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Jungkook

"Du musst dich entspannen Jungkook-ah" , ertönte die besorgte Stimme der verantwortlichen Ärztin des Jungen durch den Lautsprecher. Auch wenn sie es so leicht sagte, fiel es ihm enorm schwer. Der sterile Raum, in welchem er sich alleine befand, hatte schon immer eine erdrückende Wirkung auf ihn gehabt. Auch das CT-Gerät hatte keine entspannende Wirkung auf ihn. Es verschlimmerte seine Unruhe nur noch mehr. Eine Unruhe ausgelöst durch die Sorgen, die sich gedanklich in seinem Kopf befanden. Was wäre, wenn es schlimmer geworden war? Was passierte, wenn er wieder hochgestuft wurde?

Sichtbar schreckte er aus seinen tiefen Gedankengängen hoch, als die Tür zum Raum plötzlich aufgerissen wurde und die Frau im weißen Kittel diesen betrat. "Jungkook-ah, wir können nicht beginnen, wenn du dich nicht beruhigst", sprach seine Ärztin besorgt und zeigte ihm auf ihrem kleinen Tablet seinen unregelmäßigen Herzschlag. Die Technik machte immer weitere Fortschritte, dass selbst dies in hoch modernisierten Krankenhäusern schon möglich war.
"Mianhaeyo...", entschuldigend sah er seiner Ärztin in die Augen, die ihn voller Wehmut ansah. Sie wusste immerhin am besten, wie schwer es für ihn war. Doch dann kam ihr eine Idee. "Hast du heute schon einige neue Personen kennengelernt?", fragte sie aus heiterem Himmel, was Jungkook für einen kurzen Moment stutzig machte. Skeptisch sah er die Frau an.

"Nae.

"Erzähl mir von ihnen", forderte die jung aussehende Ärztin ihren Schützling auf, welcher ihr von seinem Tag berichtete. Aufmerksam lauschte sie seinen Worten, sah immer Mal wieder auf ihr Tablet. Sie suchte etwas. Eine kleine Veränderung würde bereits reichen.
"Was ist mit dem Mädchen namens Hyemi?" Schüchtern wandte Jungkook seinen Blick ab. Es kam ihm seltsam vor über ein Mädchen, was sein Interesse geweckt hatte, mit seiner Ärztin zu sprechen. Sie war immerhin seine Ärztin und nicht seine Psychologin.

 Sie war immerhin seine Ärztin und nicht seine Psychologin

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Doch hatte diese eine Auffälligkeit entdeckt. Als er Hyemi erwähnt hatte, schlug sein Herz zwar schneller, doch weitaus regelmäßiger als es seit langer Zeit geschlagen hatte. Widerwillig entschied er sich dazu, ihr von Hyemi zu erzählen.
"Sie sitzt in der Klasse hinter mir. In der Pause haben wir zufällig Zeit miteinander verbracht. Zumindest, bis es angefangen hatte zu regnen und wir zurück in unsere Klasse gegangen waren." Schmunzelnd sah die Ärztin sich seine Herzwerte an, die begann ruhiger zu werden. Sie musste die Gefühle des wortkargen Jungen noch weiter herauslocken.

"Wie ist sie?"

Endlich zeigten sich die gewünschten Werte, als Jungkook begann intensiv über Hyemi nachzudenken. Über ihre Augen. Ihre Ausstrahlung. Und ihre Ruhe. Er merkte nicht einmal, dass er währenddessen geröntgt wurde. Erst als es vorbei war, bemerkte er, dass es bereits vorbei war. Wenig später befand er sich im Büro seiner Ärztin, die zufrieden seine Herzwerte betrachtete.  ,,Es scheint dir wirklich zu helfen, dass du nicht mehr hier bist. Innerhalb von 3 Tagen haben sich deine Werte um 5% gebessert. Das ist wirklich unglaublich. Ich werde deine Mutter darüber in Kenntnis setzten, dass du weiterhin zur Schule gehen darfst. Deine wöchentlichen Untersuchungen werden jedoch bleiben und deine Medikamente musst du auch weiterhin nehmen", erlöste sie den Jungen, der vor Nervosität nur so gestrotzt hatte. Erleichtert fasste er sich an seine Brust und das ruhig schlagende Herz. Er durfte draußen bleiben. Er musste vorerst nicht zurück ins Krankenhaus. Endlich hatte er wieder Hoffnung, dass er irgendwann wieder gesund werden könnte. Nur diese Hoffnung hielt ihn am Leben.

"Gamsahabnida", bedankte Jungkook sich, nachdem ihm der schwere Stein sichtlich vom Herzen gefallen war.
"Jungkook-ah, eine Sache noch." Fragend wandte dieser sich seiner Ärztin erneut zu, die ihn lächelnd betrachtete. "Du solltest in der Nähe von Hyemi bleiben. Und ein kleiner Tipp: Mädchen lieben aufmerksame Jungen." Beschämt nickte er und verließ so schnell wie möglich das Büro, hörte das belustigte Kichern seiner Ärztin allerdings noch.

(...)

Seufzend verließ der schwarzhaarige das Krankenhaus, ärgerte sich erneut, da er seinen Regenschirm zu Hause hat liegen lassen. Seit Mittags regnete es bereits ununterbrochen und ein Ende war noch lange nicht in Sicht. Schnell schob er sich die Kaputze seines schwarzen Hoodies über den Kopf und verstaute seine Hände in deren Taschen, ehe er sich auf den Weg in Richtung der U-Bahn machte.

Laut fuhren die Autos  neben ihm auf der viel befahrenen Straße her und überfluteten den Bürgersteig mit dem auf dem Boden angesammelten Regenwasser. Manchmal musste er sogar ein wenig zur Seite springen, um nicht von diesem Wasser getroffen zu werden. Der Verkehr in Daegus Innenstadt ähnelte dem Verkehr in seiner Heimatstadt Busan geringfügig. Er vermisste Busan. Zwei Jahre waren seit seinem Umzug nach Daegu vergangen. Zwei Jahre in denen er sich jedes Mal fragte, ob es nicht doch besser gewesen wäre, wenn er und seine Eomma bei dem Rest der Familie geblieben wären. Es stimmte zwar, dass das Krankenhaus in Daegu weitaus fortschrittlicher war, aber denoch vermisste er seinen Appa und seinen älteren Bruder. Ein Lächeln umspielte Jungkooks Lippen, als er daran dachte, wie er und sein Burder sich immer um den Computer geprügelt hatten. Die Erinnerung daran zierte sein Gesicht noch heute.

"Jungkook-ah?"

Überrascht drehte dieser sich der sanften Mädchenstimme zu. Verwundert erwiderte Hyemi seinen Blick für einen Augenblick, machte dann allerdings einen Schritt vorwärts. "Hast du keinen Regenschrim?", fragte diese, als sie nur wenige Zentimeter von Jungkook entfernt stand. Ihr Regenschirm war groß genug, dass beide in dieser Stellung Schutz vor dem Regen fanden. Abwartend sah Hyemi zu Jungkook hinauf, der beinahe einen ganzen Kopf größer war als sie. Stumm schüttele dieser bloß seinen Kopf. Er hatte seine Luft unbewusst angehalten. Die angenehme Regenluft vermischt mit Hyemis Parfum- es raubte ihm den Atem.

"Möchtest du vielleicht mit kommen? Ich wollte zu einer Art Klassentreffen", bot sie ihm an und blickte ihm noch immer ruhig in die Augen. Natürlich wollte er, jetzt wo er Zeit hatte. Doch konnte er? Vor wenigen Stunden hatte er Choa doch noch abgesagt. Wäre es nicht seltsam, wenn er nun mit Hyemi beim Treffen auftauchen würde?

"Ich habe Choa vorhin noch abgesagt", antwortete er. Seine Unschlüssigkeit klang deutlich in seiner Stimme mit. Ratlos kratzte er sich am Hinterkopf
"Meinst du es wäre denoch in Ordnung, wenn ich mitkommen würde?" Breit grinste Hyemi und holte plötzlich aus ihrer schwarzen Tasche ihr Handy hervor. Wenige Sekunden später sprach sie auch schon mit Choa.

"In Ordnung. Bis gleich", verabschiedete sich Hyemi unter dem Blick von Jungkook und beendete das Telefonat, verstaute ihr Telefon wieder in ihrer Tasche. Ohne weiter etwas zu sagen, hackte Hyemi sich plötzlich bei Jungkook unter dem Arm ein, zwang diesen somit, in die gleiche Richtung zu gehen, in die sie wollte. Zuerst fiel es ihr schwer, doch nach wenigen Schritten entspannte sich Jungkooks Körper. "Du hättest auch einfach etwas sagen können", sprach dieser belustigt, als Hyemi ihn losgelassen hatte. Stark presste diese ihre Lippen aufeinander und schüttelte ihren Kopf. Sie versuchte sich ihr Grinsen zu verkneifen.

"Ich nehme den schon", erklärte Jungkook im nächsten Moment und umgriff Hyemis kalte Hand, die den Regenschirm hielt. Abrupt kamen beide zum stehen. Langsam färbten sich Hyemis Wangen rot, doch merkte sie, dass Jungkook dies sah und wandte ihren Blick ab. Kurz darauf war die Röte verschwunden.
"Gamsahabnida", bedankte sich das Mädchen und schien keineswegs aus der Ruhe gebracht. Doch war sie innerlich in solch einer Aufruhr, wie sie es selten empfand. Es schien, als würde Jungkook ihr ihre Ruhe nehmen.

||One Last Time|| j.jk ✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt