„Harry, du kaufst mir heute noch den Laden leer", scherzte Bäcker Simon, als der Angesprochene zum zweiten Mal heute die kleine Bäckerei betrat, die gegenüber seiner Wohnung lag.
„Ich habe Besuch und nichts zu essen da", erläuterte Harry ihm, woraufhin er die Augenbrauen hochzog. „Besuch?"
„Ja." Harry schürzte die Lippen und sah sich in der Theke um, was er für heute einkaufen sollte.
„So wie du schaust, schätze ich, es ist Damenbesuch?", wollte Simon wissen und grinste verstohlen.
„Kann man so sagen." Der Lockenkopf atmete den Duft der gebackenen Brötchen ein. Ewig könnte er sich hier aufhalten.
„Wie? Du hast endlich eine Frau bei dir zu Hause und wagst es, sie mir vorzuenthalten? Mister Styles, das sollte aber keine Angewohnheit werden." Simon lachte und Harry antwortete lächelnd: „Es ist nicht direkt so, wie du denkst. Es ist ziemlich kompliziert. Ich kenne sie erst seit gestern Abend und sie wusste nicht, wohin."
„Eine Obdachlose? Oder warst du so fasziniert von ihr, dass du sie direkt mitnehmen musstest?" „Beides ... Irgendwie." „Okay, wirklich erklären kannst du es anscheinend nicht, also hoffe ich für dich, dass du keinen Fehler gemacht hast und wünsche dir viel Erfolg. Ach Quatsch, du machst keine Fehler. Du hast schon die richtige Entscheidung getroffen, Kumpel." Er zwinkerte ihm zuversichtlich zu und Harry diktierte ihm, welche Brötchen er einpacken sollte. Freundlicherweise legte der Bäcker noch ein selbstgemachtes Glas Marmelade seiner Mutter hinzu, welches er im Lager verstaut hatte und Harry bedankte sich erfreut.
Schon als er vor der Wohnungstür stand, hörte er dumpf die Geräusche des Fernsehers, die durch die Wohnung schallten. Er schloss auf und legte die Tüte auf dem Küchentisch ab, bevor er ins Wohnzimmer ging und Avery auf dem Sofa sitzen sah. Sie hatte ihre Beine überschlagen und die Fernbedienung in der Hand. Sie wirkte entspannt.
„Hey", begrüßte er sie zurückhaltend und zog sich seine Jacke aus.
„Hallo", lächelte sie und legte die Fernbedienung ab. Harry lief zurück zur Haustür, um seine Jacke aufzuhängen und die Schuhe abzustellen, dann ging er erneut ins Wohnzimmer. „Wenn du Hunger hast, sage Bescheid. Dann können wir essen. Der Bäcker hat mir noch Marmelade mitgegeben, ansonsten habe ich nur Käse hier. Ich muss dringend einkaufen."
„Alles gut", lachte die Brünette, „Ich gebe mich mit allem zufrieden." Harry nickte kurz und wollte sich dann im Schlafzimmer eine Jogginghose anziehen, doch Avery hielt ihn auf: „Harry? Warte mal", sie stand auf und lief auf ihn zu, „Ich habe mich noch nicht wirklich bei dir bedankt." Ihre dünnen Arme legte sie um seinen Hals und stellte sich auf Zehnspitzen, um ihn besser umarmen zu können. Ihr Kinn stützte sie auf seinem Hals ab und seine Hände platzierten sich auf ihrer Taille. Von ihm ging eine Wärme aus, die sie sofort in Geborgenheit hüllte und sie schlossen beide die Augen.
Leise brachte sie hervor: „Danke dir. Wirklich. Ich wüsste nicht, wo ich wäre, wenn du mich nicht hineingelassen hättest."
„Schon okay", flüsterte er nur, denn er hatte eigentlich gar keine Worte, die er sagen wollte. Er wusste selbst nicht, weshalb er das alles tat, doch sein Bauchgefühl sagte ihm, dass er es musste. Er musste ihr helfen und würde hoffentlich irgendwann herausfinden, wofür es sich lohnte.
Der Bademantel fühlte sich weich unter den Spitzen seiner Finger an und ihre Haare dufteten frisch gewaschen – wenn auch nach Männershampoo. Sie war einen halben Kopf kleiner als er, doch da er die 1,80 überragte, war es kein Wunder.
„Wie alt bist du eigentlich?", fragte sie, als sie sich voneinander lösten und sich in die Augen sahen. Nur ein halber Meter trennte ihre Körper.
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Miracle ➳ Harry Styles
Teen FictionHarry und Avery. Ein Ort. Ein Wunder. Eine Liebe. Und eine Nacht, die das Leben der zwei schlagartig ändern sollte. © Lina Christin, Juli 2017 || Warnung: Dieses Buch handelt mitunter von Suizidgedanken - es wird keinesfalls eine ausführliche Beschr...