... denn ein Unglück...

120 10 0
                                    

Doch das übermütige Grinsen entwich schnell seinem Gesicht, als er Marinette ansah. Sie sah schrecklich aus. Marinette saß auf dem Liegestuhl, hatte die Beine an den Körper angezogen, eine Hand schlang sie darum. Mit der anderen hielt sie eine Tasse. Ihr Blick war müde und leer, als sie den Kopf hob. Ihre Augen waren rot. Sie musste die letzte Zeit viel geweint haben. Ein schlechtes Gewissen plagte den jungen Helden, war es doch seine Schuld, dass sie so furchtbar aussah. Marinette blinzelte den Neuankömmling verwundert an. "Cat Noir? Was macht Paris Held hier?" Sie zuckte kurz über die eigenen Worte zusammen. Hatte sie sich über ihre eigene Stimme erschreckt, fragte sich der schwarze Held. "Ist ein neuer Akuma in der Stadt?" Fügte sie eilig hinzu sie versuchte zwar ängstlich zu klingen, doch ihre Stimme war eher matt. "Nein, Nein." Versicherte der Kater ihr schnell. "Ich bin nur auf Patrouille. Schließlich muss ich schöne Frauen aus ihren Nöten retten." Ein leichtes schiefes Grinsen legte sich auf die Lippen. Er wollte Marinette zum Lachen bekommen. Doch nicht einmal ein Mundwinkel des Mädchens zuckte. "Möchtest du darüber reden?" Versuchte er es erneut. "Nein." Kam die knappe Antwort zurück. Also sprang er von dem Geländer herunter und lehnte sich gemütlich an das selbige.

So schwiegen sie sich an und ihre Blicke trafen sich immer wieder einmal. "Was soll das?" Fragte Marinette sichtlich verwirrt. Cat hatte es vorgezogen, sich nun auf das Geländer zu setzen und bestaunte die Aussicht. Verwundert hob er eine Augenbraue und sah Marinette an. "Ich sitze hier und genieße die Aussicht?" War es nicht offensichtlich? "Warum?" Man sah dem Mädchen an, dass der aufgezwungene Besucher sie verwirrte. Ernst und ruhig sah der Kater dem Mädchen in die Augen. "Ich warte. Du scheinst noch etwas Zeit zu brauchen, bis du mit mir redest." Er hörte das entrüstete Schnauben der Jüngeren. Wütend öffnete sie den Mund. Doch ein knurren und grummeln ließ sie stattdessen erstaunt fragen. "Was war, dass denn?" Die Wangen des Katers röteten sich und er sah zur Seite. Man war das peinlich und total uncool. "Du hast hunger?" Fragte Marinette ungläubig. Diese Situation war so merkwürdig, dass sie losprusten musste. Sie lachte. Im Grunde schien sie nicht zu wissen, warum sie lachte, doch sie tat es. Sie rieb sich lächelnd über die Schläfe, als sie sich wieder beruhigt hatte. "Na dann wollen wir den Kater nicht verhungern lassen." Zwinkerte sie ihrem Gast zu, als sie aufstand. Diesem klappte nur der Unterkiefer herunter. "Was? Ich meine Echt? D-Danke." Gab Cat etwas überrascht und verlegen zurück.

"Sicher, dass du einen streunenden Kater füttern willst? Vielleicht kommt er ja zurück?" Er war auf gesprungen und wollte ihr folgen. Sie drehte sich zu ihm um und sagte keck. "Solange ich ihn nicht ins Haus lasse, wird das schon in Ordnung gehen." Somit verschwand sie in der Luke, die ins Haus führte. Cat seufzte. Marinette war schon etwas komisch, doch er freute sich, dass er sie zum Lachen gebracht hatte, auch wenn er nicht wusste wie. Er genoss wieder die Aussicht, die sich ihm bot. Schön hatte sie es hier. Er konnte sogar das geschäftige Treiben der Leute, die um diese Uhrzeit unterwegs waren, beobachten.

Einige Minuten später zuckten seine Ohren wegen eines leisen Geräusches. Marinette schien gerade in ihr Zimmer gekommen zu sein. Ein leises Fluchen ertönte aus dem Hausinneren. Cat steckte neugierig den Kopf durch die Luke, durch die Marinette vor einigen Minuten verschwunden war. "Alles in Ordnung, Prinzess...?" Doch er sah, dass nichts in Ordnung war. Marninette war im Begriff auf einer auf dem Boden verirrten Garnspule auszurutschen. "Achtung!" Rief er ihr entgegen, währenddessen er sich schon durch das Zimmer schwang, bedacht darauf, nichts zu zerstören. Für Marinette war die Warnung zu spät gekommen. Sie rutschte nach hinten weg, als sie auf die Spule trat, das Tablett mit der heißen Schokolade und dem Naschzeug für den Kater flog im hohen Bogen durch den Raum. Doch bevor Marinette mit dem Boden Bekanntschaft machen konnte, packte sie ein starker Arm am Rücken und stoppte ihren Fall. Cats Agilität und Reaktionsvermögen war es zu verdanken, dass nicht nur Marinette sicher in seinem Arm landete, sondern auch das Zimmer verschont von Kakaoflecken und Kekskrümeln blieb. Elegant hatte er mit der freien Hand das Tablett im Fall gefangen und ausbalanciert.

Ein Tag wie jeder andere?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt