Kapitel 4

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Drei Tage später

"Werte und Normen oder Religion?" fragte ich Harry und lief ihm mit der Anmeldung der Schule hinterher.
"Gibt es da einen Unterschied?" fragte er zurück.
Ich zuckte mit den Schultern "Keine Ahnung..." "Musst du diese Fächer überhaupt wählen? Das sind doch keine Pflichtfächer oder etwa doch?" hakte er nach.
"Warte...oh! Du hast recht. Ok weiter" Ich schaute auf dem Zettel etwas weiter runter.
"Kunst oder Musik?" fragte ich.
"Zeichnest du gerne?" fragte Harry.
"Keine Ahnung. Habe es nie gemacht" antwortete ich.
"Singst du oder spielst du ein Instrument?" hakte er weiter nach.
"Nein auch nicht" murmelte ich.

"Ok ich bin Musik, du bist Kunst.
Wir spielen Schere, Stein, Papier"
Er stellte sich mir gegenüber und hielt seine Hand bereit.
Ich nahm den Stift in die andere Hand und hielt meine auch hin.
"Ok. Schere, Stein, Papier"
Harry zeigte Schere, ich Stein.
"Dann also Kunst"
Ich kreuzte das Fach an und wir machten weiter.
"Wirtschaft oder Politik"
"Gibt es da einen Unterschied?"
"Keine Ahnung"
"Politik"
"Ok"

Und genau so ging es immer weiter bis alle Kreuze gesetzt worden sind.
Bei Name und Vorname verwechselte ich mal wieder Vornamen mit Nachnamen und beim Geburtstag schrieb ich aus versehen unser jetziges Jahr, statt mein Geburtsjahr.
Harry verriet mir unsere Adresse und Telefonnummer und den Rest trug er selber ein.

Wenn wir dann mit der Anmeldung durch sind, legten wir die Mappe auf die Komode neben der Eingangstür.

"Komm, gehen wir jetzt schlafen. Es ist schon spät" sagte Harry und wank mich zu sich.
Wir gingen zusammen ins Badezimmer und fingen an uns die Zähne zu putzen.
Harry schnitt dann immer Grimassen, sodass ich lachen musste und die Hälfte von dem Zahnpastaschaum in meinem Mund herausfloss.
Und weil ich lachte, lachte auch Harry und ihm ereilte das selbe.

In getrennten Zimmern zogen wir uns dann um und gleichzeitig warfen wir uns in Harry's Bett.
Mein Zimmer ist nur halb fertig. Es hat lange gedauert das Parkett herein zu bauen und jetzt kommen erst die Möbel dran.
Und weil es im Zimmer noch unangenehm nach Wandfarbe roch, schlief ich vorübergehend bei Harry.

Ich lag diesen Abend noch lange wach. Ich dachte über das Heim nach und stellte fest, dass ich mich hier noch kein einziges mal so gefühlt habe wie dort. Nicht mal annähernd.
Harry ist immer bei mir, wenn ich ihn brauche.
Ich habe ihn seit dem Tag als er sich mir gegenüber gesetzt hat schon lieb gewonnen und er tut so viel für mich...
Er verurteilt mich nicht und steht mir bei.
Er weiß dass ich mich selber verletzt habe und hat mich nicht sofort zu einem Therapeuten geschickt.
Er vertraut mir und will mir helfen.
Er sorgt sich so sehr um mich, und das nach erst fünf Tagen.

"Harry" sagte ich leise.
"Mmmh...Alice" flüsterte er "Ist etwas passiert?"
Er drehte sich alarmiert zu mir und musterte mich.
"Nein...ich- ich wollte nur" nuschelte ich.
"Ich hab dich lieb" murmelte ich und lächelte schüchtern.
Er entspannte sich und fing auch an, müde zu lächeln "Komm her" sagte er und zog mich an sich.
Ich kuschelte mich an seine warme Brust und lauschte seinem Herzschlag.
"Ich hab dich auch lieb, meine kleine" sagte er und drückte mir ein Kuss auf die Wange.
Ich schloss die Augen und genoss diesen Moment. Die Wärme, Geborgenheit und das Gefühl, beschützt zu sein.
Sein Herzschlag entspannte mich vollkommen und so langsam wurden auch meine Lider schwer, sodass ich die Tiefe meines Schlafes tauchte.
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Eine Woche später

Ich hasste den Geräusch des Weckers jetzt schon.
Ich schaltete ihn schnell aus und war dabei wieder einzuschlafen, als die Tür aufkrachte und Harry herein spaziert kam.
"Alice Styles! Denk gar nicht erst daran weiter zu schlafen. Heute ist dein erster Schultag und ich werde es sicher nicht dulden, wenn du gerade heute zu spät kommst!" rief er und riss mir meine Decke weg.
"Harry! Bitte, nur fünf Minuten" meckerte ich und heulte gespielt in mein Kissen.
"Nein. Du kommst jetzt mit" sagte er und warf mich plötzlich über die Schulter.
Er verließ mein Zimmer während ich wie ein Sack Kartoffeln an ihm runterhang.
Er stellte mich im Badezimmer vor dem Spiegel wieder ab und drückte mir eine Zahnbürste in die Hand und wollte gerade Zahnpasta drauf schmieren.
"Harry das ist deine" hielt ich ihn auf und angenervt riss er sie mir wieder aus der Hand und drückte mir meine in die Hand.
"Putz dir die Zähne, ich lege dir Kleidung aufs Bett und mache dir was zu essen" sagte er streng und stöhnend fing ich an.

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