Ja, es geht nach genau zwei Monaten mal weiter :D Das ist echt die längste Zeit, die ich jemals nicht geupdated habe und es tut mir leid für die, die regelmäßige Updates gewohnt sind. Ich werde die langsamen Updates erst einmal beibehalten, habe im Moment wirklich kaum mehr Zeit zum Schreiben - liebe es aber nach wie vor noch<3
Es war beinahe stockdunkel draußen, als beide endlich auf Harrys Matratze lagen. Avery trug ein ihr von Harry angebotenes Shirt, das lang genug war, damit sie keine Hose brauchte und Harry schlief wie immer in Jogginghose und ausnahmsweise im T-Shirt, da er es für angemessener hielt, wenn sie schon in einem Bett schliefen. Für Avery fühlte es sich keineswegs seltsam an, sie fühlte sich einfach wohl. Harry jedoch kam sich vor wie ein pubertierender Teenager, der zum ersten Mal mit einem Mädchen ein einem Zimmer war. Er hatte schweißige Hände und nahm die Arme unter der Decke hervor, weil ihm so warm wurde. Das Licht war bereits aus und Harry starrte mit offenen Augen an die dunkle Zimmerdecke, lag auf dem Rücken und hatte die Hände auf seiner Brust gefaltet. Avery lag mit dem Gesicht abgewandt auf ihrer rechten Seite und hatte die Augen geschlossen, konnte allerdings keinen ruhigen, klaren Gedanken fassen. So viel ging in ihrem Kopf vor sich. Sie war heilfroh, dass sie nicht noch eine Nacht auf der Bank übernachten musste und wusste gar nicht, wie sie sich je bei Harry bedanken sollte.
„Du, ich ... Ich kann nicht in Worte fassen wie glücklich ich darüber bin, dass du mir die Tür geöffnet hast. Ich weiß, das habe ich dir heute schon oft gesagt, aber ich möchte dir zeigen, dass es für mich alles andere als eine Selbstverständlichkeit ist. Und dass du zu mir nach Hause gegangen bist, toppt das Ganze nur noch", murmelte sie mit schwacher Stimme und beißt sich zögerlich auf die Unterlippe. Nie war sie so unsicher wie in den letzten beiden Tagen und sie möchte keinesfalls etwas falsches sagen. Harry sollte ihr glauben und Vertrauen schenken. Erst dann würde sie den Mut aufbringen und ihm alles erzählen. Falls sie sich nicht bis dahin für ihre Gedanken schämte und bereute, was sie tun wollte. Avery kannte sich selbst ganz gut und wusste, dass sie manchmal Einfälle hatte, die sie Wochen später bereute. Doch bei ernsten Entscheidungen war ihr klar, dass ihr Kopf und ihr Bauch und ihr Herz zusammen ihr den richtigen Weg zeigen würden.
„Ich habe dir doch schon gesagt, was ich darüber denke. Ich bin froh, dass du hier bist und nicht auf einer Parkbank oder überrollt auf den Bahngleisen. Wirklich", seufzte Harry in Gedanken versunken.
Sie lächelte und zog ihre Beine näher an ihren Oberkörper, sodass sie wie ein Embryo da lag und sich wärmte. Es war tierisch gemütlich und wenn sie nicht aufpasste, würde sie in weniger als zehn Minuten in einen Tiefschlaf verfallen. Harrys Geruch bahnte sich bei jedem Atemzug einen Weg in ihre Nase und sie würde sich am liebsten an ihn kuscheln. Sie hatte nicht die geringste Ahnung, weshalb sie sich so wohl fühlte und sich von Anfang an so angezogen von ihm fühlte, doch sie mochte das Gefühl und genoss die Geborgenheit. Das kannte sie von Zuhause nicht. Nach wenigen Minuten drehte sie sich um und bemerkte, dass auch Harry bereits auf der Seite lag und sein Gesicht sich nur wenige Zentimeter von ihrem entfernt befand.
Der 19-Jährige hatte seine Hände vor seinem Kinn gefaltet und spürte jeden seiner Atemzüge auf der Haut seiner Finger. Er hatte mal herausgefunden, dass ihn dieses Gefühl irgendwie beruhigte und auch nun wirkte es. Er war weniger aufgeregt und konnte seine Gedanken besser sortieren. Er hörte Avery immer tiefer atmen und als sie sich kaum mehr regte war er sicher, sie war eingeschlafen. In der Dunkelheit erkannte er nichts, rein gar nichts von ihrem schönen Gesicht, doch er freute sich auf den Morgen, auch wenn er nicht wusste, was ihn erwartete. Vielleicht haute sie ab, bevor er wach wurde und er hatte sie nun zum letzten Mal gesehen. Vielleicht wachte er aber auch neben ihr auf und fing an zu lächeln, weil das hübsche Mädchen noch nicht schlagartig die Luft ergriffen hatte. Er wollte alles richtig machen. Er würde ihr sogar Frühstück ans Bett bringen, doch sie waren kein Paar und würden vielleicht auch nie eins werden, sondern für immer Bekannte bleiben, die sich zufällig in einer ungewöhnlichen Situation kennengelernt hatten. Er wusste es nicht und würde es erst später erfahren, also driftete er in einen teils recht unruhigen Schlaf ab und träumte wirres Zeug, was er aber sofort vergessen hatte, als er am nächsten Morgen die Augen aufschlug.
Und sie war noch da.
Das Zimmer war nun etwas erhellt, da durch die Seitenspalte des improvisierten Vorhangs Licht einfiel, und er konnte ihr schlafendes Gesicht erkennen. Schwach, aber wunderschön. Er hatte nie einen Menschen als schön bezeichnet, doch bei Avery fiel ihm in diesem Augenblick kein anderes Adjektiv ein. Und er war sicher, dass nicht nur ihr Körper wunderschön war, sondern auch ihre Seele. Er musste sie nur finden. Avery wachte von dem Knurren ihres Magens auf, woraufhin Harry leise lachte und sie vergrub grinsend das Gesicht im Kopfkissen. Ihre Arme waren unter dem Gewicht ihres Körpers eingeschlafen, da sie auf dem Bauch lag, also streckte sie sie zur Seite aus und lag da, als hätte sie gerade einen Bauchklatscher gemacht. Harry konnte nicht anders und lachte noch mehr, piekste sie vorsichtig in die Seite, um sie zu kitzeln. Schlagartig fuhr sie in die Höhe und brach sich dabei beinahe die Wirbelsäule, woraufhin sie sich stöhnend wieder nach vorne fallen ließ und fluchte: „Ich habe mir alles gebrochen, was man sich brechen kann, glaube ich. Vielen Dank Mister Ich-Kitzle-Avery-Weil-Ich-So-Lustig-Bin."
Harry lachte noch einmal laut, ließ es dann aber gut sein und strich ihr einmal spielerisch über den Hinterkopf, während er sich aus dem Bett schälte und meinte: „Komm, ich müsste noch Brötchen oder so etwas da haben. Dann braucht dein Bauch sich nicht mehr zu beschweren."
Avery nickte zustimmend, stand nach einigen Minuten auf und bewegte sich erst einmal Richtung Bad, um sich zu waschen, die Haare zu kämmen und sich eines ihrer frischen Shirts anzuziehen. Erst dann betrat sie ebenfalls die Küche, in der Harry schon am Tisch saß und ein halbes Brötchen auf eigenartige Weise im Mund stecken hatte.
„Schorry, isch hatte scho Hunga", brabbelte er mit vollem Mund und Avery prustete los. Lachend verdrehte sie die Augen und nahm sich einen Teller aus dem Schrank. Die meisten seiner Schränke hatten Glasvitrinen, durch die man sehen konnte, was sich dahinter befand, also war es nicht so schwer, die Teller zu finden. Sie setzte sich zu ihm und nahm sich eines der Brötchen, die gestern übrig geblieben waren. Harry hatte extra mehr gekauft, sie würden vielleicht sogar noch für heute Abend reichen. Es war Sonntag und kaum ein Geschäft hatte auf. Außerdem wollte er nicht losfahren, denn ein Sonntag war zum Ausruhen da.
„Was machen wir denn eigentlich morgen? Ich muss von neun bis drei auf der Arbeit sein. Entweder du bleibst hier oder du unternimmst etwas schönes", fiel Harry ein und legte sein Messer auf den Tellerrand.
„Hm, was soll ich denn Tolles unternehmen?", fragte sie unbeeindruckt.
„Lass mich mal überlegen, was man in LONDON denn so TOLLES unternehmen könnte", sagte Harry ironisch und legte sich gespielt nachdenklich die Zeigefingerkuppen an die Schläfen.
Avery grinste: „Ja, ja, schon gut. Ich finde etwas. Sonst schaue ich eben den ganzen Tag fern, ich würde dir auch die Stromkosten zahlen."
Nun war es Harry, über dessen Gesicht sich ein Grinsen ausbreitete. „Ich habe einen Ersatzschlüssel. Wenn du mir versprichst, dass du ihn nicht verlierst und auch keine ungebetenen Gäste hereinlässt, dann würde ich ihn dir geben und du könntest wieder rein, wenn du draußen keine Lust mehr hast. Sonst müsstest du den ganzen Tag draußen bleiben. Und morgen soll es regnen."
Erstaunt runzelte Avery die Stirn: „Das würdest du echt tun? Wahnsinn, danke. Ich halte mich an alle Abmachungen, ist doch klar. Immerhin lässt du mich bei dir wohnen, da will ich nichts riskieren."
Harry lächelte zufrieden und die beiden verbrachten den Tag mit stundenlangen Unterhaltungen über Harrys Leben und seinen Job, über die Firmenfeier am Mittwoch, zu der sie mit seinem Vater gehen wollten und Harry erzählte eine kuriose Geschichte aus dem Geschäftsleben nach der anderen, sodass Avery am Ende weinend vor Lachen am Boden saß und sich die Tränen unter den Augen wegwischte. Doch sie selbst erzählte kaum etwas. Zumindest nichts, was Harry nicht schon wusste. Es schien, als wäre sie ein verschlossenes Buch und nur der Mensch, der den Schlüssel fand, konnte es lesen. Harry wollte dieser eine Mensch sein. Er wollte den Schlüssel finden, doch es schien schwieriger zu werden, als er dachte. Avery hingegen, die die Person kennenlernen wollte, die sie gerettet hatte, fiel es leicht, etwas über Harry herauszufinden. Er erzählte und erzählte – er selbst erkannte sich dabei kaum wieder. Normalerweise vertraute er nie jemandem so schnell und der Typ für lange, witzige Erzählungen war er nie gewesen. Doch Zeiten änderten sich – man musste nur den richtigen Moment und die richtige Person finden.
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Miracle ➳ Harry Styles
Teen FictionHarry und Avery. Ein Ort. Ein Wunder. Eine Liebe. Und eine Nacht, die das Leben der zwei schlagartig ändern sollte. © Lina Christin, Juli 2017 || Warnung: Dieses Buch handelt mitunter von Suizidgedanken - es wird keinesfalls eine ausführliche Beschr...