücken runter lief. Sie hörte ihre Schitte auf der Treppe, dann postierten sie sich je an einer Ecke der rostigen Fläche.

Der Gesang der GolemWo Geschichten leben. Entdecke jetzt