... in einer ganz normalen Nacht...

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"Lass uns was Verrücktes machen!" Cat zeigte Marinette das breiteste Lächeln, zu dem der schwarze Kater fähig war, nachdem sie die Dachluke geöffnet hatte. Wie vor einigen Wochen abgemacht hatte er zweimal schnell und ein Mal langsam gegen die Luke geklopft. Das geheime Klopfzeichen sollte verhinder, dass jemand herausfand, dass Cat Noir ein langer Stammgast Marinettes geworden war. Was recht hilfreich war, wenn gerade Marinettes Mutter die Wäsche brachte, oder Marinette wieder ein mal auf Manon aufpassen musste. Doch nichts der gleichen war heute der Fall. Keine Minute, nachdem das letzte Klopfen verklungen war, öffnete ihm seine Gastgeberin und wurde somit direkt von dem Kater überrumpelt.

Immer noch etwas verwirrt und überrascht sah Marinette den Kater verständnislos an. "Was?" Cat taten schon die Wangen vom breiten Grinsen weh, doch er konnte es einfach nicht unterdrücken, viel zu freudig war die Erwartung und viel zu groß die nervöse Vorfreude auf etwas Neues, Verrücktes, Verbotenes. "Lass uns was Verrücktes machen!" Wiederholte er seinen Satz erneut. Doch immer noch konnte er die Fragezeichen in Marinettes Gesicht erkennen. "Unser Gespräch, das letzte Mal, weißt du nicht mehr?" Er versuchte den Enttäuschten zu mimen, was kläglich scheiterte, denn der Kater bekam das Grinsen einfach nicht aus dem Gesicht gewischt.

Nun schien Marinette ein Licht aufzugehen, was dieser aus dem Kontext gerissene Satz ihr wirklich mitteilen sollte. Als sie das letzte Mal zusammen saßen, hatten die beiden darüber geredet, was sie gerne machen würde, wie die Zukunft aussehen könnte und was sie unbedingt erleben wollten, auch wenn es vielleicht nicht möglich war. So hatten die beiden sich vor Lachen gar nicht mehr einbekommen, als sie eine kleine wilde Racheaktion gegen Chloé zusammen spannten, natürlich alles rein hypothetisch. Alles hat damit angefangen, das Marinette zugab, dass sie gerne Chloé eins auswischen würde. Cat konnte sie nur zu gut verstehen, auch wen Adrien nichts von irgendwelchen Racheaktionen hielt, war es doch ganz witzig sich etwas zusammen auszudenken, was niemals passieren würde. Und so hielten sich die beiden kurze Zeit später schwer atmend und vor Luftmangel keuchend den vor Lachen schmerzenden Bauch.

"Uuuund das wäre?" Fragte Marinette vorsichtig, Cats gute Laune und das übertriebene Grinsen ließ sie wohl skeptisch werden. Schließlich hatte der Kater seiner, mittlerweile, besten Freundin gezeigt, dass er es Faust dick hinter den Ohren haben konnte. "Lass uns ins Schwimmbad!" Diese vier Worte reichten, um Marinettes Gesicht entgleisen zu lassen. Ihr Blick sagte mehr als tausend Worte. 'Ist das dein Ernst? Ich dachte sonst was!' Er konnte es ihr so leicht aus dem Gesicht lesen, als hätte es ihr auf der Stirn gestanden. "Denkst du nicht, dass es dafür schon etwas spät ist? Das Freibad ist seit einer Stunde geschlossen." Gab sie nüchtern zurück. Erneut konnte der Kater es sich nicht nehmen lassen zu grinsen. "Eben!" Gelassen setzte er sich auf den Liegestuhl. "Als könnte ich als Cat Noir gemütlich schwimmen gehen." Abgesehen davon, dass er das auch als Adrien Agreste nicht konnte, das fügte er allerdings nur in seinem Kopf hinzu. "Hmm." Kam es einleuchtend von Marinette, die wirkte, als habe sie vergessen, das Cat Noir, wenn man Beiseite lies, dass er ihr bester Freund war, auch noch ein berühmter Held war.

Ungeduldig rutschte der Kater auf seinem Hintern herum. Auf eine Antwort wartende blickte er Marinette mit seinen großen, grünen Katzenaugen bettelnd an. Ihm war schon vor kurzem aufgefallen, dass diese Geheimwaffe wunder bei seiner Klassenkameradin bewirkte. Schwer seufzend und mehr als desinteressiert versuchte sie erneut den Kater von diesem Gedanken abzubringen. "Wie willst du denn bitte Schwimmen gehen? In deinem Lederanzug?" Sie sah etwas belustigt auf ihn herab. Doch Cat störte sich nicht daran, im Gegenteil, er lächelte verschwörerisch, "Lass dich überraschen! Und jetzt pack schon deine Sachen." Der Kater boxte seine Gesprächspartnerin federleicht auf den Arm. Diese war alles andere als erfreut darüber und blieb standhaft. "Nein Cat, ich halte das für keine gute Idee." Zum ersten Mal verblasste die gute Laune Cats, die ihm minutenlang ins Gesicht geschrieben war. "Marinette, komm schon..." Versuchte er sie mit bettelnden Unterton zu überreden. "Ich bleibe dabei!" Das Mädchen verzog keine Miene. "Du bist der Held von Paris, du solltest keine Straftaten begehen." Der schwarze Kater wollte etwas entgegensetzen, doch Marinette ließ es gar nicht erst soweit kommen. "Und Nachts in ein Schwimmbad einzubrechen um baden zu gehen, ist definitiv eine Straftat!"

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